Oberhausen. Am Steuer eines Autos, das er in Dinslaken geraubt haben soll, floh ein Oberhausener (25) in die Niederlande. In Driebergen endete die Jagd.
Die wilde Flucht eines 25-jährigen Oberhauseners endete am 3. Oktober 2022 in Driebergen-Rijsenburg in den Niederlanden. Mit einer kurz zuvor in Dinslaken geraubten Spezialedition eines Land Rovers raste er nach der Abfahrt von der A12 in verkehrsbedingt haltende Fahrzeuge. Zwei Personen wurden schwer verletzt. Nun steht der Mann wegen besonders schwerer räuberischer Erpressung und Straßenverkehrsgefährdung vor dem Landgericht Duisburg.
Laut Anklage begann die Tat gegen 7 Uhr auf der Sterkrader Straße in Dinslaken. Der Angeklagte und ein unbekannt gebliebener Mittäter sollen den Besitzer des Autos, das vor einer Bank abgestellt war, dort abgepasst haben. Als der Mann vom Geldautomaten kam und wieder in sein recht teures Gefährt einsteigen wollte, schaute er in den Lauf einer Schusswaffe.
Geraubtes Fahrzeug konnte angepeilt werden
Die Täter sollen ihm Handy, Geldbörse und den Autoschlüssel abgenommen haben. Dann ließen sie den verdatterten Autobesitzer gehen. Nicht ohne die Warnung, er solle nichts der Polizei sagen, weil man wisse, wo er wohne. Der Angeklagte machte sich mit dem erbeuteten Fahrzeug auf der A 3 Richtung Niederlande auf. Kurz nach 8 Uhr passierte er die deutsch-niederländische Grenze. Zuvor hatte er noch die Kfz-Kennzeichen ausgetauscht. Auch interessant:
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Was der Angeklagte nicht wissen konnte: Im Auto lag noch der Firmenlaptop und ein Diensthandy des Besitzers, der den Raub natürlich umgehend gemeldet hatte. Die Geräte konnten angepeilt und die Position des Wagens bestimmt werden. Die niederländische Polizei übernahm die Verfolgung auf der A 3, die hinter der Grenze zur niederländischen A 12 wird. Als der Angeklagte das bemerkte, gab er Gas.
An einer Kreuzung in Driebergen knallte es
Mit fast 200 Stundenkilometern überholte er alle übrigen Fahrzeuge. Mal auf dem Standstreifen, dann einmal quer über die gesamte Fahrbahn steuernd wieder auf der äußerst linken Spur. Bei Driebergen fuhr er ab und raste in mehrere an einer Ampel stehende Autos. Eine Person erlitt ein Schleudertrauma, einem Mann wurden durch den Aufprall 11 Rippenbrüche zugefügt.
Der 25-Jährige gestand die wilde Jagd und den Unfall. „Ich dachte, ich passe da noch irgendwie durch“, ließ er seinen Verteidiger vortragen. Mit dem Raub will der Angeklagte allerdings nichts zu tun gehabt haben. Er sei nur angeworben worden, um einen gestohlenen Wagen in die Niederlande zu fahren. Nach durchfeierter Nacht sei er am Tattag morgens angerufen worden und schnell nach Dinslaken gefahren, wo er das Fahrzeug an einem Treffpunkt übernommen habe.
Als er bemerkte, dass die Polizei hinter ihm her war, habe sich das Kokain und der Alkohol in seiner Blutbahn durch „erhöhte Risikobereitschaft“ bemerkbar gemacht. An seine Fahrmanöver erinnert sich der Angeklagte nur noch undeutlich. „Ich hatte einen Tunnelblick.“ Ein Motorrad-Polizist, der zufällig an der Unfall-Kreuzung stand, verfolgte den zu Fuß flüchtenden 25-Jährigen und stellte ihn. Allerdings erst, nachdem er zwei Warnschüsse aus seiner Dienstwaffe abgegeben hatte. Bis Anfang November sind noch zwei weitere Verhandlungstage geplant.