Oberhausen. Als Konrad Adenauer als erster Bundeskanzler das Land regierte, ist im Osten von Oberhausen ein neuer Stadtteil entstanden: Bermensfeld.

Vor 70 Jahren hat der Osten des Oberhausener Stadtgebiets einen entscheidenden Impuls für seine weitere Entwicklung erhalten. Auf dem Bermensfeld ist ab September 1953 Schritt für Schritt ein neuer Stadtteil gewachsen, mit verstreut liegenden Siedlungshäusern im Grünen. Konsum, Milchgeschäft, Metzgerei und Apotheke gehörten damals auch dazu. Und eine katholische Kirche, Postnebenstelle und Kindergarten. Der Plan, eine neue Schule zu errichten, ist später ebenfalls verwirklicht worden.

Schon diese beeindruckende Aufzählung zeigt: Wir befinden uns mitten in den 1950er Jahren. Mitten im Wirtschaftswunder und Wiederaufbau. Mit dem ersten Bauabschnitt für das große Neubauprojekt war bereits im Dezember 1952 begonnen worden: 62 Eigenheime mit 62 Einliegern entstehen. Vor genau 70 Jahren sind 14 dieser Häuser an die Eigentümer übergeben worden.

Mit Bad, Wohnküche, Balkon, Waschküche und Trockenraum

„Es handelt sich um acht Häuser mit je drei Räumen und um sechs Häuser mit je vier Räumen“, berichtet damals der General-Anzeiger Oberhausen. Den Bericht hat uns freundlicherweise das Team des Stadtarchivs zur Verfügung gestellt. Und weiter heißt es in dem Zeitungsartikel: „Sämtliche Wohnungen enthalten Bad, Wohnküche mit Kochnische, Balkon, Waschküche, Trockenraum, Keller und Fahrradabstellraum. Die Miete für die drei Räume mit Bad beträgt 52 DM.“

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Die restlichen Häuser des ersten Bauabschnitts sind damals ebenfalls bald bezugsfertig. Familien ziehen ein, es kommt pulsierendes neues Leben in den Stadtteil, der mit seiner weit östlichen Lage im Oberhausener Stadtgebiet zwar eine Randlage einnimmt, aber schnell ins Gesamtgefüge der Stadt eingebunden wird.

Insgesamt entstehen in jenen Nachkriegsjahren direkt westlich des Läppkes Mühlenbach 578 Wohnungen. Bauherren auf dem Bermensfeld sind die Architekten Gebrüder Conle (Duisburg), die zuvor einen entsprechenden Wettbewerb gewonnen haben, an dem sich sechs Architekturbüros beteiligt haben. Die Firma Gebrüder Teichmann (Oberhausen) baut die Häuser. „Die Finanzierung erfolgt aus Landesmitteln, einer ersten Hypothek einer öffentlichen Kreditanstalt, einem Arbeitgeberdarlehen der HOAG, aus Eigenheimer-Mitteln, wo diese fehlen, werden sie vom Werk vorgestreckt. Ferner wird die Firma Conle finanziell beteiligt“, berichtet der General-Anzeiger.

Ein moderner Stadtteil mit viel Luft zum Durchatmen

Besonders bemerkenswert für die damalige Zeit: Die gesamte Siedlung wird aus dem durchgehenden Straßenverkehr weitgehend herausgehalten. Die Häuser werden nicht dicht aneinander, sondern in aufgelockerter Streulage gebaut. Sträucher und Bäume werden eigens neu angepflanzt. Die Grünstreifen sollen den Bewohnerinnen und Bewohnern am Rande der Bergbau- und Stahlstadt Oberhausen möglichst viel Luft zum Durchatmen verschaffen.

Diese spezielle grüne Anmutung hat das Bermensfeld an zahlreichen Stellen bis in die heutigen Tage behalten. Das weitsichtige Konzept aus den 1950er Jahren machte das möglich. Mietpreise von 52 DM sind allerdings längst Vergangenheit. Zum Vergleich: Eine neue DKW-Limousine – DKW ist eine ehemalige deutsche Automobil-, Motorrad- und Kühlmaschinenmarke – kostete damals knapp 6000 DM.