Oberhausen. Wer gärtnert, muss sich auf den Klimawandel einstellen. Welche Angebote gibt es im Gartencenter dazu? Eine Visite bei Pflanzenexperten.
Der Klimawandel fordert unsere Gärten heraus. Wie können wir mit der richtigen Auswahl an Pflanzen und cleveren Gartenstrategien reagieren? Wir fragten nach bei Iris Blotz, Inhaberin des Gartencenters Dobirr-Blotz in dritter Generation, und bei der Agrar-Betriebswirtin Tjorven Klein.
Das Jahr 2023 war das heißeste Jahr weltweit seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Besonders Europa spürt die Hitze, da sich der Kontinent etwa doppelt so schnell erwärmt hat wie der globale Durchschnitt. In Deutschland lag das Temperaturmittel bei 10,6 Grad Celsius, 2,4 Grad höher als im Vergleichszeitraum 1961-1990. Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen sind die Folgen. Gartenbesitzerinnen und -besitzer spüren die Veränderung und sollten ihre grünen Oasen an höhere Temperaturen und Starkregen anpassen.
Gefragt sind Pflanzen, die Sommerhitze und Trockenheit standhalten
Tjorven Klein bemerkt ein verändertes Kaufverhalten im Gartencenter: „Die Kunden fragen vermehrt nach Pflanzen, die Sommerhitze und Trockenheit standhalten,“ sagt die Betriebsleiterin bei Dobirr-Blotz. Ein typisches Beispiel dafür, ergänzt ihre Chefin Iris Blotz, seien Sukkulenten wie die Hauswurz (Sempervivum). Andere beliebte krautige Pflanzen sind Lavendel, Rosmarin und Thymian, bei den Stauden der langblühende Storchschnabel, zum Beispiel in der Farbe Lila der Sorte Rozanne. Gefragt und für Hitzesommer geeignet sind zudem Zwerg-Bäume als Kübelpflanzen. Die erhältlichen Sorten klingen nach einem stattlichen Obstsalat mit Kiwi, Himbeere, Mirabelle, Kirsche, Pflaume und Apfel.
„Wir erkennen drei Haupttrends“, fassen die Pflanzenflüsterinnen Blotz und Klein ihre Beobachtungen der letzten Jahre zusammen, „die Anpassung an den Klimawandel mit hitzeresistenten Pflanzen, das vogel- und bienenfreundliche Gärtnern für ein nachhaltiges Ökosystem und Obst, Gemüse und Kräuter zur Selbstversorgung.“
Verkaufsschlager: Tomaten, Gurken, Zucchini und Kartoffeln
Für den Verzehr geeignete Verkaufsschlager sind alle möglichen Gemüse von Tomaten über Gurken bis zu Zucchini und Kartoffeln in einer unerwarteten Vielfalt wie die zweifarbige Sorte „Nemo“. Kartoffeln im Garten? Wem das bekannt vorkommt, hielt sich bislang in einem typischen Kleingarten des Ruhrgebiets auf. Heute kommt das Gemüse auf dem Speiseplan auch aus dem Ziergarten oder vom Balkon.
Eines aber blieb in den letzten Jahren gleich, wissen die Profis. Ein Garten darf nicht zu viel Arbeit machen, er muss funktionieren, denn die meisten Besitzerinnen und Besitzer möchten ihr blühendes Paradies ohne großen Aufwand genießen. Dies stellt die Gartenfachfrauen vor neue Herausforderungen. Sie müssen umlernen, denn die altbekannten Gewächse für die Standorte sonnig, halbschattig und schattig funktionieren nicht mehr wie früher.
Passgenaue Beratung für ein entspanntes Gärtnern
Tjorven Klein und ihre Kollegen und Kolleginnen fragen bei einer Beratung nach wie vor die gleichen Dinge ab, wie die Größe des Gartens, den Standort der Pflanze, die maximal gewünschte Größe und den Zweck, doch der Katalog möglicher botanischer Kandidaten hat sich verändert. So sieht die pflegeleichte Geranie nach wie vor toll aus, bietet aber kaum Nektar für Insekten. Hitzeresistent und gleichzeitig bienenfreundlich sind dagegen die Kornelkirsche und die Kupfer-Felsenbirne (auch Korinthenbaum genannt).
So einfach ist es dann auch wieder nicht, denn Pflanze ist nicht gleich Pflanze. Für die Besitzerinnen und Besitzer mit altem Pflanzenbestand gibt es gute Nachrichten. Ältere Pflanzen mit tiefen Wurzeln trotzen der Trockenheit besser als ihre jüngeren Artgenossen. Wer an trockenresistente Pflanzen denkt, hat vielleicht mediterrane Gewächse aus Italien oder Spanien im Kopf. Doch Hanfpalme, Zitrus- oder Olivenbäume vertragen zwar extremes Sommerwetter, sind aber nicht winterhart und mögen keinen Frost.
Um einen Garten etwas hitzeresistenter zu machen, hat die Expertin Klein vier einfache Tipps: 1. Mulchen, das heißt Rindenmulch oder Pinienrinde auftragen. Das verhindert eine stärkere Verdunstung und die Erde bleibt länger feucht. 2. Nach starkem Regen den Boden grubbern, damit der Regen in den Boden eindringen kann. 3. Richtiges Gießen, wie die Gartenpflege-Spezialistin es nennt. Damit ist gemeint, dass bei hohen Temperaturen lieber einmal gründlich gewässert werden sollte, statt mehrfach mit wenig Wasser. 4. Verwendung spezieller Trockenrasen-Mischungen, damit wird der Rasen trockenresistenter.
Wann ist die beste Zeit, um im Garten loszulegen? Nach diesem grauen und nassen Wetter (nicht Klima!) der letzten Wochen? „Jetzt!“ sagt Tjorven Klein und ergänzt: „Die Sehnsucht nach Draußen und Garten ist sehr groß.“