Oberhausen. Eine höhere Hundesteuer soll 400.000 Euro mehr in die leere Stadtkasse spülen. Dagegen haben Hundehalter in Sterkrade protestiert.
Staunende Blicke gab es Samstagmittag von Einkaufenden auf dem Sterkrader Wochenmarkt: Mit Trillerpfeifen, Sprechchören und Hundegebell ist ein Protestzug gegen die geplante Anhebung der Hundesteuer von der nördlichen Steinbrinkstraße in die Brandenburger Straße eingebogen, zog damit am Markt vorbei. Mindestens 200 Menschen, begleitet von der Polizei, waren dabei.
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Vor dem Technischen Rathaus endete der Protestzug. Von der Treppe aus sprach Christina Paasche (37) aus Klosterhardt über Megafon zu den Versammelten. „Das lassen wir uns nicht gefallen, dass sie uns kleinen Hundehaltern noch den letzten Cent aus der Tasche ziehen“, erklärte sie.
Köln als Vorbild: 156 Euro für jeden Hund
Vor allem zwei Vorschläge, die zurzeit im Rat der Stadt diskutiert werden, stoßen übel auf: Wer einen zweiten Hund hält, zahlt heute dafür schon mehr als für den ersten Hund. Dieser Aufschlag soll nochmal kräftig erhöht werden. „Hund ist Hund!“, rief Paasche und nannte als Alternative die Regelung in Köln: Jeder Hund koste gleich viel: 156 Euro Steuer.
Zudem sollen als besonders gefährlich geltende Hunderassen in Oberhausen sehr hoch besteuert werden, mit 850 Euro im Jahr. In Bottrop und Duisburg gebe es das nicht. „Das ist diskriminierend!“, sagte Paasche. Man könne jeden Hund zum Feind anderer Menschen machen, sogar den Dackel. Der steht nicht auf dieser Liste.
Tierheimen droht neue Hundeschwemme
Die Steuererhöhung treffe Menschen mit kleinen Einkommen hart. Da sei die Gefahr groß, dass viele Tiere im Tierheim landeten und die dortigen Probleme noch verschärfen würden. Die als besonders gefährlich aufgeführten „Listenhunde“ hätten gar keine Chance mehr auf neue Besitzer.
„Die Tierheime platzen aus allen Nähten“, gab Zuhörerin Ute Angerstein (61) aus Schmachtendorf zu bedenken. Vor allem jene Menschen, die sich Hunde hielten, um nicht einsam zu sein, könnten die neuen Steuersätze kaum bezahlen. Offensichtlich sollten die Hundehalterinnen und -halter die Misswirtschaft im Rathaus bezahlen.
Tierarztkosten sind schon explodiert
Annette Schneider (61) aus Schmachtendorf empfindet die Pläne als Nackenschlag. Sie bildet seit zehn Jahren Menschen ehrenamtlich darin aus, mit ihren Tieren in Altenheime, Kitas und Krankenhäuser zu gehen: "Das wird jetzt bestraft.“ Der Einsatz der Tiere dort sei aber sehr segensreich. Die neue Regelung käme zu einem Zeitpunkt, wo schon die Tierarztkosten enorm angestiegen seien. Seit 2023 koste eine Kastration nicht mehr 350 Euro, sondern 1250 Euro.
Nach Christina Paasche sprach Marc Hoff, der FDP-Stadtverordnete. Er geißelte die Absichten als „reine Willkürmaßnahme“, zumal der Aufwand, die Steuer zu erheben, hoch sei. Großen gesellschaftlichen Problemen wie Altersarmut und Einsamkeit vieler Menschen werde diese Politik nicht gerecht.
Service für Hundehalter könnte besser sein
Gestartet war der Protestzug von der Wiese am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Ringo (57), der nur mit seinem Spitznamen genannt werden möchte, nahm nicht teil. Für seine Dogge Bruno (9) sei das zu stressig mit den anderen Tieren, erklärte er. Die Pläne stünden in krassem Gegensatz zu nicht ausreichend gefüllten Spendern mit Hundekotbeuteln, fehlenden Abfallbehältern für sie im Volkspark und einem nachlässigen Umgang mit Leuten, die ungehorsame Tiere nicht an die Leine nähmen und so viel Ärger machten.
Soviel verlangen Nachbarstädte und das sind die "gefährlichen Hunde"
Heute bezahlt man in Oberhausen für einen Hund 156 Euro Steuer im Jahr und bei zwei Hunden je Hund 216 Euro. Bei drei und mehr Hunden sind pro Jahr 252 Euro je Hund fällig. Nach dem aktuellen Stand der Diskussion wären es künftig 168 Euro für einen Hund, bei zwei und mehr Hunden je Tier 288 Euro und für sogenannte Listenhunde 850 Euro je Tier.
Zu diesen Listenhunden gehören Alano, American Bulldog, Bullmastiff, Mastiff, Mastino Espanol, Mastino Napoletano, Fila Brasileiro, Dogo Argentino, Rottweiler und Tosa Inu, ferner Pitbull Terrier, American Staffordshire Terrier, Staffordshire Bullterrier und Bullterrier sowie deren Kreuzungen untereinander und mit anderen Hunden.
Zum Vergleich: In Bottrop sind es bei einem Hund 120 Euro, bei zwei Hunden 144 Euro je Hund und bei drei und mehr Hunden 180 Euro je Hund. In Mülheim/Ruhr kostet ein Hund 160 Euro, zwei Hunde je 220 Euro und drei Hunde je 250 Euro Steuer. Für Pitbull, American Staffordshire, Staffordshire und Bullterrier sind dort 850 Euro fällig.