Oberhausen. Jährlich werden mehr als 2000 neue Fünftklässler an die Oberhausener strömen. Die Verwaltung legt mögliche Maßnahmen gegen den Platzmangel vor.
- Weiterführende Schulen geraten durch steigende Schülerzahlen unter Druck
- Container sollen für erste Entlastung sorgen
- Arbeitsgruppe soll weitere Vorschläge diskutieren
Die Zahlen sind überdeutlich: In den nächsten zehn Jahren werden jährlich mehr als 2000 Fünftklässler an die weiterführenden Schulen strömen. Dabei hatte Oberhausen mit Mühe und Not erst den diesjährigen Ansturm bewältigt. Die Verwaltung zieht deshalb ein überfälliges Fazit: So wie es jetzt ist, geht es nicht weiter. Oberhausen braucht neue Gebäude.
Als Reaktion auf den Platzmangel hat Oberhausen den Neubau einer Gesamtschule angestoßen. Doch die Maßnahme kommt zu spät. Die Schule wird nach aktuellen Prognosen erst 2028/29 an den Start gehen können. Deshalb hat die Stadt das leerstehende Niederrheinkolleg gekauft, wie jetzt im Schulausschuss bekannt wurde. Die Gesamtschule wird im nächsten Schuljahr dort eröffnet. Die Schülerinnen und Schüler wandern danach an die dann neu gebaute Gesamtschule an der Knappenstraße.
Entwicklung: 150 Schülerinnen und Schüler haben keinen Platz
Aber auch damit kann die Verwaltung die riesengroßen Lücken nicht stopfen. Auch der Erweiterungsbau an der Gesamtschule Weierheide kommt zu spät. In einer Vorlage für die Politik drängt die Verwaltung auf weitere Maßnahmen. Im Behördendeutsch heißt das: „Vor diesem Hintergrund sind alle verfügbaren Optionen zu eruieren, damit die Schullaufbahnsicherung in der Sekundarstufe in Oberhausen in den kommenden Jahren noch gewährleistet werden kann.“ Oder einfach ausgedrückt: Alles muss geprüft werden, sonst droht der Kollaps.
Im Jahr 2027/28 wird Oberhausen voraussichtlich den Höhepunkt erreichen. Dann werden 2200 Schülerinnen und Schüler in die Sekundarstufe I wechseln. Mit den bisher beschlossenen Maßnahmen würden die Schulen auf eine Kapazität von 2050 kommen. 150 Schülerinnen und Schüler wären demnach ohne Schulplatz.
Arbeitsgruppe soll Reaktivierung von Schulen prüfen
Um das zu verhindern, soll eine Arbeitsgruppe gebildet werden. Sie prüft, welche Optionen die Stadt noch hat. Neubauten sind nicht ausgeschlossen. Genutzt werden sollen auch Leerstände. In Betracht kommt der Standort Bermensfeld, früher Teil des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums. Dort ist aktuell die Schule am Froschenteich untergebracht, weil ihr eigentlicher Standort saniert wird. Denkbar ist auch die Reaktivierung der Osterfelder Heide-Schule. Das Niederrheinkolleg könnte künftig weiterhin als Schule genutzt werden.
Doch auch damit wäre es nicht getan. Moderne Container sollen schnell für neuen Platz sorgen. Die Grundschulen ächzen ebenfalls unter der Last der Neuanmeldungen. Deshalb hatte die Verwaltung an fünf Grundschulen Container aufgestellt. Diese Raumzellen sollen auch am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium und am Elsa-Brändström-Gymnasium für Entlastung sorgen. Der geplante Neubau am Elsa wird erst in einigen Jahren fertig.
Hat die Verwaltung die Entwicklung verschlafen?
Die Realschulen könnten ebenfalls Container bekommen. Denn auch hier ist der Bedarf rasant gestiegen. Hat die Verwaltung die Entwicklung verschlagen? Karin Büschenfeld vom Schulamt dementiert im Ausschuss: „Die Zahlen waren so nicht vorhersehbar“. Durch Zuzüge, Geflüchtete aus der Ukraine und Schüler, die die Klasse wiederholen müssen, habe sich der Bedarf anders entwickelt als geplant. „Das hat extrem den Druck auf die Schullandschaft erhöht“, sagt Schuldezernent Jürgen Schmidt. Die Links-Partei meldete wiederholt Zweifel an: „Dass der Platz nicht ausreichen würde, war lange bekannt“, sagt Bildungsexperte Marc Mulia. Er kritisiert den Umgang der Verwaltung mit der Platzkrise. „Jede Schule wird randvoll gemacht.“
Schuldezernent Jürgen Schmidt verteidigte hingegen die Container-Lösungen. Diese seien für den Übergang gedacht an Schulstandorten, wo ohnehin gebaut würde. Unterstützung bekam er von der FDP: „Das sind keine Schiffscontainer, sondern moderne Einrichtungen“, sagte Marc Hoff.
Denise Horn von der SPD forderte von der Verwaltung „keine Denkschranken“. Man müsse über alles nachdenken: Neue Schulen, Dependance-Lösungen. Das sieht auch die Verwaltung so: „Die Versorgung in den kommenden fünf Jahren muss absolut im Fokus stehen.“