In einer Wohnung in Sterkrade lebte eine Familie mit 18 Katzen. Die Tiere hatten sich unkontrolliert vermehrt. Die Wohnungsinhaber nicht mehr sauber gemacht. Neben den Erwachsenen lebten vier Kinder in den völlig verdreckten Räumen.
Es war der bestialische Gestank, der Nachbarn von Mietern eines Mehrfamilienhauses in Sterkrade auffiel. Klar war, die Leute hielten zu viele Katzen in ihrer Wohnung. Als aber Jutta Schiffer von der Katzenhilfe gestern die Wohnung betrat, traf sie dort unvorstellbare Zustände an. In Räumen voller Urin und Kot drängten sich 18 Katzen.
In diesem unglaublichen Chaos lebten auch die vier Kinder der Oberhausener, erzählt Schiffer. Und fährt fort: „Katzenjunge lagen einfach so auf dem Boden herum.” Die Toiletten der Tiere enthielten kein Streu, sie seien bis oben hin voll mit Kot gewesen. Die Wände beschmiert mit Exkrementen genauso wie die Betten. Der Boden voller Urin. „Die Tiere waren alle scheu, unterernährt und völlig verfloht”, so Schiffer. Der beißende Geruch sei kaum zu ertragen gewesen.
Jugendamt
Die Katzen wurden allesamt eingefangen. Sind gerettet. Und was ist mit den Kindern? Natürlich kann man beim Jugendamt aus Datenschutzgründen keine Angaben zu eben jener Familie machen. Grundsätzlich bezieht der stellvertretende Bereichsleiter Jugendamt, Thomas Notthoff, aber durchaus Stellung. Es gibt Eltern, die mit ihren Kindern in völlig vermüllten Wohnungen leben. „Dennoch”, sagt Notthoff, „kann die Bindung der Eltern zu ihren Kinder gut sein”. Man kann wohl sagen, wenn die Eltern auch das mit dem Haushalt einfach nicht mehr auf die Reihe kriegen, gehen sie dennoch gut mit ihren Kindern um. „In solchen Fällen werden wir gemeinsam mit den Eltern die Wohnung in einen Zustand bringen, in dem sie wieder bewohnbar ist”, so Notthoff. Die Kinder könnte man dann mal für eine Woche woanders, vielleicht bei Verwandten, unterbringen. Danach würden Mitarbeiter des Jugendamtes die betreffende Familie begleiten, helfen, unterstützen.
Natürlich gibt es auch andere Fälle. „Bei uns gehen mindestens 400 Hinweise pro Jahr ein”, sagt Notthoff. Die kommen aus dem Wohnumfeld, Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern, manche sind anonym. Das sind etwa Hinweise auf Säuglinge, die die halbe Nacht schreien, auf Babys, die nie gesehen werden. Notthoff: „In 75 Prozent der Fälle sind die Hinweise gerechtfertigt.” Das Jugendamt geht übrigens allen nach. In der Regel versucht man bei Missständen, mit den Eltern an einer Verbesserung des Zustandes zu arbeiten. Ist das Kindeswohl gefährdet, „nehmen wir die Kinder in Obhut”, so Notthoff, „und müssen das unverzüglich von einem Familiengericht legitimieren lassen.” Pro Jahr müssen so bis zu 70 Kinder aus Familie genommen werden. Notthoff: „Wir sind übrigens dankbar für jeden Hinweis, auch für anonyme.”
Hilfe für die Katzen
Die Katzenhilfe braucht nun dringend Menschen, die die Katzen aufnehmen und außerdem Spenden. Allein die Kastration der Tiere wird 1800 Euro kosten, Geld für Futter und Streu kommt noch dazu. Infos unter: 456 64 81, 0203 - 98 88 842, 02041 - 2 53 77, www.katzenhilfe-oberhausen.de.