Oberhausen. Moderator und Klimaschützer Eckart von Hirschhausen fordert im Gasometer Oberhausen konsequenteren Klimaschutz. “Ohne Verbote geht es nicht.“

Wenn es nach Arzt und TV-Prominenz Eckart von Hirschhausen geht, dann würde jeder Grillfreund beim Kauf eines Steaks gleich den Eimer mit Gülle an der Fleischtheke mitbekommen, den dessen Erzeugung verursacht hat. Der populäre Medienmann hat die Stiftung "Gesunde Erde Gesunde Menschen" gegründet. Darüber hat er vor rund 300 Zuhörerinnen und Zuhörern im Gasometer gesprochen. Das Eintrittsgeld kommt der Stiftung zugute.

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Oberhausen verpassen? Dann können Sie hier unseren abendlichen und kostenlosen Newsletter abonnieren! +++

„Es kommt nicht so richtig rüber, was der Klimawandel mit uns zu tun hat“, beklagte er zu dem 2015 in Paris vereinbarten Ziel, die Erwärmung der Erde auf 1,5 Grad zu begrenzen. Das aber setzt voraus, den Verbrauch von Öl, Gas und Kohle weltweit schnellstmöglich zurückzufahren.

Das intelligenteste Geschöpf handelt zerstörerisch

„Wenn wir nach oben aufsteigen, verlassen wir nach fünf Minuten den Bereich der Luft, die wir atmen können. Und den machen wir auch noch kaputt“, wunderte sich von Hirschhausen unter der riesigen Weltkugel der Gasometer –Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“. Seltsam, dass das intelligenteste Geschöpf auf Erden so handele.

Die Zeichen seien unübersehbar. Berlin drohe Schwierigkeiten mit der Trinkwasserversorgung zu bekommen. In New York müssten zeitweise wegen der Waldbrände in seinem Hinterland Schutzmasken getragen werden. Schiffe auf dem Rhein könnten wegen des niedrigen Wasserstandes nicht mehr die volle Zuladung aufnehmen.

Nach dem persönlichen Aha-Erlebnis gefragt

Und das seien erst die Anfänge. Schäden durch Überschwemmungen wie 2021 im Ahrtal würden astronomische Höhen annehmen. Je später man gegensteuere, desto teurer werde es. Ganz andere Ausmaße würden künftig Flüchtlingsströme annehmen, wenn große Teile Afrikas nicht mehr bewohnbar seien. Die Verbreitung von Seuchen werde zunehmen.

Hirschhausen ging in seinen Reden auch gezielt aufs Publikum ein, fragte etwa nach den persönlichen Aha-Erlebnissen: Wann ist den Menschen klar geworden, dass sich etwas verändert, dass sich die Umwelt wandelt. „Man hat gar keine toten Insekten mehr auf der Windschutzscheibe“, antwortete eine Frau.

Mehr Konsum und noch mehr Reisen geht nicht

Der Mediziner aus Berlin hält vom bloßen Appell an die Vernunft nicht viel. Ohne Verbote gehe es nicht. Man denke nur an das Ozonloch in der Atmosphäre. Seit in den 1980er Jahren die schädlichen Treib- und Kühlmittel ersetzt werden mussten, werde das Ozonloch immer kleiner. „Kluge Leute erfinden ganz schnell neue Wege.“

Seit Menschengedenken sei es das Ziel von Eltern, dass es ihren Kindern einmal besser gehen solle als ihnen. Mehr Konsum und noch mehr Reisen, das könnten heute aber nicht mehr die Ziele sein. Wohlbefinden sei entscheidend. Zwei Dinge seien doch den Menschen heilig: ihre Gesundheit und ihr Zuhause. „Wie frei sind wir denn noch, wenn wir nicht mehr richtig atmen können?“

Drei entscheidende Fragen künftiger Generationen

Jeder könne seinen Beitrag leisten: zu einer Bank wechseln, die ihr Geld nur noch für klimafreundliche Geldausgaben verleiht, auf Fleisch verzichten und auf erneuerbare Energien setzen. In Utrecht werde 30 Mal so viel Geld für den Radverkehr ausgegeben wie in Berlin, so von Hirschhausen. Am Ende rief der Arzt und Klimaschützer eine schwangere Frau aus dem Publikum zu sich und deutete auf ihren Bauch. Künftige Generationen würden drei Fragen stellen: „Was habt Ihr gewusst? Was stand in Eurer Macht? Was habt Ihr getan?“

Scharfe Kritik an AfD und FDP

Eckart von Hirschhausen sparte bei seinem Vortrag nicht mit Kritik an politischen Parteien. So verurteilte er die AfD, weil sie den vom Menschen gemachten Klimawandel leugne. Aber sie stehe ohnehin außerhalb des demokratischen Spektrums.

FDP-Politiker kritisierte er wegen ihrer seiner Ansicht nach ignoranten Einstellung zum Klimawandel. So sei Bundesverkehrsminister Volker Wissing zum Wassermangel im Rhein nichts Besseres eingefallen, als die Fahrrinne für die Schiffe tiefer zu buddeln. Und wenn FDP-Chef Christian Lindner den Klimaschutz „den Profis“ überlassen wolle, nämlich Politikern wie ihm, könne man ihm nur den Rat geben, sich endlich mit namhaften Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an einen Tisch zu setzen.