Bei der Holocaust-Gedenkfeier setzen sich Schüler mit den NS-Verbrechen und ihrer Verantwortung auseinander.

Warum soll man an den Holocaust denken – Jana sagt es mit ihren Worten. „Man muss das wissen, damit man mit den Leuten Mitleid hat”, glaubt die Elfjährige, und Maggy, zehn, hat auch einen Gedanken dazu: „Damit man so was nicht selbst macht.” Der Mord an sechs Millionen Menschen, für Kinder ist er schwer zu fassen. Aber sie tun es, auf ihre Weise.


Schüler finden ihre eigenen Antworten

Und so hatten die Schüler von fünf Oberhausener Schulen ganz unterschiedliche Beiträge zur Gedenkfeier in der Gedenkhalle des Schlosses mitgebracht. Die einen spielten Flöte, die anderen sangen einen Kinderrechte-Rap. „Wir gedenken der toten Kinder”, hatten die Schüler der Josefschule angekündigt. Dass Kinder vor Unrecht und Gewalt geschützt werden müssen, dass sie ein Anrecht auf Fürsorge, Ernährung und Medikamente haben, da gibt es für sie einen Zusammenhang mit den Verbrechen der Nazi-Zeit.

„Es tut uns alles sehr leid, was da passiert ist”, sagt Sebastian (14). Und deswegen sei es ihm sehr wichtig, hier mit seiner Schulband „The Fusions” von der Albert-Schweitzer-Hauptschule zu spielen. Es spiele auch keine Rolle, dass sie ja gar nicht geboren waren, als die Juden in Deutschland verfolgt wurden. „Wir sind ja alle verbunden”, sagt Emre (16) und zeigt auf seinen Freund Akin (15). „Ich kann ja auch nicht hingehen und sagen, der ist jetzt zum Beispiel Grieche, und deswegen ist er weniger wert als ich.”


Performance über das, was bleibt

Die Antifa-Gruppe des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums liest szenisch „Dieser Marsch war eine Katastrophe”, von den letzten Todesmärschen kurz vor Kriegsende. Was vom Menschen übrigbleibt, stellt die Gesamtschule Weiderheide in einer Performance dar: Nach und nach verschwinden die Kinder unter einer grauen Decke. Zurück bleiben Koffer, Uhr, Kleidung.

David, einer der Darsteller, ist zwölf Jahre alt und erschüttert von dem, was er über Konzentrationslager erfahren hat. „Die mussten ihr Grab selber graben!” Schulkameradin Praveena (11) sagt mit dieser Entrüstung, die nur Kinder haben: „Das sind doch alles Menschen!”


Entscheidend ist, wie wir uns heute verhalten

Ercan Telli, Migrationsrat, hatte es in seiner Rede zum Gedenktag gesagt: „Vielleicht ist es nicht die Frage, wie wir damals gehandelt hätten, sondern wie wir uns heute verhalten.” Oder mit dem Friedensnobelpreisträger und Holocaust-Überlebenden Elie Wiesel, den Oberbürgermeister Klaus Wehling zitierte. „Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer.”