Stadt lädt heute zum 3. „Forum Integration”. Ein Gespräch mit Sozialdezernent Reinhard Frind zum Stand der Dinge.

„Integration kann eine Stadt nicht verordnen”, sagt Reinhard Frind, „sie muss gelebt werden.” Dennoch weiß der Sozialdezernent um die Aufgabe einer Kommune, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. In Oberhausen wird dies seit sechs Jahren intensiv getan, seit dem ersten kommunalen Integrationskonzept. Mit Redakteurin Rusen Tayfur sprach Frind über die Herausforderung von Integrationsarbeit bei leeren Kassen.

Heute findet zum dritten Mal das „Forum Integration in Oberhausen” statt. Worum geht es dabei?

Frind: Mit dem Forum unternehmen wir jedes Jahr aufs Neue den Versuch, alle Akteure der Stadtgesellschaft mit dem Thema Integration zu konfrontieren. Wir nutzen es auch dazu, die Erfolge des vergangenen Jahres vorzustellen. Es ist also eine Art Berichterstattung. Und die Gelegenheit, um neue Ideen vorzustellen.

Eingeladen hat ein Lenkungskreis, der sich mit diesem Thema beschäftigt. Wer gehört dazu?

Im Lenkungskreis sitzen Aktive, die sich zusammengefunden haben, um die Bemühungen in Sachen Integration zu steuern und die Motivation aufrechtzuerhalten, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Das sind Teile der Verwaltung, Vertreter der Fraktionen, Vertreter aus den Sozialraumgremien, Organisationen wie Wohlfahrtsverbände oder das Netzwerk Interkulturelles Lernen. Ich selbst bin der Moderator des Kreises. Wir tagen regelmäßig und tauschen uns darüber aus, welche Projekte es in Oberhausen gibt. Natürlich verfolgen wir auch, was bundesweit zu diesem Thema diskutiert wird. Da hat sich ja seit der Diskussion um das Zuwanderungsgesetz einiges geändert. Zum Beispiel haben wir es geschafft, endlich den Konsens zu finden, dass wir ein Einwanderungsland sind und dass wir uns um die Migranten kümmern müssen. Dazu hat die Wirtschaft enorm beigetragen, weil sie klargemacht hat, dass sie alle Begabungsressourcen ausschöpfen muss, die vorhanden sind.

Das Thema Integration wird von Ihrem Dezernat – Soziales, Familie, Bildung – bearbeitet. Warum gibt es kein Referat für Integration wie in Duisburg – und keinen Integrationsbeauftragten?

Unser Referat beschäftigt sich mit dem Ausgleich von Benachteiligung. Wir wollen jeden dabei unterstützen, mit seinen Fähigkeiten einen Platz in der Gesellschaft zu finden. Das gilt ebenso für Migranten wie für alle anderen auch. Aber Integration ist ein Querschnittsthema, jede Dienststelle muss sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Wenn man eine eigene Stelle dafür schaffen würde, dann würden sich alle anderen zurücklehnen. Das wollen wir nicht. Wir versuchen, dieses Thema zusammen mit allen Dezernaten aufzubereiten. Zum Beispiel arbeitet die Kultur gerade an einem Interkultur-Konzept und auch im Baubereich tut sich einiges. Wir werden über all dies informiert, damit wir uns austauschen können. Es gibt also keine spezielle Stelle und keine spezielle Person, aber wenn man so will, bin ich innerhalb der Verwaltung der Beauftragte für Integration.

Wenn alle für das Thema zuständig sind – wo kommt dann das Geld her, das für Integrations-Projekte ausgegeben wird?

Zunächst einmal stammt das Geld aus den Etats für Pflichtaufgaben. Man muss sich um Benachteiligte kümmern und wenn Migranten dazugehören, dann ist es selbstverständlich, dass auch sie zur Zielgruppe gehören. Desweiteren bewilligt der Rat bestimmte Projekte, die sich mit Migration und Integration beschäftigen, ebenso, wie er auch Projekte zu anderen Themen bewilligt. Und dann gibt es noch Landesförderungen, Stiftungsgelder sowie Förderungen durch die Bundesregierung oder die EU. Hier müssen wir uns immer wieder um projektbezogene Mittel bemühen. Es gibt einen Mitarbeiter im Jugendamt, der sich federführend damit beschäftigt, der alle Stränge zusammenhält und immer guckt, wie man das jeweilige Projekt verwirklichen kann, indem man vorhandene Ressourcen nutzt und somit Integrationsbelange so querfinanziert, dass es ohne zusätzliche Kosten funktioniert. Das erfordert immer Erfindungsreichtum, besonders in Zeiten wie diesen, in denen wir eher Schulden verwalten als Geld zur Verfügung zu haben.