Oberhausen. Auf Wertstoffhöfen werden auch funktionierende Elektrogeräte abgegeben. Manche Städte prüfen diese und verkaufen sie weiter. Nicht so Oberhausen.

In Oberhausen landet einiges im Müll, das der ein oder andere vielleicht noch gebrauchen könnte. Auf dem Wertstoffhof der Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO) geben die Menschen zum Beispiel täglich Elektrogeräte ab – Staubsauger, Mikrowellen, Computerbildschirme –, die sie durch neuere Artikel ersetzt haben. Die Geräte sind aber gar nicht immer defekt. Verschrottet oder recycelt werden sie trotzdem. In einigen Städten läuft das anders. Dort werden funktionstüchtige Elektrogeräte geprüft und günstig weiterverkauft.

In München gibt es etwa die Halle 2. In dem Gebrauchtwarenkaufhaus kann man kostengünstig Elektrohaushaltsgeräte kaufen, die auf den Münchner Wertstoffhöfen extra dafür eingesammelt wurden. „Wiederverwenden ist besser als wegwerfen“, heißt es auf der Internetseite. „Würden Sie es auch noch guten Freund_innen schenken? Dann ist Ihr Artikel bei uns genau richtig.“ Es gibt Kaffeeautomaten, Fernseher, Smartphones und in kleinen Mengen auch Waschmaschinen und Geschirrspüler – also sogenannte weiße Ware.

Stadt Oberhausen findet viele Gründe gegen den Weiterverkauf

Das Halle-2-Personal schaut sich die abgegebenen Geräte genau an und gibt eine Einschätzung ab, ob sie noch verwendet werden können, erklärt eine Pressesprecherin des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM). Im Anschluss würde die Ware außerdem gemäß den rechtlichen und technischen Vorgaben auf Sicherheit und Funktion geprüft. Von IT-Geräten werden die Daten gelöscht, teils werden neue Betriebssysteme aufgespielt. Der AWM arbeitet dabei mit sozialen Betrieben zusammen, welche die Wiedereingliederung von ehemaligen Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt fördern. Eine Win-Win-Situation also, die auch für Oberhausen ein Modell sein könnte?

Auf dem Oberhausener Wertstoffhof stapeln sich ausgediente Computer, deren Innenleben teils noch intakt ist.
Auf dem Oberhausener Wertstoffhof stapeln sich ausgediente Computer, deren Innenleben teils noch intakt ist. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Die Stadt schließt einen Weiterverkauf der Waren, die Bürgerinnen und Bürger auf dem Oberhausener Wertstoffhof abgeben, aus. Der Grund: Dadurch entständen zusätzliche Kosten. Schließlich bräuchte man einen Raum und Personal für den Verkauf und die Überprüfung der Geräte. Auch die nötige Gewährleistungsgarantie führt die Stadt Oberhausen an. Es sei außerdem notwendig, „in jedem Einzelfall die Zustimmung des Abgebenden für den Weiterverkauf einzuholen“.

Bei Mängeln wird der Kaufpreis erstattet

Am meisten wiege aber die gesetzlich festgeschriebene Haftung des Wiederverkäufers für Sach- und Personenschäden, die von einem Gerät ausgehen. „Brennt also durch einen versteckten Mangel des Gerätes, der bei der Funktionsprüfung nicht erkannt wurde, eine Wohnung ab oder erleidet eine Person einen Stromschlag, so kann dies als Fahrlässigkeit ausgelegt werden und der Verkäufer – also die Stadt oder WBO – haftet für den entstandenen Schaden“, erklärt ein Pressesprecher.

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Welche Lösung hat der Abfallwirtschaftsbetrieb München für diese Probleme gefunden? Kundinnen und Kunden, die in Halle 2 ein Gerät kaufen, erhalten dieses mitsamt Prüfprotokoll – und dem Hinweis, dass für gegebenenfalls auftretende Mängel, der AWM die Gewährleistung übernimmt. „In solchen Fällen würden wir den Artikel zurücknehmen und den Kaufpreis erstatten“, erklären die Münchner.

Stadt Oberhausen verweist auf Kleinanzeigenmärkte und Sozialkaufhäuser

Sollte es doch einmal zu einem Schaden kommen, haftet dafür nicht der AWM, sondern der Betrieb, der die Ware geprüft hat. Dieser ist – als Auftragnehmer – schon in der Ausschreibung dazu verpflichtet worden, „den AWM (...) von jeglichen berechtigten Ansprüchen Dritter aus mangelhafter Vertragserfüllung freizustellen“. Auch eine Betriebshaftpflichtversicherung müssen die Kooperationspartner vorweisen. Bislang sei diese aber noch nicht zum Tragen gekommen, betont eine Pressesprecherin: „Ein Schadensfall beziehungsweise Mangelfolgeschaden ist im Kontext der Halle 2 zum Glück bisher noch nicht eingetreten.“

Wer in München also ein ausgedientes Elektrogerät loswerden, aber nicht unbedingt verschrotten will, der muss nicht lange recherchieren und kann es einfach mit seinem Sperrmüll bei einem der Wertstoffhöfe abgeben. In Oberhausen gibt es diesen Service nicht. Doch auch hier haben Bürgerinnen und Bürger Möglichkeiten, ihren alten Kühlschrank oder Föhn in andere Hände zu geben, betont die Stadt. Sie verweist in diesem Zusammenhang auf Sozialkaufhäuser, „die ebenfalls intakte E-Geräte entgegennehmen“, auf Kleinanzeigenmärkte und auf die Möglichkeit, defekte Elektrogeräte in Repaircafés wieder funktionstüchtig zu machen.