Oberhausen. Sänger und Entertainer Tom Gaebel gastierte auf den Spuren von Frank Sinatra im Ebertbad. Tosender Jubel belohnte die gelungene Show.

Im Ebertbad haben sich im Laufe der Jahre viele Paare ineinander verliebt; in das Ebertbad hat sich dagegen der singende Entertainer und gebürtige Gelsenkirchener Tom Gaebel während eines Drehs für das ZDF verliebt. Weshalb der Künstler unbedingt dort einmal seine Qualitäten als „Sinatra von Gelsenkirchen“ zeigen wollte – als ein Sänger und Entertainer aus jener Stadt, der Georg Kreisler einst sein böses Spottlied „Das gibt es nur bei uns in Gelsenkirchen“ widmete, ohne allerdings einen gewissen Sinatra zu erwähnen. Nun füllte Tom Gaebel bei seinem ersten Konzertauftritt in Oberhausen den gepflegten Oberhausener Musentempel fast restlos.

Nicht unerwartet erlebte man eine doch recht nostalgische Reise rückwärts in jene Jahre, als Jazz noch Pop war – und Francis Albert Sinatra das Maß aller Dinge im unterhaltenden Vokal-Geschäft. Auf der Bühne versprach ein großer Aufsteller „A Swinging Affair!“. Genau die servierte der in Ibbenbüren aufgewachsene Sänger vor der intimen Kulisse seines souverän agierenden Trios mit allen Zutaten, die ein Entertainer braucht, um sein Publikum um den kleinen Finger zu wickeln.

Große Gesten samt Rückauslage und wiegende Hüften sorgten für eine ansehnliche Bühnenpräsenz, launige Ansagen für Orientierung im kurzweiligen Geschehen, das mit der Aufforderung begann „Come fly with me“. Zwei Songs später flogen, nein sangen seine da bereits begeisterten Fans den deutschen Refrain des italienischen Welthits „Quando quando“ von Tony Renis mit, den die große Catarina Valente im Jahr 1962 in die USA gebracht hatte.

Obwohl Frank Sinatra im Laufe seines Lebens mindestens 1300 Songs aufnahm, war diese - von Tom Gaebel mit dem englischen Text kredenzte Bossa-Nova-Nummer - nicht in Sinatras Repertoire vertreten. Allerdings passte sie gut in das von Jerry Lu am Piano geschmeidig inszenierte Programm im Ebertbad, bei dem Stefan Rey mit feinen Basslines und der akzentuiert trommelnde Niklas Walter ihren ausdrucksstarken Frontman gekonnt unterstützen.

Tom Gaebel in Oberhausen: ein Auftritt in cooler Lässigkeit

Der nippte zwischendurch mal kurz einem Glas Wein – „The Voice“ hätte da schon längst den dritten Whiskey intus gehabt – und feierte neben Ray Charles’ inzwischen offzieller Staatshymne „Georgia“ auch den unverwüstlichen „Ol’ Man River“ in cooler Lässigkeit. Um dann mit einem Medley – den meisten im Ebertbad wohl eher als Potpourri vertraut – die Hitparade der als „Rat Pack“ weltbekannten Sauf- und Sangeskumpel Dean Martin, Sammy Davis jr. und Frank Sinatra aufzufahren.

Mit allem Drum und Dran samt dem korrekt „Nel blu, dipinto di blu“ genannten Pizzabuden-Ohrwurm „Volare“. Dass Tom Gaebel danach mit dem öligen Charme eines Kaffeefahrtverkäufers sein opulent ausgestattetes Hörpaket „Live at the Savoy“ anpries, wirkte wie eine Mischung aus Selbstironie und Geschäftstüchtigkeit – das Publikum lachte und nahm das Angebot gerne an.

Tom Gaebel präsentierte sich im Ebertbad mit kompakter Trio-Begleitung.
Tom Gaebel präsentierte sich im Ebertbad mit kompakter Trio-Begleitung. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Nach der Pause wurde es dafür von dem flotten Dreier mit Steuermann prompt mit feinen Balladen belohnt, wobei die Instrumentalisten nun auch mit ausgedehnten Soli ihre Qualitäten demonstrieren durften. Etwa durch ein markantes Bass-Intro zum alten Heuler „Sunny“, dem Tom Gaebel ebenso delikat Tiefgang verlieh wie dem folgenden „Fever“, das sich auf der stiekum eingesehenen, handgeschriebenen Setlist amüsanterweise „Jever“ las – der „Sinatra aus Gelsenkirchen“ nippte mal wieder am Wein und befand schließlich genüßlich „That’s Life“.

Tosender Jubel nach einer unterhaltsamen Show, deren Zugabe mit den schönen und überaus passenden Worten begann: „And now, the end is near / And so I face the final curtain“ – natürlich „My Way“ in der Version eines heimischen Entertainers, der seinen Weg gefunden hat. Nur kritische Geister dachten angesichts des Mai-Programms im Ebertbad leise an Johannes den Täufer: „Nach mir kommt einer, der größer ist als ich.“

Das sind die nächsten Jazzkonzerte im Ebertbad

Bereits am Donnerstag, 2. Mai, ist mit dem amerikanischen Jazz-Sänger Curtis Stigers, dessen Pop-Ballade „I Wonder Why“ Anfang der 1990-er Jahre ein internationaler Top-10-Hit war, ein veritabler Superstar im Ebertbad zu Gast. Und am 15. Mai setzt das famose „Bill Frisell Trio“ den Reigen großer Gitarristen in Oberhausen fort. Karten auf www.ebertbad.de