Oberhausen. Das Konzert von Jörg Bausch in Oberhausen muss 20 Minuten später starten. In der Arena überrascht der Schlagerstar mit einer bekannten Kollegin.
Nein, leise rieselt der Schnee wirklich nicht. Die Effektfontäne schleudert das künstliche Weiß im Dauerfeuermodus auf die Bühne, bis der darauf singende Schlagerstar Jörg Bausch gen Schneemann tendiert. Macht nichts! Sein Song „Erst wenn’s im Sommer schneit, bei 31 Grad…“ (bereits 2021 erdacht) wirkte am sonnig-heißen Samstag geradezu prophetisch.
Der Essener Musiker gehört im Revier zu den bekannten Schlagernamen. Normalerweise sieht man ihn bei schunkeligen Partys, wuseligen Stadtfesten, bei gemeinschaftlichen Genre-Festivals und im ZDF-Fernsehgarten. An den meisten Wochenenden können ihn Fans im Umkreis hören. Manchmal sogar ohne Eintrittspreis.
Jörg Bausch in Oberhausen: 3300 Fans feiern „Großes Kino“
Diesmal ist alles anders: Jörg Bausch hat zum großen Solo-Konzert in die Arena Oberhausen eingeladen. Doch bevor 3300 Fans in der deutlich verkleinerten Halle feiern, gibt es eine Schrecksekunde. Beim Bühnen-Aufbau verletzt sich ein Mitarbeiter. Die zugezogene Platzwunde muss im Krankenhaus getackert werden. Durch den Vorfall wankt der Zeitplan, der Einlass verzögert sich. Das Konzert startet schließlich 20 Minuten verspätet. Das Management des Schlagerstars gibt Entwarnung: „Dem Mitarbeiter geht es gut. Er befindet sich schon wieder in der Halle.“
Die Bausch-Fans klatschen längst im Innenraum. Sie streifen sich blinkende Haarreifen über. Sie jubeln den sechs Tänzern und acht Tänzerinnen zu. Aber klar doch, textsicher sind hier fast alle. Dabei jagt der 50-Jährige sein Publikum zunächst ins Bockshorn. „Ich möchte mal nicht meine bekannten Songs singen - kein 'Großes Kino', kein 'Tornado', kein 'Wolf in der Nacht'.“ Ein Meer aus kalkulierten Buh-Rufen schwappt dem Sänger entgegen. Das Publikum nimmt den Schabernack gerne an - und reagiert standesgemäß.
Jörg Bausch in Oberhausen: Schlagersänger mit Pyro-Fackeln
Tatsächlich bringen etliche Hits die Fans in knapp zweieinhalb Konzert-Stunden ins Schwitzen. Das liegt auch am pausenlos zischenden Hallen-Feuerwerk. Bei der 13 Jahre alten Schunkelhymne „Leuchtturm“ aus dem Album „Starkstrom“ überlasst Jörg Bausch nichts dem Kopfkino. Plötzlich steht er mit qualmenden Pyro-Fackeln in beiden Händen vor dem Publikum.
Ein ungewohnter Anblick: Bausch gilt in der Schlagerszene nicht unbedingt als Draufgänger, sondern eher als netter Typ. Keine Gaga-Ansagen wie bei Michael Wendler. Keine Pöbel-Songtexte wie bei Ikke Hüftgold. Die Skandale überlässt er anderen. Wenn Jörg Bausch über menschliche Unvollkommenheit spricht, heißt das bei ihm: „Solange wir atmen, werden wir keine Engel sein!“ Beim Titel „Whiskey, Schnaps und Wein“ besingt er immerhin alkoholische Genussmittel für Erwachsene.
Jörg Bausch in Oberhausen: Duett mit Anna-Carina Woitschack
Die Laune ist in der Konzerthalle gut, eine Überraschung entzückt in der Konzertmitte: Bausch zaubert Schlager-Kollegin Anna-Carina Woitschack aus dem Hut. Die 30-Jährige sorgte nach ihrer Beziehung mit Volksmusikstar und TV-Moderator Stefan Mross immer wieder für Schlagzeilen, trat zuletzt in der großen „Giovanni Zarrella Show“ auf.
Mit Woitschack singt der Essener seinen neuen Song „Dickschädel“. Anna-Carina Woitschack sagt hinterher gegenüber unserer Redaktion: „Vor diesem Auftritt hatte ich großen Respekt. Jörg ist ein toller Kollege - und überhaupt kein Dickschädel.“
Aufs Pluspunktekonto wandert bei Jörg Bausch auch, dass er Songs selbst schreibt und damit gleichgesinnte Musikerinnen wie Anna-Maria Zimmermann versorgt. Den Oberhausener Auftritt meistert der Protagonist zudem als sympathischer Erzähler.
Doch das Konzert hat auch Schwächen: Es mag sein, dass es üblich ist, beliebte Hits in unterschiedlichen Versionen mehrfach zu spielen. Doch die Wiederholungen nerven mit der Zeit. Auch das Duett mit dem synchron im aufgezeichneten Videoclip am Klavier spielenden Lukas Haunerland (Sat1-Frühstücksfernsehen) wirkt zu konstruiert.
>>> Jörg Bausch: Seine Fans blicken schon auf 2024
Fans von Jörg Bausch benötigten beim neuerlichen Arena-Konzert durchaus Geduld. Eigentlich sollte das Konzerte deutlich früher starten. Doch die Corona-Pandemie verhinderte letztlich einen Termin. Zudem zog der Sänger von der Turbinenhalle in die Rudolf-Weber-Arena um.
Auch für 2024 stehen größere Termine in Oberhausen fest. Am Samstag, 13. April, steht der Essener Sänger im Line-up für das Indoor-Festival „Best of Popschlager“ (18 Uhr, ab 25 Euro) in der Turbinenhalle. Am Samstag, 15. Juni, ist Bausch für die zweite Ausgabe der Mallorca-Fete „Inselfieber“ (13 Uhr, Tickets ab 30 Euro) neben dem Westfield Centro gebucht. Auch ein Solo-Konzert von Jörg Bausch soll es wieder geben. Diesmal wird mit der Turbinenhalle geplant.