Oberhausen. Eine Oberhausenerin feiert einen außergewöhnlichen Geburtstag. Sie erzählt, was sie im Leben gelernt hat und wofür sie besonders dankbar ist.
„Ich bin noch ganz flott auf den Beinen“, sagt Else Staller stolz, erhebt sich aus ihrem Sessel und läuft an ihrem Rollator durch ihr Zimmer in der Seniorenresidenz Haus Abendfrieden in Oberhausen - und das kurz vor ihrem 101. Geburtstag. Ein ganz schön stolzes Alter, dass am 12. Mai gebührend gefeiert wird.
Für Staller ist ihr 101. Ehrentag jedoch nichts außergewöhnliches: „Ich habe jedes Jahr Geburtstag, das ist doch nichts Besonderes“, winkt Else Staller mit einem Lachen im Gesicht ab. Über ihren Geburtstag habe sie sich noch nicht viele Gedanken gemacht. Wünsche habe die 101-Jährige auch nicht: „Ich wünsche mir nichts. Wenn ich etwas haben möchte, dann kauf ich es mir.“ Insgesamt gehe es ihr gut, ihr Alter mache sich aber in letzter Zeit etwas bemerkbar, berichtet Staller.
Bei der 101-Jährigen Oberhausenerin kommt keine Langeweile auf
Seit acht Jahren lebt sie im Haus Abendfrieden im Oberhausener Schladviertel. Es dauerte ein wenig, bis sie sich an das Leben in der Seniorenresizenz gewöhnt habe, sagt sie. Das Gefühl, bemuttert zu werden, kannte sie vorher nicht. Der Umgang damit fiel ihr nicht leicht, aber: „Alle wollen hier das beste für mich und sind sehr herzlich“, gibt Staller zu.
Langeweile kommt in ihrem Alltag nicht auf. „Ich habe immer genug zu tun“, sagt Staller. Am liebsten sitzt sie in ihrem Zimmer und liest. Auch Fernsehen gehört zu den Beschäftigungen in ihrem Alltag. „Das mache ich im Moment aber nicht so oft. Ich schaue einfach, was läuft. Wenn mir was gefällt, schaue ich es. Wenn nicht, mache ich den Fernseher wieder aus“, stellt Staller auf die Nachfrage klar, was sie denn am liebsten schaut.
Ansonsten verbringt sie viel Zeit mit ihrer Familie. Diese kommt sie regelmäßig besuchen. Gemeinsam mit ihrem bereits verstorbenen Mann hat Staller einen Sohn. Dazu kommen zwei Enkelkinder und ein Urenkelkind. Über den Besuch der Familie freut sich Else Staller immer: „Wir unternehmen nichts besonderes. Aber wir sind einfach zusammen, das ist schön.“
Ob sie damit gerechnet hat, dass sie einmal dieses stolze Alter erreichen wird? „Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, wie alt ich werde. Jetzt bin ich zwar alt, aber mein Leben ging ruckzuck vorbei.“ Auch, wenn sie es nicht immer leicht hatte, habe sie insgesamt ein gutes Leben geführt, sagt sie: „Ich habe gelernt, dass nach schlechten Zeiten immer wieder gute Tage kommen.“
Staller erlebte schwere Zeiten im Krieg
Besonders prägend war die Zeit im Zweiten Weltkrieg. Bereits mit 14 Jahren ist sie von zu Hause weg. Es folgten harte Jahre im Arbeitsdienst. „ Ich hatte großes Heimweh. Aber wir hatten damals keine Wahl, wir mussten im Krieg arbeiten. Es waren viele Jahre, die nicht schön waren, aber da mussten wir durch“, blickt die 101-Jährige zurück.
Besonders dankbar sei sie für ihre Wegbegleiter gewesen. „Ich hatte immer mit Menschen zu tun, die es gut mit mir meinten. Ich war nie von schlechten Menschen umgeben“, merkt Staller glücklich an.
Erfolgsrezept für ein langes Leben: Harte Arbeit und Sport
Mit reichlich Lebenserfahrung und einer Menge Anekdoten aus alten Zeiten bei der Hand, möchte sie sich trotzdem nicht anmaßen, anderen Menschen Ratschläge für ihr Leben zu geben. „Jeder soll seine Erfahrungen im Leben sammeln. Mit meiner Familie spreche ich viel über mein Leben, aber bei Fremden fühle ich mich nicht befugt, ihnen das Leben zu erklären“, stellt Else Staller klar.
Im Leben gibt es nichts, was sie bereut. „Ich war immer sehr stur. Wenn ich mir was vorgenommen habe, habe ich das auch durchgezogen. Ich bereue nicht, etwas getan zu haben.“
Aber was ist nun ihr persönliches Erfolgsrezept für ein langes und erfülltes Leben? „Ich habe immer viel und hart gearbeitet. Ich war immer viel draußen an der frischen Luft. Außerdem habe ich geturnt und bin viel geschwommen. Das hat mich fit gehalten.“