Oberhausen. Neu markierte Radwege auf großen Stadtkreuzungen in Oberhausen irritieren viele Autofahrer. Sie fürchten um die Verkehrssicherheit der Radler.

Die Neugestaltung der Radwege im Verlauf der Concordiastraße mag Verkehrsexperten und Fahrrad-Lobbyisten überzeugen – bei vielen Autofahrern lösen die frisch markierten Kreuzungen in Höhe Duisburger Straße und Bebelstraße/Gustavstraße dagegen Kopfschütteln und Schimpf-Kanonaden aus.

„Das ist ja Wahnsinn und total unsicher! Da würde ich als Radfahrer nicht entlang fahren!“ So meldete sich ein arg verärgerter Leser jetzt in der Redaktion zu Wort. Im Blick hat der Mann dabei vor allem die vielbefahrene Kreuzung der Concordiastraße mit der Duisburger Straße, die ebenfalls farbige Radfahrspuren erhalten hat, wobei auch Extra-Spuren für radfahrende Abbieger vorgesehen sind. Die Radfahrer bahnen sich auf engstem Raum zwischen Autos und Lkw ihren Weg, müssen sich im dichten Stadtverkehr entsprechend einordnen.

Das Ziel der Planer: Radfahrer sollen gar keine Wahlmöglichkeit mehr haben zwischen den ursprünglich vorhandenen „Hochbord-Radwegen“ und den direkt auf der Fahrbahn geführten Radwegen. Das gilt als sicherer. Doch genau das sehen viele Autofahrerinnen und Autofahrer komplett anders.

Langer Vorlauf des Projekts: Im Januar 2019 gab es eine Ortsbesichtigung

Gewöhnungsbedürftig: Die neuen Fahrbahnmarkierungen an der Kreuzung von Duisburger Straße und Concordiastraße in Oberhausen.
Gewöhnungsbedürftig: Die neuen Fahrbahnmarkierungen an der Kreuzung von Duisburger Straße und Concordiastraße in Oberhausen. © FFS | Michael Dahlke

Die jetzt erfolgte Umgestaltung der Kreuzung hatte einen langen planerischen Vorlauf: Die Bezirksvertretung Alt-Oberhausen hat das Thema bereits im Juni und September 2018 diskutiert. Damals ist eigens eine interfraktionelle Gesprächsrunde mit Politikern und Verkehrsexperten gebildet worden, inklusive Ortsbesichtigung im Januar 2019. Auch ein Universitätsprofessor und der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) beteiligten sich.

Ehrgeiziges Ausbauziel

Noch ist das Oberhausener Radwegenetz Stückwerk. Neu markierte Strecken enden oft im Nichts. Das soll sich während der nächsten zwölf Jahre ändern.

Bis zum Jahr 2035 soll die Stadt ein 220 Kilometer langes Radwegenetz erhalten, mit sicheren und komfortablen Radwegen und sogar Schnellwegen in die Nachbarstädte.

Mit einem solchen schnellen Zubringer für Radler soll auch der Radschnellweg Ruhr (RS 1), der durch Mülheim verläuft, an Oberhausen angebunden werden.

Es gab damals kontroverse Debatten. Einige Politiker äußerten ihre Bedenken mit Blick auf die künftige Verkehrssicherheit der Radlerinnen und Radler. Die professionellen Planer verteidigten das Projekt und machten deutlich, „dass eine Überarbeitung der vorhandenen Verkehrsanlagen für den Radfahrer aus Gründen der Verkehrssicherheit zwingend erforderlich ist“, wie es seinerzeit in der Verwaltungsvorlage hieß. Schließlich ist das Projekt von der Politik auf den Weg gebracht worden – mit dem heutigen Ergebnis.

In zahlreichen Städten, auch in echten Radler-Hochburgen, gibt es bereits vergleichbare Lösungen. Überall werden Radwege auf die Fahrbahnen auch dicht befahrener Stadtstraßen aufgetragen, weil diese Variante als zeitgemäß und sicherer gilt. Hochbord-Radwege sind passé und werden zurückgebaut.

Oberhausener Pkw-Pendlerin: „Das kann man so nicht machen!“

Was viele Experten begeistert und von ihnen nüchtern als „Neumarkierung und Neuaufteilung der vorhandenen Fahrbahnen“ abgeheftet wird, stößt in weiten Teilen der Oberhausener Bevölkerung offenbar auf harsche Ablehnung. „Ich habe kaum meinen Augen getraut, als ich die neuen Markierungen zum ersten Mal gesehen habe“, sagt eine Oberhausenerin, die täglich im Stadtgebiet mit dem Pkw zu ihrem Arbeitsplatz pendelt und dabei die Concordiastraße regelmäßig nutzt. „Das kann man so nicht machen“, meint die Pendlerin, die das Radfahren auf Stadtstraßen keineswegs verdammt, die aber um die Sicherheit der Zweirad-Nutzer fürchtet.