Oberhausen. Seit vielen Jahren müssen Autofahrer und Anwohner Bauarbeiten auf der Vestischen Straße hinnehmen. Nun soll alles noch viel schlimmer werden.
Die Erneuerung von Kanal und Fahrbahn der Vestischen Straße in Sterkrade und Osterfeld beginnt ein halbes Jahr später als bisher geplant, nämlich im Frühjahr 2024. Dafür dauern die Bauarbeiten dann auch nicht bis 2027, wie bisher angenommen, sondern womöglich sogar bis ins Jahr 2031. Das kam in den beiden Bezirksvertretungen ans Licht. Damit wäre die wichtige Verbindungsstraße zwischen Osterfeld-Mitte und Sterkrade-Mitte über sieben Jahre immer wieder blockiert - ein Riesenproblem für Autofahrer, Radler und Anwohner. Denn Bauarbeiten gibt es dort schon seit Jahren immer wieder.
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Die CDU hatte zuvor um einen aktuellen Bericht in den Bezirksvertretungen gebeten. „Wir sind nun bei diesem Kanal-Projekt neun Monate hinterher“, wunderte sich CDU-Sprecher Hermann Wischermann in der Osterfelder Bezirksvertretung. Die Vorarbeiten hätten zwar im Mai 2023 begonnen. Aber es seien bisher nur Kleinigkeiten gemacht worden.
Zwei Anläufe für die Suche nach Baufirmen nötig
Für die Verzögerung hatten die Fachleute im Rathaus folgende Erklärung: Es habe sich im ersten Anlauf zunächst keine geeignete Baufirma gefunden. Deshalb habe es einen zweiten Anlauf gegeben. Zur Zeit laufe die vorgeschriebene europaweite Suche nach Baufirmen per Ausschreibung für die über 16 Millionen Euro teure Sanierung.
Die Erneuerung ist auf 1,6 Kilometern Länge zwischen der Fahnhorststraße in Osterfeld und der Teutoburger Straße in Sterkrade vorgesehen. Von der Fahnhorststraße bis zur Ackerstraße wird nicht nur die Fahrbahn erneuert und erhält teilweise separate Parkbuchten, sondern auch der darunter liegende Kanal. Weiter bis zur Teutoburger Straße wird nur die Fahrbahn saniert und anders aufgeteilt als heute.
Palotz rechnet 75 Monate Bauzeit vor
Weil die Häuser während der Bauzeit erreichbar bleiben sollen, das Schmutzwasser von ihnen weiterhin abfließen muss und der Austausch der drei Meter breiten Kanalrohre große Baggerarbeiten nötig macht, wird die Straße nacheinander in sechs Abschnitten aufgerissen. Dafür rechnete Thomas Palotz, der führende Straßenplaner im Rathaus, insgesamt 75 Monate Bauzeit vor. Die Nachbarschaft sei darüber aber informiert.
Die Anwohner der Vestischen Straße und die Autofahrer müssen allerdings schon seit einigen Jahren immer wieder mit Baustellen, Fahrbahnverengungen und Sperrungen leben. Gleichwohl hieß es nun in der Sterkrader Bezirksvertretung: Man könne schon einmal froh darüber sein, dass Verantwortliche für die in der Straße liegenden Leitungen wie die Rheinisch-Westfälischen Wasserwerke (RWW) und die EVO ihre Vorarbeiten bis zum nächsten Frühjahr 2024 erledigen würden, damit die großen Kanalarbeiten beginnen können. Denn gezwungen werden zu solch einem Zeitplan könnten sie dazu von der Stadt nicht.
Sorge um das Überleben der Geschäfte
SPD-Stadtverordneter Helmut Brodrick reagierte dennoch fassungslos: „Die lange Bauzeit ist nicht nachvollziehbar“, erklärte er. Das könnten die dortigen Geschäfte nicht durchstehen. „Bei den Anwohnern können wir uns nicht mehr sehen lassen.“ Schnelleres Bauen wäre allerdings deutlich teurer, erwiderten daraufhin die Fachleute.
Nach den bisher noch gültigen Gesetzen des Landes müssten die Hauseigentümer zu den Kosten der Straßensanierung eigentlich noch zwei Millionen Euro aus eigener Tasche beitragen. Die Landesregierung plant hier aber, die bisher üblichen Straßenausbaubeiträge abzuschaffen. "Wir starten in diesem Jahr ein Gesetzgebungsverfahren, das die Beitragspflichten für Eigentümerinnen und Eigentümer endgültig abschaffen wird", kündigte NRW-Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) in einem Interview an.