Franz Mangelmann ist mit 105 Jahren der älteste Bürger unserer Stadt. Herzliche Glückwünsche an ein Sterkrader Urgestein.

Franz Mangelmann ergreift die zum Glückwunsch hingehaltene Hand, umfasst sie mit seinen kühlen, feinen Fingern und zieht einen näher zu sich heran. Aus wachen, blauen Augen beobachtet er die junge Gratulantin, bevor er ihr das Geheimnis eines langen Lebens verrät: Gottvertrauen, Loyalität „und ein bischen Glück gehört natürlich auch dazu“, sagt der Senior mit fester Stimme. Er muss es wissen: Am gestrigen Dienstag ist der Tackenberger 105 Jahre alt geworden.

Als der älteste Bürger Oberhausens geboren wurde, da existierte unsere Stadt noch nicht in ihrer heutigen Form. Das Haus, das Mangelmanns Eltern an der Dorstener Straße gebaut hatten, stand in der Bürgermeisterei Sterkrade, umgeben war es von Feldern, gleich gegenüber, da wo jetzt eine Tankstelle steht, spielte der junge Franz Schlagball. Mit sieben Jahren – Sterkrade sollten bald Stadtrechte erteilt werden – kränkelte der Junge, da schickte ihn die Mutter zum Arzt. Er habe mit dem Kopf geschüttelt, sagte dem schmalen Jungen ein kurzes Leben voraus. „Ach, wenn der nur wüsste“, freut sich der Senior heute über seinen späten Sieg.

1929 wird Sterkrade Teil der Stadt Oberhausen und Mangelmann arbeitet bereits seit neun Jahren als Schlosser. Bei der Guten Hoffnungshütte hatte er angeheuert und ist ihr ein halbes Jahrhundert lang treu geblieben. Zuletzt hat er sogar noch seinen Meister gemacht und einen Zechenbaubetrieb übernommen: „Ich war schon 60 Jahre alt, da bat mich mein Chef darum.“

Mit 65 Jahren ging Mangelmann doch noch in Rente und hatte damit endlich wieder mehr Zeit für den Sport: 1920 war er dem damals noch jungen Handballverein VfL Bergheide beigetreten, hatte über 40 Jahre lang für die 1. Mannschaft im Tor gestanden. Eine Legende sei Mangelmann gewesen, sagt einer, der den 105-Jährigen noch auf dem Spielfeld erlebt hat. Als er nicht mehr im Tor stand, engagierte sich Mangelmann als Platzwart, sammelte die schmutzigen Trikots der jungen Spieler ein, die seine Frau Adelheid für den Verein wusch.

Loyal ist Mangelmann stets gewesen: seinem Arbeitgeber gegenüber, bei dem er 50 Jahre lang angestellt war, seinem Verein, in dem er seit 90 Jahren Mitglied ist, und auch seiner Frau, mit der er vor sechs Jahren noch Gnadenhochzeit feierte, bevor sie in hohem Alter verstarb.

Und treu geblieben ist Franz Mangelmann auch seiner Stadt: In dem Haus, in dem er 1905 geboren wurde, wohnt der Senior noch immer, heute mit seiner Tochter Mechtild Boomkamp, die sich auch um den Garten kümmert, den Mangelmann lange Jahre selbst bewirtschaftet hat.

In diesem Garten sitzt bei der Geburtstagsfeier zwischen Handballern, Familie und ehemaligen Arbeitskollegen auch Klaus Wehling. „Treue stand bei mir immer an erster Stelle“, verrät Franz Mangelmann dem Oberbürgermeister, das habe er von seinem Vater gelernt, der „vom Typ her so wie der Heilige Josef“ gewesen sei.

Der Glaube habe für ihn immer eine wichtige Rolle gespielt: Fast 70 Jahre stand Franz Mangelmann als Messdiener am Altar der St.-Bernardus-Kirche. Auch deshalb ist Propst Bernward Mezger zur Feier gekommen, gratuliert zu dem „biblischen Alter“. Franz Mangelmann nickt fröhlich: „Ja“, sagt der 105-Jährige, „zum lieben Gott hatte ich schon immer einen besonders guten Draht.“