E-Mails können Fluch und Segen zugleich sein. Ein Gespräch über die richtigen Umgangsformen im Internet.

E-Mails haben das Leben in vielerlei Hinsicht erleichtert, da sind sich die meisten einig. Trotzdem ärgern sich alle über unerwünschte Werbung, über riesengroße Datenanhänge – oder darüber, dass einige Zeitgenossen jegliche Formen von Umgang vermissen lassen. Es gibt sie auch im Internet, die Etiquette, dort Netiquette genannt. VHS-Fachbereichsleiterin Astrid Schröder und EDV-Dozentin Anke Luft beherrschen sie aus dem Effeff. Wir haben sie um eine Einführung gebeten.

Schreibe nie im Zorn

Der größte Vorteil der E-Mail, so Anke Luft, ist auch ihr größter Nachteil: „Sie wird schneller versandt als ein Brief.” Dies berge Gefahren: „Man kann schneller zur Sache kommen, muss aber aufpassen, dass es nicht wie ein Befehl rüberkommt.” Und: „Wenn man die Mail in wütender oder auch fröhlicher Stimmung geschrieben hat, kann einem dies nach zehn Minuten schon leidtun.” Hier sei der Brief klar im Vorteil. Er wird meistens nicht sofort abgeschickt, man hat also noch Gelegenheit, eine Formulierung zu ändern. Aber auch eine Mail kann man erst abspeichern, um später nochmal drüberzulesen – oder im Zweifelsfall einen Freund um seine Meinung zu fragen.

Der Fehlerteufel

Viele E-Mails wimmeln vor Rechtschreibfehlern. „Das habe ich nicht gern”, sagt Luft, „weil es so aussieht, als sei ich es dem Absender nicht wert, sich Mühe zu geben.” Wer durchgehend kleinschreibt, Satzzeichen weglässt, Umgangssprache verwendet und das Geschriebene mit Emoticons verziert, den berühmten Smileys, sollte sich zumindest bei Geschäftsbriefen lieber zügeln. Luft: „Man sollte nicht unterschätzen, dass E-Mails ebenso wie Briefe abgelegt und archiviert werden.” Eine höfliche Anrede und Verabschiedung sind also Pflicht. Ebenso, wie etwas in die Betreffzeile einzutragen.

Datenwust

Niemand wurschtelt sich gern durch unnötige Texte. Die gesamte vorherige Korrespondenz mitzusenden „trägt nicht zur Vereinfachung bei”, wie Astrid Schröder es formuliert.

Privatsphäre, bitte

Wenn eine Mail an viele Absender geht, müssen nicht alle alle Adressen sehen. Man kann sie ins BCC setzen. Das steht für Blind Carbon Copy, in Anlehnung an das Karbonpapier. Die dort eingetragenen Adressen bleiben unsichtbar. Luft: „Das kennen viele nicht.”

Vergebliche Liebesmüh

Auch wenn's nett gemeint ist: Von Formatierungen wie Hintergründen raten die Expertinnen ab. Weil man sie in anderen Programmen oft gar nicht sehen kann. In Geschäftsbriefen ist so etwas laut Astrid Schröder genauso ungeeignet wie „rosa-rotes Briefpapier mit Veilchenduft.”