Lecker zubereitet und spielerisch serviert, wandern fremde Wörter locker ins Langzeitgedächtnis der Kinder.

Der Waldkindergarten im Revierpark Vonderort mit Englischlehrerin Stefanie Schulz. 01.10.2009 Foto: Anja Bäcker / WAZ FotoPool
Der Waldkindergarten im Revierpark Vonderort mit Englischlehrerin Stefanie Schulz. 01.10.2009 Foto: Anja Bäcker / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Sie klatschen, stampfen, zählen, singen und sie haben sichtlich Spaß, alles zu machen, was Stefanie Schulz bestimmt. Sie verstehen, was zu tun ist wunderbar, obwohl die große, schlanke Frau im roten Anorak, die einen Korb als Hut trägt, nicht Deutsch mit ihnen spricht: Stefanie Schulz gibt den über 40 Kindergartenkindern der Kita Löwenzahn tatsächlich in der Waldschule Englischunterricht!

Wie funktioniert denn sowas bloß? Es funktioniert nicht, es geht los. „One, two, three, four, five, six . . .” „Sind wir hier im Haus?”, fragt die Lehrerin. „Nein, im Wald!”, rufen die Kinder – auf Englisch. „Welche Farbe hat das Blatt?” Klar, es ist grün. Und man kann es befühlen, riechen – etwa auch essen? Nein, es schmeckt natürlich nicht.

Was hier geschieht, ist Lernen mit allen Sinnen durch Kommunikation miteinander und mit der Lehrerin. Oder ist es Animation? Vielleicht. Jedenfalls arbeitet Stefanie Schulz mit Körpersprache, mit Mimik und Gestik, so dass auch die Kinder wissen, was sie meint, die heute um ersten Mal mit ihr Englisch lernen, ohne zu merken, dass sie lernen, versteht sich.

Es regnet in Strömen, doch sie werden ein bisschen beschützt vom dichten Blätterdach im Wald im Revierpark Vonderort. Weil Waldwoche im Kindergarten ist, geht's heute Englisch um Bäume, Zweige, Blätter, Äste. Und jetzt spielen sie, dass sie selbst Bäume sind. Mit den Armen bilden sie die Krone, dann die Äste und sprechen dabei gemeinsam im Chor – Englisch.

„Mit Bewegung wandert ein neues Wort sofort ins Langzeitgedächtnis”, erklärt Schulz später, dass es so wichtig ist, Wörter mit bestimmten Gesten in Verbindung zu bringen. „Auch Schauspieler lernen ihre Rollen so.”

Das Vokabular werde immer wiederholt, in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen und stets sichtbar gemacht. „Wenn ich zum Beispiel über ein Blatt spreche, muss ich's auch zeigen” – oder die Kinder Blätter aufsammeln und in den Korb legen lassen, wie es in der „Waldschule” geschieht.

Stefanie Schulz ist eine Expertin vom Mülheimer „Early English Learning Center”, das nach der weltweit anerkannten Helen Dorn-Methode Kindern so früh wie möglich die englische Sprache lehrt, indem sie erlebbar gemacht wird – durch Sehen, Fühlen, Riechen, Schmecken, Spielen, Bewegung, Kommunikation. Dass es bis zur Vollendung des sechsten Lebensjahres möglich ist, fremde Sprachen so zu erlernen wie die Muttersprache, spielt dabei eine wichtige Rolle. Dass jedes neu geborene Baby offen für jede Sprache ist, auch. Nur: „Die englische Sprache hat zehn Laute mehr als die deutsche, und die werden, weil sie beim Deutschlernen überflüssig sind, aus dem Gehirn praktisch rausgeschmissen”, erklärt Stefanie Schulz. Genau diese „vergessenen” Laute zu erhalten, ist ein Ziel des frühen Fremdsprachenlernens.

Und das fällt den Vorschulkindern – je jünger, desto mehr – so leicht, weil sie noch nicht übersetzen müssen, denn im Unterschied zum späteren Leben wird die Zweitsprache in der gleichen Gehirnhälfte „gespeichert” wie die Muttersprache. Stefanie Schulz: „Deshalb ist es auch nur in der frühen Kindheit möglich, eine fremde Sprache ohne Akzent und grammatikalisch völlig korrekt sprechen zu lernen.”