Oberhausen. Die Zahl der Bettwanzen-Fälle in Oberhausen ist laut Schädlingsbekämpfern stetig gestiegen. Wer betroffen ist, sollte diese Tipps beherzigen.

  • In den Medien erlebt das Thema „Verseuchung mit Bettwanzen“ gerade eine Hochkonjunktur.
  • Die Gefahr ist zwar da, die neue öffentliche Wahrnehmung finden Fachleute allerdings ein wenig übertrieben.
  • Trotzdem gibt es auch in Oberhausen eine zunehmende Zahl an Bettwanzen-Fällen – bereits seit 20 Jahren. Wie man da vorsorgen und später vorgehen kann, dazu geben Experten aus Oberhausen und vom Bundesumweltamt diese Tipps.

Kleine blutsaugende Krabbeltiere, die nachts aus den Ritzen kriechen, um ihren Blutdurst an Menschen zu stillen: Bettwanzen sind unliebsame Zeitgenossen. Zuletzt erlebten die weniger als einen Zentimeter großen Tiere nicht nur in den sozialen Medien enorme Aufmerksamkeit. In Frankreich trafen sich Politikerinnen und Politiker im Oktober 2023 sogar zu einem Krisentreffen.

Auch in Deutschland sorgen sich die Menschen wegen eines möglichen Bettwanzenbefalls. Zurecht? In Essen berichtet ein Schädlingsbekämpfer immerhin, dass es von Januar bis Oktober 30 Prozent mehr Bettwanzen-Einsätze gegeben habe als im ganzen Jahr 2022 zusammen.

Falk Schumacher hält die derzeitige Panik vor den kleinen Plagegeistern hingegen für übertrieben. Die Zahl der Einsätze zur Bekämpfung von Bettwanzen sei zwar stark gestiegen, sagt der Schädlingsbekämpfer von „Parasita“ in Oberhausen. Allerdings sei das schon seit der Jahrtausendwende der Fall. Aktuell rückten er und seine Kollegen etwa einmal pro Monat wegen der meist eingeschleppten Parasiten aus. Vor dem Jahr 2000 gab es einen Auftrag in zwei Jahren, erinnert sich der Fachmann.

Dass Bettwanzen durch die U-Bahn krabbeln, ist unwahrscheinlich

Als Ursache für die bessere Auftragslage führt er die Reiselust der Deutschen an. Sie bringen die kleinen Tierchen aus Hotelzimmern und Hostels mit. In ihrer neuen Heimat machen die Insekten es sich dann in Ritzen, hinter Bildern an der Wand und an anderen dunklen Orten gemütlich. „Sie meiden das Licht“, erklärt Falk Schumacher. Damit nimmt er auch die Sorge, dass Bettwanzen – wie einige Videos in sozialen Netzwerken glauben machen – über U-Bahn-Sitze krabbeln und sich dort neue „Opfer“ suchen. So ein Verhalten sei für die Tiere untypisch. Sie seien nachtaktiv und hielten sich vor allem bei ihrer Nahrungsquelle, also dem Menschen, auf. Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist sehr unwahrscheinlich.

Der ÖPNV scheint also sicher vor den Blutsaugern. Doch sollte man die Oberhausener Hotels zukünftig besser meiden? Auch hier kann Falk Schumacher Entwarnung geben. Seiner Erfahrung nach sind deutsche Hotels selten von Bettwanzen betroffen. Er und seine Kollegen sind vielmehr in Privathaushalten gefragt. „Das sind eigentlich immer saubere Wohnungen“, hebt der Schädlingsbekämpfer hervor. Ein Bettwanzenbefall habe also nichts mit mangelnder Hygiene zu tun.

Bettwanzen reagieren empfindlich auf Wärme

Selbst bekämpfen kann man die Parasiten übrigens nicht. Allein mit Saugen, Wischen und Waschen bekommt man den Befall nach Angaben von Experten nicht in den Griff. Insektensprays sind nicht wirksam und enthalten zudem schädliche Giftstoffe. Einfach zu warten, bis die vier bis acht Millimeter großen Wanzen sterben, ist auch keine gute Idee. Sie haben eine Lebenserwartung von bis zu zwölf Monaten, vermehren sich in dieser Zeit und ernähren sich vom Blut der Schlafenden. Die Stiche der Bettwanze sind meist in einer Reihe angeordnet und können zu allergischen Reaktionen führen.

ESie ist nicht einmal einen Zentimeter groß, kann aber viel Ärger machen: die Bettwanze.
ESie ist nicht einmal einen Zentimeter groß, kann aber viel Ärger machen: die Bettwanze. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Arno Burgi

Es muss also ein Fachmann oder eine Fachfrau ran. Eine effektive Methode, um die Krabbeltiere langfristig loszuwerden, ist Wärme. Darauf reagieren die Blutsauger nämlich sehr empfindlich. Schädlingsbekämpfer heizen also den betroffenen Raum, meist das Schlafzimmer, mit speziellen Geräten über mehrere Stunden auf, sodass die Wärme auch in alle Ecken, Fugen und Spalten kommt. Bei einer Temperatur ab etwa 45 Grad sterben die Wanzen und auch ihre Eier dann ab. Pro befallenem Schlafzimmer brauchen die Fachleute zwischen dreieinhalb und vier Stunden, erklärt Falk Schumacher. Die Preise dafür variieren je nach Befall und Firma zwischen wenigen und mehreren hundert Euro.

Bettwanzen können also einige Kosten verursachen – und Nerven kosten. Seine Auftraggeber seien oft verzweifelt, berichtet Falk Schumacher. Darum sollte man die ungebetenen Gäste am besten gar nicht erst ins eigene Zuhause einschleppen. Ein Tipp: Im Hotel oder in der Jugendherberge einmal unter die Matratze schauen, ob sich dort Bettwanzenkot befindet. Eine Garantie, vor den kleinen Plagegeistern verschont zu bleiben, bietet aber auch das nicht.

Auch Florian Kuhlmey, Pressesprecher beim Umweltbundesamt, beschreibt, wie schwierig es ist, diese Insekten wieder loszuwerden: „Bettwanzen zu bekämpfen, ist eine große Herausforderung, auch für professionelle Schädlingsbekämpfer, und dauert, je nach Stärke des Befalls, meist mehrere Wochen.“ Fehlerhafte Bekämpfungsmaßnahmen in Eigenregie könnten Kuhlmey zufolge die Situation noch verschlimmern und einen negativen Einfluss auf die Gesundheit haben.

Umweltbundesamt: Wir haben ein Problem mit Bettwanzen

Zur allgemeinen Situation der Bettwanzen in Deutschland sagt er: „Wir haben nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland ein Problem mit Bettwanzen.“ Es gebe dazu jedoch keine offiziellen Statistiken und es sei „nicht sehr wahrscheinlich, dass durch Bettwanzenbefälle in Frankreich die Zahl der Befälle in Deutschland zunimmt.“

Dass das Thema erhöhte Aufmerksamkeit genieße, liege an „erhöhter Medienaufmerksamkeit, das durch soziale Netzwerke ausgelöst wurde“, sagt Kuhlmey. „Das bedeutet nicht, dass es in Frankreich kein Bettwanzenproblem gibt. Es hat aber nicht plötzlich einen Befallsausbruch gegeben, sondern vor allem eine rasant gestiegene öffentliche Wahrnehmung des Problems.“ Ein Befall könne vollkommen unabhängig von jeglichen hygienischen Bedingungen auftreten. Meldepflichtig sind Bettwanzen-Bisse übrigens nicht: Nach Angaben des NRW-Gesundheitsministeriums übertragen die Tiere keine Krankheiten.