Dinslaken. Dinslakener soll sein totes Kind in den Kanal geworfen haben. Angehörige werden psychologisch betreut. Was das Jugendamt über die Familie wusste.
- Dinslakener soll Tochter (3) mehrere Tage in Keller gesperrt haben. Dort erstickte sie an erbrochenem Speisebrei. Die Leiche soll der 40-Jährige in den Oberhausener Rhein-Herne-Kanal geworfen haben.
- Die Familie war dem Jugendamt der Stadt Dinslaken bekannt. Die Geschwister und die Mutter sind in einem Schutzhaus untergebracht worden.
- Laut Jugendamt gab es im Vorfeld keine Anzeichen auf eine akute Kindeswohlgefährdung.
Nach dem Tod des drei Jahre alten Mädchens aus Dinslaken, das leblos im Rhein-Herne-Kanal aufgefunden wurde, sind die beiden Geschwister zusammen mit der Mutter in einem Schutzhaus untergebracht worden. „In der jetzigen Situation ist es das Wichtigste, dass die Kinder in einem sicheren Umfeld sind und rund um die Uhr psychologisch betreut werden“, sagt Bürgermeisterin Michaela Eislöffel am Dienstag.
Die Stadt spricht von einer „einzelnen“ Meldung an das Jugendamt, der die Mitarbeiter sofort nachgegangen seien, und einem Besuch in der Wohnung der Familie, bei dem es keine Anzeichen auf eine akute Kindeswohlgefährdung gegeben habe. Die ärztlichen Untersuchungshefte hätten lückenlos vorgelegt werden können. „Die Mutter schien glaubhaft an einer Lösung interessiert. Es gab zu keiner Zeit Hinweise darauf, dass sich eine solche Tragödie zutragen könnte“, erklärt die Stadt weiter.
+++ So hat die NRZ am 9. Oktober berichtet +++
Im Fall des verstorbenen Mädchens, das von seinem Vater mit Gewichten beschwert in den Rhein-Herne-Kanal geworfen wurde, verhören die Ermittler nun die Mutter der Dreijährigen. Ob sie von der Tat des Dinslakeners gewusst hat, ist noch unklar, so Jonas Tepe, Sprecher der Polizei Duisburg, auf Nachfrage.
Der 40-jährige Dinslakener soll seine dreijährige Tochter mehrere Tage lang in den Keller des Mehrfamilienhauses gesperrt haben. Dort erstickte sie an Erbrochenem. Die Leiche soll er dann in den Kanal in der Nähe des Oberhausener Kaisergartens geworfen haben. Der Vater schweigt weiterhin gegenüber den Ermittlern. „Er hatte uns die Stelle gezeigt, sich danach aber nicht mehr eingelassen“, sagte der Duisburger Staatsanwalt Martin Mende am Montag.
Verstorbenes Mädchen hatte eine Zwillingsschwester
Nach NRZ-Informationen hatte das Mädchen eine Zwillingsschwester und einen Bruder. Das bestätigte Polizeisprecher Tepe. Zum Zustand der Kinder ist derzeit nichts bekannt. Aber: Die Familie war dem Jugendamt der Stadt Dinslaken bekannt, das teilte die Stadt in einer Mitteilung mit. „Eine derartige Tragödie war nicht absehbar“, heißt es weiter.
Das Jugendamt sei auch jetzt weiter in die Familiensituation eingebunden. Zudem arbeite die Stadt Dinslaken eng mit den Ermittlungsbehörden zusammen. Die betroffene Kita wird vorübergehend geschlossen, um den Prozess der Aufarbeitung für die Kinder vorbereiten zu können.
Nach wie vor sind viele Fragen offen: Haben die Nachbarn des Mehrfamilienhauses, in dem acht Parteien wohnen, nichts mitbekommen? Was wusste die Mutter von der Tat? „Genau diese Fragen versuchen unsere Ermittler gerade zu klären“, sagte Jonas Tepe. Die Mutter der Kinder werde dabei als Zeugin vernommen.
Die Anteilnahme an dem furchtbaren Geschehen ist groß: Mittlerweile sind einige Kerzen, Kuscheltiere und gemalte Bilder vor dem Haus an der Hünxer Straße/Ecke Krusenstraße abgelegt worden. „Du wirst geliebt“ steht in grünen Lettern auf einem der Bilder.
Dinslakens Bürgermeisterin Michaela Eislöffel bricht ihren Urlaub ab. „Die Menschen in unserer Stadt sind tief erschüttert. Eine große Betroffenheit und Anteilnahme zieht sich durch unsere Bevölkerung. Als Bürgermeisterin bin auch ich tief erschüttert und werde mich noch heute aus meinem Urlaubsort auf den Weg nach Dinslaken machen. Meine Gedanken sind bei der Familie, Freunden und den trauernden Angehörigen“, so Bürgermeisterin Eislöffel.
+++ So hat die NRZ am 8. Oktober berichtet +++
Ein kleines rotes Grablicht vor der Eingangstür weist am Sonntag auf das furchtbare Geschehen hin, das sich in einem Dinslakener Mehrfamilienhaus an der Hünxer Straße/Ecke Krusenstraße ereignet haben soll. Das Entsetzen darüber ist groß: Ein Vater soll hier seine dreijährige Tochter in den Keller gesperrt haben. Dort starb sie an Erbrochenem. Die Leiche soll er dann in den Rhein-Herne-Kanal in Oberhausen geworfen haben.
Am Freitag erschien der 40-Jährige auf der Polizeiwache in Dinslaken und berichtete davon, dass seine Tochter ums Leben gekommen sei. Er habe sie dann mit zusätzlichen Gewichten beschwert im Rhein-Herne-Kanal in der Nähe des Oberhausener Kaisergartens versenkt, das teilten die Polizei Duisburg und die Staatsanwaltschaft Duisburg in einer gemeinsamen Pressemitteilung am Sonntag mit. Nachdem der Fall bekannt wurde, richtete die Staatsanwaltschaft Duisburg umgehend eine Mordkommission ein, die unter anderem zu den genauen Hintergründen ermittelt, Zeugen vernimmt und Spuren auswertet.
Vater sperrte Kind in Keller – als Erziehungsmaßnahme
Nach bisherigem Erkenntnisstand soll der 40-jährige Deutsche seine Tochter – möglicherweise als Erziehungsmaßnahme – für ein paar Tage in einen Kellerraum des Mehrfamilienhauses eingesperrt haben. Dort soll er sie mit Essen und Trinken versorgt und immer wieder nach ihr geschaut haben. Als er am Morgen des vergangenen Sonntags (1. Oktober) wieder nach ihr gesehen habe, war das Mädchen tot.
In den Abend- oder frühen Nachtstunden des gleichen Tages habe er dann den Leichnam mit Gewichten beschwert in den Rhein-Herne-Kanal in Oberhausen geworfen. Der genaue Ablageort befindet sich zwischen der Rohr-Brücke und der Slinky Springs to Fame-Brückenkonstruktion.
In der Nacht zu Samstag (7. Oktober) unterstützte die Oberhausener Feuerwehr mit Tauchern die Ermittler der Mordkommission bei der Suche nach dem verstorbenen Mädchen. Die Taucher fanden das Kind und bargen es. Ein Rechtsmediziner obduzierte die Dreijährige und stellte fest, dass sie an erbrochenem Speisebrei gestorben ist. Andere Verletzungen hatte das Mädchen nicht.
Am Freitagnachmittag standen mehrere Polizeiwagen vor dem Haus an der Hünxer Straße. Beamte in Schutzkleidung sicherten Spuren. Dass der Einsatz mit dem toten Mädchen zusammenhängt, bestätigte Jonas Tepe, Pressesprecher der Polizei Duisburg, am Sonntag auf Nachfrage der Redaktion. „Es ist einfach nur schlimm, was hier in direkter Nachbarschaft passiert ist“, sagt eine Anwohnerin gegenüber der NRZ.
Dinslakener sitzt in Untersuchungshaft und schweigt
Der 40-jährige Dinslakener sitzt wegen gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung mit Todesfolge in Untersuchungshaft. Der Vater äußert sich bislang laut Mitteilung nicht weiter gegenüber den Ermittlern. Die Ermittlungen zu den weiteren Hintergründen dauern an. Die ersten Zeugen seien bereits befragt worden, so Tepe. „Wir wollen Licht ins Dunkel bringen.“
Die Polizei sucht aber auch weitere Zeugen, die die Ablage des Leichnams in den Rhein-Herne-Kanal am Abend des 1. Oktober beobachtet haben. Unter der Rufnummer 0203/2800 können Zeugen Kontakt zur Mordkommission aufnehmen.