Oberhausen. Verwahrloste Gräber gibt es reichlich auf den Friedhöfen in Oberhausen. Das führt sehr häufig zu Unmut. Wie die Kirchen und die Stadt reagieren.

Kürzlich hat die Evangelische Kirche eine auffällige Anzeige in der Tageszeitung aufgegeben: Darin benennt sie über 30 Grabstellen auf ihren Friedhöfen, die „ungepflegt“ sind und bittet die Angehörigen, sich doch zu kümmern. Probleme mit verwahrlosten Gräbern kennt aber nicht nur der Kirchenkreis, sondern ebenfalls die katholische Kirche in Oberhausen. „Leider gehören auch auf den städtischen Friedhöfen ungepflegte Gräber zur Tagesordnung“, erklärt die SBO als zuständiger Betrieb für die kommunalen Gräber-Flächen.

Bis die Kirchen oder die Stadt eine Grabstelle als „ungepflegt“ anprangern, muss viel passieren: Der Zustand des Grabes ist dann schon recht grauselig. Das ist beispielsweise der Fall, wenn überall das Unkraut wuchert, sich Pflanzen über das Grabfeld hinaus in alle Richtungen ausbreiten oder nur noch vertrocknete Blumen das Bild bestimmen.

Bittschreiben an die Hinterbliebenen

Meist fallen die betroffenen Gräber bei regelmäßigen Begehungen auf, erklärt Petra Marzahn, Leiterin der Friedhofsverwaltung beim Evangelischen Kirchenkreis. Es ist aber gar nicht so selten, dass sich Angehörige benachbarter Grabstätten zu Wort melden. „Sie ärgern sich über das Unkraut, das dann schon das Grabfeld ihrer verstorbenen Verwandten verunstaltet“, berichtet Pascal Sommer. Verwaltungschef der Pfarrei St. Clemens. Oft werden auch Fotos zum Beweis mitgeschickt. „Oder die Betroffenen äußern ihre Sorge, dass das Unkraut durch Pollen und Samen bald auch auf anderen Grabstätten wuchert.“

Aber egal, wie die Friedhofsverwaltungen Kenntnis bekommen haben: Sie schreiben die „Nutzungsberechtigten“ an, wie sie juristisch heißen, und bitten sie, sich des Grabes anzunehmen. Auf den städtischen Friedhöfen wird zudem ein Schild aufgestellt, mit der Bitte an die Angehörigen, sich doch zu melden.

Verfahren sind eine Belastung für die Friedhofsverwaltungen

Passiert aber nichts, schickt die evangelische Kirche einen zweiten Brief heraus. Sind schließlich alle Möglichkeiten ausgeschöpft, erklärt Petra Malzahn, werde die Pflege Friedhofsgärtnern übertragen und deren Kosten den Angehörigen in Rechnung gestellt. Sollten sie nicht zahlen, kommt es zu gerichtlichen Mahnverfahren.

Wenn Gräber verwahrlosen, setzen sich die Kirchen oder die Stadt zunächst einmal mit den Angehörigen in Verbindung.
Wenn Gräber verwahrlosen, setzen sich die Kirchen oder die Stadt zunächst einmal mit den Angehörigen in Verbindung. © FUNKE Foto Services

Die Servicebetriebe Oberhausen (SBO) wiederum, gibt Sprecher Alexander Höfer an, setzen mit einem weiteren Schreiben eine Frist. Reagieren die Angehörigen wieder nicht, entfernen die SBO-Friedhofsmitarbeiter alle Gegenstände von dem Grab wie Lichter und Grabstein, kümmern sich aber weiter nicht mehr um die Pflege.

Insgesamt belastet das gesamte Prozedere die Friedhofsverwaltungen stark. Häufig muss der aktuelle Wohnort der Angehörigen mit einer aufwändigen Recherche erst noch ermittelt werden. Die gerichtlichen Verfahren sind ebenfalls mit zusätzlicher Arbeit verbunden. Gehen am Ende keine Zahlungen ein, bleibt das Rathaus auf allen Kosten sitzen.

Kirche unterbreitet Angehörigen ein Angebot

In der Pfarrei St. Clemens melden sich rund zwei Drittel derer zurück, die „wir wegen eines ungepflegten Grabes anschreiben“, berichtet Pascal Sommer. Man unterbreite ihnen dann das Angebot, das Grab vorzeitig und vor dem Fristende abzugeben. Oft entscheiden sich die Angehörigen für diese Lösung, bei der sie einen unteren dreistelligen Betrag für das Abräumen und beispielsweise das Rasenmähen bezahlen. Die Grabstelle wird aber so lange nicht erneut genutzt, bis die festgelegte Ruhefrist abgelaufen ist.

Die Pfarrei Herz-Jesu hat gute Erfahrungen damit gewonnen, von Beginn an ein Grab mit Pflege anzubieten. „Rund die Hälfte aller Angehörigen nutzt die Möglichkeit“, sagt Verwaltungsleiter Laskowsky. Alle Gräber sind mit einer Grabplatte versehen und befinden sich auf einem Rasenfeld, um das sich dann eben nicht die Angehörigen, sondern die Friedhofsgärtner kümmern. Auch diese Pfarrei kennt die Schwierigkeiten, die ungepflegte Gräber mit sich bringen. Auf der Suche nach den Angehörigen stößt man auf Hürden. Die Verwandten des Verstorbenen leben inzwischen selbst nicht mehr, sind verzogen oder wegen ihres Gesundheitszustandes nicht mehr in der Lage, das Grab zu pflegen. Findet sich niemand mehr, bleibt die Verwaltung auf den Ausgaben sitzen.

Zahl der Urnenbestattungen ist deutlich gewachsen

Nun ist in den vergangenen Jahren auf allen Friedhöfen die Zahl der Erdbestattungen deutlich zurückgegangen. Mittlerweile ist sie in St. Clemens gleichauf mit den Urnenbeisetzungen. Auf den evangelischen Friedhöfen kamen Urnenbestattungen im vergangenen Jahr sogar auf einen Anteil von zwei Drittel aller Bestattungen. Von den 396 Bestattungen waren es 139 Sargbeisetzungen.

Urnengräber machen aufgrund ihrer Größe für die Pflege deutlich weniger Arbeit. Friedhöfe, wie die von der evangelischen Kirche bieten zudem auch Baumgrabfelder ein, die zwar etwas teurer sind, dafür liegt aber die Pflege in den Händen von Friedhofsgärtnern.

Nun gibt es auch zahlreiche Angehörige, die angesichts ihres Alters oder der Gesundheit wegen die Grabpflege in professionelle Hände geben möchten. Friedhofsverwaltungen geben dann den Tipp, sich an die örtlichen Friedhofsbetriebe zu wenden. Eine Nachfrage ergab, dass die Kosten von der Größe des Grabfeldes und den Wünschen der Hinterbliebenen abhängig sind. Die Angebote beginnen meist bei einem unteren dreistelligen Betrag pro Jahr.

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