Oberhausen. .
Pro Bahn: „Zuverlässigkeit bleibt auf der Strecke“. Aktuelle Ausfälle bei der Stoag würden einseitig kompensiert.
Wenn es mal ganz eng wird, müssten bei der Stoag auch Verwaltungsmitarbeiter ans Steuer. Und es ist derzeit schon ziemlich eng. Zwar hätten sich gestern einige erkrankte Kollegen wieder zum Dienst gemeldet, so Sprecherin Sabine Müller, aber noch immer sei man nicht auf dem Durchschnittsniveau. Weil zudem Urlaubszeit ist, fallen Fahrten schlichtweg aus (die NRZ berichtete).
Engpass Trasse
Das Problem kehrt alle Jahre wieder, aber diesmal mache es sich besonders bemerkbar, meint Lothar Ebbers vom Fahrgastverband Pro Bahn. „Die Betriebsqualität bei der Stoag habe ich so schlecht noch nie erlebt.“ Ebbers wollte am Wochenende von Sterkrade zum Centro. Wegen Arbeiten auf der Trasse müssen Fahrgäste dort auf Ersatzbusse oder die Linien 90 und 96 ausweichen. Statt der vorgesehenen vier Fahrtmöglichkeiten pro halber Stunde gab es an diesem Nachmittag nur eine, sagt Ebbers. „Und das auf einer Hauptstrecke. Von Sterkrade kommt man im Moment leichter nach Biefang als in die Neue Mitte.“
Wie viele Fahrten dort und anderswo in den vergangenen Tagen gestrichen wurden, mag man bei der Stoag nicht sagen. „Das sind interne Zahlen.“ Mit der Wieder-Einführung des alten Nachtnetzes habe der Engpass jedenfalls nicht zu tun, sagt Sabine Müller. Keinesfalls würde am Tage abgezwackt, was man nachts zusätzlich anbieten muss. „Um diesen Bedarf zu decken, wird mehr Personal eingestellt.“ Müller verweist zudem erneut auf das Bemühen, die Ausfälle eher auf Linien mit Zehn-Minuten-Takt zu kompensieren als auf solchen mit ohnehin langen Wartezeiten.
Lothar Ebbers bezweifelt das. „Wo gibt es denn heute noch Linien mit Zehn-Minuten-Takt? An die SB 91 traut man sich nicht heran, da könnte Bottrop Geld zurück fordern.“ Seiner Beobachtung nach habe man Fahrten „einseitig herausgenommen“. Zudem ist der Fahrgast-Vertreter durchaus der Ansicht, der andauernde Spardruck trage zur Situation bei.
„Reserven abgebaut“
„Die Restrukturierungen haben überall dazu geführt, dass Personalreserven abgebaut wurden. Damit ist ein ziemlicher Teil der Zuverlässigkeit verloren gegangen.“
Den Kunden bleibt nur, sich auf die „Mobilitätsgarantie“ zu berufen, die ihnen eine Übernahme der Taxi-Gebühren zusichert, falls Bus oder Bahn ausfallen beziehungsweise mehr als 20 Minuten Verspätung haben und es keine Ausweichmöglichkeit gibt. Diese Garantie sei „nicht so bekannt, wie sie sein sollte“, sagt Sabine Müller, und das, obwohl die Stoag sie „ganz offensiv“ vermarkte und sich bei der Bearbeitung großzügig zeige. Freilich: Dass ein Bus ausfällt, „erfährt man meist erst hinterher“, sagt Lothar Ebbers. Selbst an mancher Haltestelle mit elektronischer Anzeigetafel warteten Fahrgäste zuletzt vergeblich auf Information.