Oberhausen. Am ersten Weihnachtstag übersah ein Autofahrer in Oberhausen einen 36-jährigen Fußgänger. Bei Anwohnern gilt die Kreuzung als sehr gefährlich.

An einem Baum an der Lothringer Straße unweit des Unfallortes haben Trauernde Rosen und Kerzen abgelegt. Ein Foto hängt am Baumstamm, das einen kräftigen jungen Mann mit einem modernen Haarschnitt zeigt. Darunter steht: „Mögest du in Frieden ruhen, Bruder. Wir werden dich nie vergessen.“

Wenige Meter weiter braust an der Kreuzung nahe der Oberhausener Innenstadt der Verkehr unaufhörlich weiter. Autos biegen hektisch ab oder fahren weiter Richtung Bebelstraße. Hier ist das schreckliche Unglück am ersten Weihnachtstag passiert: Um 17.20 Uhr ging ein 36-jähriger Oberhausener über die Kreuzung Lothringer Straße/Grenzstraße. Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei zeigte seine Ampel wie auch die der Autos grün an. Beim Abbiegen erfasste ihn ein 53-jähriger Autofahrer. In der Nacht zu Mittwoch verstarb der junge Mann an den Folgen seiner schweren Verletzungen.

Tödlicher Unfall in Oberhausen: Taxifahrer übersieht Fußgänger

In Deutschland sind im vergangenen Jahr 2782 Menschen im Verkehr ums Leben gekommen. Oberhausen zählte drei Verkehrstote. Manchmal sorgen die Umstände dafür, dass Unfälle besonderes öffentliche Interesse hervorrufen. So wie in diesem Fall. In den sozialen Netzwerken bekunden viele Menschen ihr Beileid, berichten, was sie gesehen oder was sie selbst im Straßenverkehr erlebt haben. Eine Frage beschäftigt die Menschen sehr: Wie konnte das passieren? Warum hat ein so junger Mann sein Leben verloren, weil er über eine grüne Ampel gegangen ist?

War der Autofahrer zu schnell unterwegs? In den sozialen Netzwerken wird über diese Frage spekuliert. Die Geschwindigkeit des Unfallverursachers ist Gegenstand der Ermittlungen, sagt die Polizei. Dafür bestätigt die Polizei einen Augenzeugenbericht: Bei dem Unfallauto handelt es sich um ein Taxi.

Für die Ermittlungen wurde ein spezielles Verkehrsunfallteam herbeigerufen. Dieses Team ist mit modernster Technik ausgestattet und war beispielsweise auch bei dem schweren Trassen-Unfall in Oberhausen im Einsatz. Die Spezialisten fertigen umfangreiches Material an, das später ausgewertet wird.

Kreuzung in Oberhausen unübersichtlich

Das ist die Stelle, an der der tödliche Unfall geschah: Die Ampel an der Kreuzung Grenzstraße/Lothringer Straße zeigt für Autofahrer und Fußgänger gleichzeitig grün an.
Das ist die Stelle, an der der tödliche Unfall geschah: Die Ampel an der Kreuzung Grenzstraße/Lothringer Straße zeigt für Autofahrer und Fußgänger gleichzeitig grün an. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Ein Besuch vor Ort macht schnell deutlich: Die Kreuzung ist für Fußgänger nicht gerade sicher. Linksabbieger, die von der Grenzstraße Richtung Bebelstraße unterwegs sind, reihen sich in die entsprechende Spur ein. Die Ampel zeigt für Fußgänger und Autofahrer gleichzeitig grün an. Autofahrer müssen also aufmerksam beobachten, ob Fußgänger die Kreuzung überqueren. Das ist an sich nicht ungewöhnlich, aber die Kreuzung wirkt hektisch und unübersichtlich. An der Ecke befindet sich eine Kneipe, die Hauswand ragt scharf an die Kreuzung heran. Fußgänger können dadurch von Autofahrern schlechter gesehen werden. Ein Stromkasten und ein Baum verkomplizieren die Situation. Und Anwohner mutmaßen, dass Autofahrer hauptsächlich die Ampel der Fußgänger im Blick haben, nicht aber die Fußgänger selbst, die womöglich noch die Straße queren wollen.

Besonders unangenehm: Wenn man als Fußgänger auf der Grenzstraße Richtung Bebelstraße über die Lothringer Straße geht, muss man sich darauf verlassen, dass Linksabbieger einen im Blick haben. Die Lothringer Straße ist hier dreispurig, der Weg auf die andere Seite ziemlich weit. Linksabbieger nähern sich von hinten.

Wer über die Ampel will, muss drei Spuren überqueren. Das Eckhaus an der Oberhausener Kreuzung Grenzstraße/Lothringer Straße beschränkt die Sicht auf den Bürgersteig.
Wer über die Ampel will, muss drei Spuren überqueren. Das Eckhaus an der Oberhausener Kreuzung Grenzstraße/Lothringer Straße beschränkt die Sicht auf den Bürgersteig. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Unfall in Oberhausen: „Das ist die schlimmste Ecke“

Ein Anwohner, der den Rettungseinsatz von seiner Wohnung aus gesehen hat, nennt diese Stelle „die schlimmste Ecke“. Wenn man dunkle Kleidung trage und es Nacht sei, werde man als Fußgänger kaum noch gesehen. „Das muss geändert werden“. Wie die Polizei mitteilt, war der 53-Jährige sofort aus dem Auto gestiegen und hatte sich um den Verletzten gekümmert.

Passanten, die am Donnerstag die Lothringer Straße entlang laufen, bleiben an den Rosen stehen oder werfen einen kurzen Blick von der anderen Straßen herüber. Eine ältere Frau mit Rollator schüttelt den Kopf. „Ich habe es in der Zeitung gelesen, einfach schlimm.“ Sie selbst sei soeben über die Kreuzung gegangen und habe sich gewundert: „Ich dachte: Oje, wenn du dich nicht beeilst, wird es gefährlich.“