Oberhausen. Im Kern der Oberhausener Innenstadt reiht sich Baustelle an Baustelle. Die Händler der City erheben schwere Vorwürfe gegen die Stadtverwaltung.
- Die Händler in der Oberhausener Innenstadt sind sauer auf die Planer im Rathaus
- In der City sorgen gleich mehrere Baustellen für teils chaotische Zustände auf den Straßen
- Geschäftsleute kritisieren den Zeitplan der Baumaßnahmen scharf
Schon seit vielen Jahren hadern die stimmgewaltigen Händler der Werbegemeinschaft für die Oberhausener Innenstadt, das „CityO-Management“, mit den Aktionen der Stadtverwaltung. Mal handeln die Fachbeamten des Rathauses zu viel, mal zu wenig, mal gar nicht, mal falsch, selten jedenfalls richtig.
Hatte der Vorstand der Werbegemeinschaft vor kurzem den Stadtverantwortlichen vorgeworfen, sich seit langem kaum für das Versprechen einzusetzen, endlich freies WLAN in der Innenstadt zu etablieren, geht es nun um die Flut an Baustellen im Innenstadtkern. „Wir haben keine Lust mehr, sagen mir meine Kunden, wir erreichen den Laden nicht mehr. Für sie kommt es einer Odyssee gleich, sich durch die Verkehrsführung der City zu kämpfen“, erzählt der Sportartikel-Fachhändler Wolfgang Wonsyld der Redaktion. Er betreibt seinen Traditionsladen seit vielen Jahren an der Stöckmannstraße 84, quasi auf der halben Höhe des Altmarktes. „Ich habe für alle Baustellen auch Verständnis, aber der Zeitplan ist falsch: Müssen es mehrere Baustellen gleichzeitig sein?“
So buddelt derzeit die Energieversorgung Oberhausen (EVO) auf der Hermann-Albertz-Straße/Ecke Goebenstraße Fernwärmeleitungen in den Boden und die Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO) erneuern acht Monate lang die über hundert Jahre alte Kanalisation auf 180 Metern der Helmholtzstraße. Dadurch sind die Christoph-Schlingensief-Straße und die Stöckmannstraße für Autofahrer nicht mehr durchgängig befahrbar. Zugleich aber probiert der oberste Planer der Stadt, Thomas Palotz, ein halbes Jahr lang aus, wie sich die Lebensqualität am Altmarkt heben lässt, wenn man die Gutenbergstraße dort am Jobcenter mit Pflanzen und Bänken aufhübscht und für Autofahrer absperrt.
Mehr Autos fahren durch den Biergarten der Kult-Gaststätte Gdanska am Oberhausener Altmarkt
Täglich mit dem Ärger seiner Kunden konfrontiert, hat Wonsyld nun einen Hilferuf an Oberbürgermeister Daniel Schranz schriftlich abgesetzt – und darin nicht mit scharfen Worten gespart. „Die Sperrungen führen teils zu grotesken Situationen vor unseren Geschäftsräumen. Theoretisch ist die Verkehrsführung geregelt. Dies ist aber so wenig nachvollziehbar und an der Realität vorbeigeplant, dass es täglich zu tumultartigen Szenen kommt.“ Die seien vor allem dann zu beobachten, wenn „Autofahrer nach langwierigen Wendemanövern am Ende der zur Sackgasse gewordenen Stöckmannstraße zurückfahren und es dann durch beidseitig zugeparkte Randstreifen nicht genügend Platz für Verkehr und Gegenverkehr gibt.“ Wonsyld mahnt dringend eine neue Lösung für die Verkehrsführung an.
Aber nicht nur das CityO-Vorstandsmitglied sieht sich derzeit in seinen Geschäften und in seiner Lebensqualität gebeutelt. Auch der Wirt der berühmten Altmarkt-Kultgaststätte Gdanska, Czeslaw Golebiewski, beobachtet Nachteile durch die neuen Umleitungen. Vor allem durch die Sperrung der Gutenbergstraße am Jobcenter fahren nun viel häufiger Fahrzeuge über die kurze Straße Altmarkt – quer durch den beliebten Biergarten der rührigen Gastleute.
Wonsyld: Fachbeamte im städtischen Rathaus berücksichtigen Händler und Kunden nicht
Wonsyld spricht von einer gewissen Sprachlosigkeit zwischen Innenstadthändlern und Teilen der Stadtverwaltung. „Wir führen häufiger Gespräche mit der Politik. Die Stadtspitze selbst engagiert sich zwar mit Konzepten, doch bei der praktischen Umsetzung durch die Fachverwaltungen werden wir nicht mehr berücksichtigt.“ Am Ende seines Brandbriefes kritisiert der Sportartikel-Händler auch, dass sich abends auf der Marktstraße zwischen Altmarkt und Paul-Reusch-Straße, eigentlich Fußgängerzone, die Poser-Szene versammelt. „Das ist ein weiteres Ärgernis. Sie führen dort gegenseitig ihre aufgemotzten Fahrzeuge auf – unbehelligt von Polizei und Ordnungsdienst.“
Sein Fazit im Schreiben an den obersten Chef der Stadtverwaltung fällt ernüchternd und bitter aus. „Unter solchen Rahmenbedingungen ist ein erfolgreicher Einzelhandel kaum noch umsetzbar. Das Internet mit Amazon & Co stellt für uns ein geringeres Problem dar, als eine Baustellen- und Verkehrsplanung, die komplett an der Realität vorbeigeht.“