Oberhausen. Die Holtener Nachtwächter starten am nächsten Wochenende zum finalen Rundgang. Am 23. Dezember ist ihr letzter Spaziergang 2023.

Vorweihnachtliche Stimmung mitten in der Fachwerk-Kulisse: Am Samstag, 23. Dezember, starten die Holtener Nachtwächter zu ihrem vierten und abschließenden Rundgang im Advent. Los geht es um 18 Uhr ab Krumme Straße 45. Das Ziel ist der Holtener Marktplatz. Das einladende Motto lautet wieder: „Licht aus. Lampe an!“

Echte Nachtwächter kennen kein schlechtes Wetter. Und ihre Fans sowieso nicht: „Hört, Ihr Leut‘ und lasst euch sagen, unsere Glock‘ hat sechs geschlagen!“ So war es zum Beispiel auch am zweiten Advent-Wochenende, als die Nachtwächter trotz ungemütlichen Regenwetters an der Krumme Straße aufgebrochen sind. Zahlreiche Menschen sind vor Ort erschienen, um die drei Männer in ihren langen schwarzen Gewändern durch die Holtener Gassen zu begleiten.

Es ist mir eine große Ehre, nun diese Aufgabe übernehmen zu können.“
Daniel Staude, Neu-Nachtwächter in Holten

Die Nachtwächter-Rundgänge haben eine lange Tradition. Stets werden Spenden für einen guten Zweck gesammelt. In diesem Jahr für die Wohnstätte Alsbachtal für körper- und mehrfachbehinderte Menschen. Chef-Nachtwächter Thorsten Rohmert kann in diesem Advent in seinem Team sogar einen Neu-Nachtwächter begrüßen: Daniel Staude kommt aus Holten und freut sich riesig, dass er dabei ist. „Als Holtener kennt man die Nachtwächter schon seit Kindertagen. Es ist mir eine große Ehre, nun diese Aufgabe übernehmen zu können“, sagt er.

Verstärkung für das Nachtwächterteam: Nikolaus ist dabei

Michael Humrich und Thorsten Rohmert vervollständigen das Respekt einflößende Dreier-Team, das mit mittelalterlicher Bewaffnung, Lampe und Signalhorn durch den Stadtteil zieht. Die schmucke Weihnachtsbeleuchtung über den engen Gassen sorgt für schönen festlichen Glanz. Sogar der Nikolaus ist dabei. Im Bollerwagen warten Apfelsinen und Äpfel darauf, an die Familien und Kinder verteilt zu werden. Für die Erwachsenen gibt es an jeder Zwischenstation wärmende Schnäpschen oder einen Glühwein. Da vergessen die Teilnehmer ganz schnell den kalten Advent-Regen, der mehrfach auf sie niederprasselt. Beinahe fühlt man sich ins Mittelalter zurückversetzt. Kommt hier gleich vielleicht ein Ritter um die Ecke?

Vor allem die Kinder staunen, wenn die Nachtwächter in Holten ihre Lampen anzünden und das Signalhorn ertönen lassen.
Vor allem die Kinder staunen, wenn die Nachtwächter in Holten ihre Lampen anzünden und das Signalhorn ertönen lassen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Ute Rohmert und Ramona Staude lassen die Sammeldosen kreisen. Und die Holtener spenden bereitwillig. Oft ist zu beobachten, dass nicht Münzen, sondern Geldscheine in den Dosen landen. Wenn direkt nach Weihnachten im Alsbachtal das bei den vier Rundgängen gespendete Geld ausgezählt wird, dürfte auch in diesem Jahr wieder eine beträchtliche vierstellige Euro-Summe zu erwarten sein. Mit dieser besonderen Form des Gemeinsinns und des bürgerschaftlichen Engagements setzt Holten alljährlich ein Zeichen weit über die Stadtteilgrenzen hinaus.

Europäisches Treffen der Nachtwächter und Türmer im Blick

Auch das Holtener SPD-Ratsmitglied Helmut Brodrick ist beim Rundgang am zweiten Advent-Wochenende vor Ort erschienen. Der Politiker ist den Nachtwächtern seit vielen Jahren eng verbunden und hat deshalb bereits das Jahr 2025 im Blick, wenn die Holtener das Europäische Nachtwächter- und Türmertreffen mit 140 internationalen Gästen in Oberhausen austragen. Alle Beteiligten feilen bereits an einem Programm, das publikumswirksame Höhepunkte bieten soll. Mehr darf derzeit noch nicht verraten werden. Aus der Politik erhalten die Nachtwächter Unterstützung, um eine angemessene finanzielle Förderung für das Europa-Treffen zu erhalten. Oberhausen bietet das Ereignis die Chance, einmal zu zeigen, dass die Stadt nicht allein die Wiege der Ruhrindustrie ist, sondern dass sie in Holten auf pittoresken mittelalterlichen Wurzeln ruht, die weit in die vorindustrielle Zeit zurückreichen.

Nachbarn haben die Haustüren und Garagentore weit geöffnet

Sogar der Nikolaus ließ sich vom Regen nicht abschrecken und begleitete die Nachtwächter.
Sogar der Nikolaus ließ sich vom Regen nicht abschrecken und begleitete die Nachtwächter. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Krumme Straße, Elisenstraße, Bahnstraße, Wasserstraße – überall werden die Nachtwächter stets freudig begrüßt. Die Nachbarn haben die Haustüren und Garagentore weit geöffnet, haben Getränke, Gebäck und Süßigkeiten vorbereitet und fürs Publikum parat. Man kommt flott miteinander ins Gespräch und sagt zum Abschied: „Bis zum nächsten Samstag!“ Die letzte Chance dazu gibt es in diesem Advent am 23. Dezember.