Oberhausen. Oberhausen organisiert einen Wettbewerb neu, der familienfreundliche Firmen auszeichnet. Firmenchef spricht von seinen Erfahrungen.
Die Wahl des Veranstaltungsortes dürfte der Stadt nicht besonders schwer gefallen sein. Im Firmensitz der Gehring Group stellte die Oberhausener Gleichstellungsbeauftragte Britta Costecki die neuen Ideen für den Wettbewerb vor, der familienfreundliche Firmen auszeichnet. Nils Gehring, Chef des Archivierungsspezialisten am Max-Planck-Ring hat diesen Wettbewerb nicht nur dreimal gewonnen. Er hat auch die erste Betriebskita in Oberhausen eröffnet.
Im Gespräch mit Britta Costecki sprach Nils Gehring über seine Motivation: Als der Vater für seine Zwillinge einen Kita-Platz suchte, stieß er auf überraschend viel Ablehnung. Bei sechs Einrichtungen habe er sich in Mülheim mit seinen Kindern beworben – und sechs Ablehnungen erhalten. Das habe ihm die Schwierigkeit vor Augen geführt, einen Betreuungsplatz zu finden.
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Punkt zwei: In der Corona-Pandemie wuchs sein Unternehmen. Die Abstandsregeln trieben den digitalen Wandel voran, Firmen suchten nach Spezialisten für die Archivierung von Daten. „Wir hatten mehr Aufgaben als Mitarbeitende“, erzählte Gehring. Auf der Suche nach Fachkräften kam ihm die Idee, gezielt Mütter anzusprechen. „Sie haben viel Erfahrung, können viel organisieren.“ Das Problem nur: „Wir sind ein Projektgeschäft. Unsere Mitarbeitenden müssen auch mal Überstunden machen. Aber wer betreut dann die Kinder?“
Stadt Oberhausen strukturiert Wettbewerb um
Nils Gehring baute eine Kita. Über die Schwierigkeiten, die Plätze zu vermieten, berichtete jüngst diese Redaktion. Die Betriebskita gilt dennoch als Vorzeigeprojekt. „Das ist ein Best-Practice-Beispiel“, sagte Britta Costecki. Der Gleichstellungsbeauftragten imponiert, dass die Gehring Group auch Menschen mit Behinderungen angestellt hat.
Die Stadt möchte die Familienfreundlichkeit von Unternehmen fördern und vergibt deshalb seit Jahren einen Preis in verschiedenen Kategorien. Jetzt strukturiert sie die Auszeichnung um: Sie wird nur noch alle zwei Jahre vergeben, dafür soll es mehr Informationsveranstaltungen geben. Außerdem bekommt der Wettbewerb einen neuen Namen: „Unternehmenswert: Familie“. Andreas Henseler, Geschäftsführer der Oberhausener Wirtschafts-und Tourismusförderung, misst der Familienfreundlichkeit von Firmen eine hohe Bedeutung bei: „Meine Oma hat früher gesagt: Um ein Kind zu erziehen, braucht man ein ganzes Dorf. Dieses Dort wird ein stückweit da abgebildet, wo man arbeitet.“ Die Mitarbeitenden würden das Entgegenkommen mit Loyalität zurückzahlen. Das sei in Zeiten des Fachkräftemangels besonders wichtig.