Oberhausen. Die Wirtschaftskrise setzt viele Haushalte unter Druck. Sie müssen sparen. An einem Brückentag wird es im Westfield Centro trotzdem voll.

  • Die Inflation sinkt, ist aber immer noch hoch
  • Dennoch strömen Tausende Menschen ins Centro Oberhausen
  • Allerdings: Die Menschen kaufen bewusster ein

Abschalten, das geht gewöhnlich auf der Couch oder in der Natur. Wer die Krisen dieser Welt abschalten will, kann aber auch ins Centro gehen. Im Oberhausener Konsumpalast schlängeln sich vor dem Feiertag Tausende Menschen durch die Rabatte und Angebote. Eine heile Welt aus Tüten schleppen, Eis naschen und Kaffee trinken. Dabei drückt seit Monaten die Inflation die Preise nach oben.

Die Wirtschafts-Statistiker hatten jüngst eine frohe Botschaft. Die Teuerungsrate in NRW sank im September deutlich und erreichte den niedrigsten Monatswert seit zwei Jahren. Die Inflationsrate lag bei 4,2 Prozent. Mit anderen Worten: Es geht bergauf. Wenigstens ein bisschen. Trotzdem bleiben Konsumgüter, Lebensmittel und vor allem Energie teuer.

Auf den ersten Blick muss die Wirtschaftskrise draußen bleiben. Im Inneren nutzen die Menschen das Fenster zwischen Wochenende und Tag der Deutschen Einheit, um shoppen zu gehen. Oder es zumindest zu versuchen. „Wir haben noch nichts gefunden“, sagt Rainer, der mit seiner Partnerin Hanna ein Päuschen auf einer Bank einlegt. Die beiden sind extra aus Kassel gekommen, um sich in Oberhausen umzusehen. „Wenn man früh genug losfährt, ist das kein Problem.“

Centro Oberhausen: Fachsimpeln über Drohnen – Sparen beim Einkaufen

Allerdings macht die Krise nur kurz an den parkenden Autos Pause und sucht sich ihre Wege ins Centro. „Wir machen, was alle machen und sparen bei der Energie“, sagt Rainer. LED-Lampen, Thermostate, Heizung später einschalten. „Damit kann man viel machen.“

Kaufen jetzt bewusster ein: Dieter und Kunigunde Mehlich aus Oberhausen.
Kaufen jetzt bewusster ein: Dieter und Kunigunde Mehlich aus Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Das Centro gibt an diesem Montag ein widersprüchliches Bild ab. Im Apple-Store bestaunen junge Menschen das neueste iPhone. In einem Drohnen-Shop fachsimpeln Männer mit Verkäufern über die Technik der 1000 Euro teuren Fluggeräte. Auf dem Flur werden Luxuswohnungen in Dubai angepriesen.

Zugleich klopft der Spardruck ans Gewissen. „Wir kaufen bewusster ein“, sagen die Eheleute Kunigunde und Dieter Mehlich. Die Oberhausener müssen etwas umtauschen und sind verblüfft vom Andrang. Das Rentner-Paar hat sich ein paar Strategien gegen die Krise überlegt. „Wir sparen bei der Kleidung und achten mehr auf Qualität“, sagt Kunigunde Mehlich. Die Kleidung soll nicht billig sein, aber lange halten, sagt die 83-Jährige. „Außerdem kaufen wir Lebensmittel auf dem Bauernhof“, wirft Dieter Mehlich ein. Der 86-Jährige wurde erst letztens an der Kasse eines Supermarktes böse davon überrascht, „wie wenig in dem Korb war“.

Kauft sparsamer ein: Florian Beckmann aus Duisburg.
Kauft sparsamer ein: Florian Beckmann aus Duisburg. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Andere versuchen es mit Verzicht. Florian Beckmann aus Duisburg begleitet seine Partnerin ins Centro. „Ich kaufe nichts“, schwört er. Er verzichte auf modische Trends, stattdessen hält er an seinem Urlaub fest. „Den möchte ich mir nicht nehmen lassen.“

Mutter übers Sparen: Wandern statt teure Flüge ins Ausland

Kurzer Besuch im Centro am Ferientag: Gladys Schiffers und ihre Tochter Lyn.
Kurzer Besuch im Centro am Ferientag: Gladys Schiffers und ihre Tochter Lyn. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Auch Gladys Schiffers spart. Die Mutter aus Gladbach setzt den Rotstift bei sich selbst an und hält so das Budget für Kinderkleidung. „Ich spare lieber bei mir als bei meinen Kindern.“ Sie überlege sich, welche Kleidung sie noch ein Jahr tragen könne, um so das Geld für neue Kinderjacken und Hosen zu haben. Ihre siebenjährige Tochter Lyn hat heute Schulferien und sitzt neben ihr auf der Bank. Auch der Urlaub muss dran glauben: „Statt nach Mallorca zu fliegen, gehen wir in der Eifel wandern.“

Wandern kann man im Centro auch. Rund 250 Shops können im Centro besucht werden, das gibt es nicht überall. Martina und Jule sind deshalb extra aus Viersen angereist. „Wir hätten noch mehr kaufen können“, sagt Martina. Aber auch sie überlegt genau, was sie braucht und was nicht. „Wir kaufen unsere Kleidung oft auf dem Trödelmarkt oder im Second-Hand-Geschäft. Das haben wir aber auch schon vorher gemacht.“ Auch sie verzichtet lieber bei sich. „Bei meinen Kindern möchte ich nicht sparen.“ Sie arbeite deshalb mehr, um die Krise im Portemonnaie auszugleichen.

Shoppen mit Nachhaltigkeitsgedanken: Martina und ihre Tochter Jule.
Shoppen mit Nachhaltigkeitsgedanken: Martina und ihre Tochter Jule. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Sparen und Centro, das ist ein Widerspruch, der sich kaum auflösen lässt. Eine größere Kette versucht’s, indem sie eine Rolltreppe einfach still stellt. Damit solle Energie gespart werden, heißt es zur Erklärung auf einem Schild. Wenn’s hilft.

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