Oberhausen. Seit Anfang des Jahres müssen Restaurants als Alternative zum Plastik auch Mehrwegverpackungen anbieten. Das sagen die Oberhausener Betriebe.
Eine Plastikschale hier, ein Plastikdeckel dort: Einwegverpackungen sorgen beim schnellen Essen für unterwegs oder zum Mitnehmen für reichlich Müll. Laut Bundesumweltministerium entstehen pro Tag 770 Tonnen davon durch sogenannte Takeaway-Verpackungen. Alleine in Deutschland.
Darum müssen Restaurants, Imbisse und Kneipen seit Anfang des Jahres als Alternative zu ihren Plastik-Einwegverpackungen auch Mehrwegbehälter anbieten. So sieht es das seit Januar geltende Verpackungsgesetz vor. Auch Restaurants, Bistros, Cafés und Lieferbetriebe in Oberhausen müssen sich umstellen. Doch werden die umweltschonenderen Alternativen überhaupt nachgefragt? Und wie handhaben die Unternehmen das System?
Im „Uerige Treff“ am Friedensplatz werden die Speisen in der Regel im Restaurant gegessen. Wenn in den Mittagsstunden die Gäste das Außer-Haus-Essen abholen, landen Schnitzel, Möhrengemüse und Kartoffelsalat grundsätzlich in wieder verwendbaren Verpackungen. Wirt Andreas Dehorn: „Die Schalen lassen sich mehrfach in der Spülmaschine reinigen und sind auch für die Mikrowelle geeignet.“ Pfand müssen die Kunden dafür nicht bezahlen.
Gastronomie: Größere Betriebe müssen Plastik-Alternative anbieten
Gezielte Wünsche nach Mehrwegverpackungen erhält der Wirt vor der Bestellung dagegen nur wenige. „Nachfragen gibt es kaum bis gar nicht. Einzelne Kunden bringen ihre eigenen Mehrweg-Behälter mit, die wir dann gerne befüllen.“
Ähnlich sieht es das Gdanska am Altmarkt. Wirtin Maria Golebiewski: „Wer mit einer eigenen Speisendose kommt, dem verpacken wir die Gerichte direkt in unserer Küche.“ Ansonsten verpackt das Restaurant in Aluminiumschalen, die vom strengen Gesetz genauso wie Pizzakartons nicht betroffen sind. Nach nachhaltigen Verpackungsmöglichkeiten halte man derzeit Ausschau. Plastiktüten hat das Lokal schon seit einiger Zeit aussortiert. „Wir setzen nur noch Papiertüten ein.“
Das neue Verpackungsgesetz hat viele Sonderklauseln: So sind nur Betriebe mit mehr als 80 Quadratmetern Verkaufsfläche oder mehr als fünf Mitarbeitern zur Alternative zum Einwegplastik verpflichtet. Wer darunter liegt, muss aber die mitgebrachten Eigenverpackungen der Kunden akzeptieren.
Gastronomie: Dehoga wünscht sich bei Mehrweg einheitliche Lösung
Unter diese Regel fällt auch das neue Café Fave an der Goebenstraße. Besitzerin Katharina Harten setzt bei Einwegverpackungen freiwillig auf umweltschonendere Varianten. „Wir verkaufen viele Speisen in Verpackungen mit Bioplastik, das wiederum aus Maisstärke besteht.“ Ansonsten stünden Pappverpackungen bereit.
Im Gegensatz zu vielen Kollegen, sind bei ihr die Kunden mit eigenen Tupperschüsseln und Kaffee-Behältern nicht selten. Im Fave stehen vegane Gerichte auf der Speisekarte. Viele Gäste schauen auf Umweltaspekte, sagt die Betreiberin. „Zusätzlich fragen wir unsere Kunden, ob sie die Verpackung wirklich benötigen, selbst wenn sie aus Bioplastik besteht.“
Uschi Wischermann begrüßt als Dehoga-Vorsitzende für Oberhausen grundsätzlich, dass Müll vermieden wird. „Wir leben alle auf dem selben Planeten und unterstützen dies natürlich.“ Allerdings regt Wischermann einheitliche Lösungen an. „Ein gemeinsames Pfand- und Mehrwegsystem würde für deutlich mehr Transparenz und Akzeptanz sorgen.“ Auch andere Dehoga-Verbände hatten sich bereits eine bundesweit geltende Mehrweg-Lösungen gewünscht.
Gastronomie: Neben Einzelpfand können sich Wirte zusammenschließen
Das Verpackungsgesetz lässt neben der Einzelsystem-Lösung der Betreiber auch sogenannte Pool-Lösungen von mehreren Gastronomen zu, bei denen die Teilnehmer zusammenarbeiten, etwa bei der Rückgabe der Mehrwegverpackung an unterschiedlichen Orten.
Chris Höppner, der mit dem Restaurant „The Match“ am Pfälzer Graben und einem Catering Service gleich mehrere Blickwinkel besitzt, begrüßt die Idee, bemängelt bei der Gesetzgebung allerdings viele Schwächen in der Praxis.
Er sieht bei Festivitäten Probleme für mobile Stände, die über wenig Reinigungsfläche verfügen. Ein gemeinsames Mehrwegsystem sei bei der Musiksommernacht in der Innenstadt für Getränke umsetzbar, bei der Fronleichnamskirmes aber allein durch die Größe derzeit unrealistisch.
Auch die manchmal mäßige Sauberkeit von zurückgebrachten Mehrwegartikeln brächte den Gastronomen kurz nach der Corona-Krise eine deutliche Mehrbelastung - mitunter durch mehrere Reinigungsgänge. Höppner bietet Bioplastik-Teller, aus Zuckerrohr gepresste Verpackungen und Mehrwegschalen an. „Bislang ist die Nachfrage aber mau."
>>> Gastronomen dürfen auf Mehrwegverpackungen Pfand erheben
Wirte, die Mehrwegverpackungen ausgeben, können nach dem neuen Verpackungsgesetz ein Pfand für die Teller und Becher einfordern. Zugleich dürfen Speisen in Einwegverpackungen durch Rabatte nicht günstiger angeboten werden. Auch ein Zuschlag auf Gerichte in Mehrwegschalen darf nicht erhoben werden.
Verpackungen mit Kunststoffanteil fallen ebenfalls unter das neue Gesetz. Das kann bei einer Pappschale der Fall sein, die mit einer dünnen Plastikschicht versehen ist.