Oberhausen. Wie kann man aus 10.000 Euro Erspartes viele Zinsen herausholen? Derzeit lohnen sich Vergleiche, die Banken buhlen um Neukunden. Ein Überblick.

  • Bei fast allen Banken und Sparkassen ziehen die Zinserträge an, die man mit Sparguthaben erreichen kann
  • Derzeit buhlen die Geldinstitute um Neukunden und frisches Geld – mit immer neuen und besseren Konditionen. Die Zeiten der Strafzinsen, als keine Bank mehr gerne neues Geld angenommen hat, sind vorbei
  • Ein tagesaktueller Vergleich zwischen den Zinsangeboten ist derzeit notwendig, wenn der Sparer den bestmöglichen Ertrag haben will – in diesen Wochen ändern sich die Zinsen auf Sparguthaben regelmäßig.

Wer eine mittelgroße Stadtsparkasse mit einer Bilanzsumme von 2,9 Milliarden Euro (Platz 169 von 370 deutschen Sparkassen) führt, neigt nicht dazu, mit dicken Spendierhosen herumzulaufen. Der Vorstand der Stadtsparkasse Oberhausen, Oliver Mebus und Thomas Gäng, ist zwar recht stolz darauf, zu den ersten Geldinstituten in Deutschland gehört zu haben, die nach der Nullzinsphase überhaupt wieder Zinsen aufs Sparbuch gezahlt haben, doch üppig ist der Zinssatz auf den Sparbüchern des Banken-Marktführers im Stadtgebiet Oberhausen nicht angewachsen. Zögerlich rückten die lokalen Banker zunächst nur 0,2 Prozent auf das traditionelle Sparbuch „S-Spar Plus“ heraus – seit 1. Dezember 2022. Jetzt wurde der Zinssatz dort ab 21. Juni 2023 auf 0,6 Prozent erhöht. Immerhin.

Lukrativ ist das bei weitem nicht: Für 10.000 Euro auf dem Sparbuch gibt es also nach einem Jahr gerade mal 60 Euro – bei einer Inflationsrate in NRW von derzeit 6,8 Prozent ein echtes Minusgeschäft. Der von vielen Sparern nicht besonders beachtete Realverlust beträgt bei 10.000 Euro demnach 620 Euro – innerhalb von nur zwölf Monaten. Zum Glück aber sinkt die Inflationsrate und soll nach der April-Prognose der Wirtschaftsinstitute im nächsten Jahr im Schnitt bei nur noch 2,4 Prozent liegen. Zudem winken sichere andere Geldanlagen als das Sparbuch mit höheren Renditen.

Stadtsparkasse Oberhausen: Sparsummen auch mal längerfristig anlegen

So rät der Vorstandsvorsitzende der Oberhausener Stadtsparkasse, Oliver Mebus, dazu, seine Geldanlage auch mal längerfristiger anzulegen. „In den vielen Jahren der Niedrigzinsphase haben sich die Sparer angewöhnt, ihr Geld nur noch sehr kurzfristig anzulegen, weil es ohnehin keine oder kaum Zinsen gab. Jetzt sollte man aber umschichten, denn viele benötigen nicht so viel kurzfristig angelegte Summen.“ Die Sparkassenberater hätten dabei einige sichere Geldanlagen im Angebot.

Der Vorstandsvorsitzende der Oberhausener Stadtsparkasse, Oliver Mebus, rät Sparern, ihr gespartes Geld von ganz kurzfristig in mittel- oder längerfristige sichere Geldanlagen umzuschichten.
Der Vorstandsvorsitzende der Oberhausener Stadtsparkasse, Oliver Mebus, rät Sparern, ihr gespartes Geld von ganz kurzfristig in mittel- oder längerfristige sichere Geldanlagen umzuschichten. © FUNKE/Fotoservices | Gerd Wallhorn

So hat die Sparkasse wieder die einst so beliebten abgesicherten Sparkassenbriefe aufgelegt: Für zwei Jahre gibt es 2,10 Prozent, für drei Jahre 2,20 Prozent, für vier Jahre 2,30 Prozent und für fünf bis sieben Jahre 2,4 Prozent. Auf dem Festgeldkonto, angelegt für ein Jahr, rückt die Sparkasse 2,0 Prozent heraus.

Mehr Zinsertrag erhält derjenige Sparer, der ein wenig stärker ins Risiko geht, und Anleihen von relativ sicheren Herausgebern kauft. So vermitteln die Anlageberater der Sparkasse gerne auch Festzinsanleihen der Landesbanken in Euro: Hier gibt es für ein Jahr bis zwei Jahre bereits 2,6 Prozent, für drei Jahre erzielt man 2,85 Prozent, für vier Jahre 3,0 Prozent und für fünf Jahre 3,15 Prozent. Diese Anleihen sind allerdings nicht durch die EU-Einlagensicherungsgarantie von 100.000 Euro je Kunde und Geldinstitut abgesichert – und müssen in ein gebührenpflichtiges Depot gelegt werden.

Auch interessant

Mebus geht davon aus, dass es zwar noch einige kleine Zinsschritte der Europäischen Zentralbank (EZB) geben wird, doch diese Geld-Verteuerung werde sich wohl vor allem auf die kurzfristigen Geldanlagen auswirken. Er glaubt nicht daran, dass die Zinsen im längerfristigen Bereich noch deutlich nach oben gehen. „Jetzt ist es durchaus ratsam, sich das Zinsniveau für einige Jahre zu sichern“, empfiehlt Mebus. Allerdings müsse man sich immer auch die gesamte Vermögenssituation des Kunden ansehen, um wirklich gute Tipps geben zu können.

Banken überbieten sich derzeit mit Sparzinsen auf dem Markt

Auf dem Markt überbieten sich derzeit die Banken, um mit guten Prozentsätzen vor allem Neukunden anzulocken. Die Onlinebank Comdirect entrichtet 3,25 Prozent auf Tagesgeld bei Neukunden (nur für die ersten sechs Monate, danach 0,75 Prozent), die Targobank (Filiale auf der Marktstraße ganz in der Nähe der Sparkasse) 3,20 Prozent (nur für die ersten sechs Monate, danach 0,6 Prozent), die Direktbank ING 3,0 Prozent (nur für die ersten sechs Monate, danach 0,6 Prozent) und die Santander auf der Marktstraße in Alt-Oberhausen ebenfalls 3,0 Prozent (nur für die ersten sechs Monate, danach 0,3 Prozent).

Wer 10.000 Euro für ein Jahr an die Seite legen will, erzielt bei der Targobank 3,50 Prozent, also 350 Euro (alle Kunden), bei der Kölner abc-Bank 3,10 Prozent, bei der Düsseldorfer IKB-Industriebank 3,0 Prozent, bei der Postbank 3,0 Prozent und bei der Pfandbriefbank pbbdirekt 2,90 Prozent. Wer diese Summe zwei Jahre länger entbehren kann, also eine dreijährige Festgeldanlage bucht, erhält von der abc-Bank bereits 3,55 Prozent, bei der IKB 3,5 Prozent und bei der Targo-Bank 3,0 Prozent.

Andere Filialbanken, wie die Deutsche Bank, locken ebenfalls mit 3,0 Prozent (allerdings nur Neukunden), die Commerzbank offeriert online 2,25 Prozent. Diese Zahlen können natürlich hier nur beispielhaft genannt sein, sie ändern sich in diesen Zeiten fast täglich: Es lohnt sich also, mal mit seinen Sparsummen auf den typischen Online-Vergleichsportalen vorbeizuschauen, wie etwa bei biallo.de.

Oberhausener Sparkassen-Vorstandsvize Thomas Gäng: „Wir machen faire Preise für unsere Kunden. Wir verhalten uns fair und anständig.“
Oberhausener Sparkassen-Vorstandsvize Thomas Gäng: „Wir machen faire Preise für unsere Kunden. Wir verhalten uns fair und anständig.“ © FUNKE/Fotoservices | Gerd Wallhorn

Die beiden Chefs der Oberhausener Sparkasse lassen sich von den besseren Online- und Filialangeboten der Konkurrenz nicht besonders beeindrucken. „Die Sparer sollten auf das Kleingedruckte achten, da sind viele Sternchen drin. Mal ist die Laufzeit begrenzt, mal gilt das nur für Neukunden. Wenn man das rausnimmt, stehen wir im Markt sehr gut da“, sagt Mebus. Sein Kollege Thomas Gäng weiß zwar, dass eine Sparkasse mit einem breiten Filial- und Geldautomatenangebot sowie einem öffentlichen Auftrag nicht zu den günstigsten Anbietern gehören kann, aber er verspricht: „Wir machen faire Preise für unsere Kunden. Wir verhalten uns fair und anständig.“ Das zeige sich auch beim Dispozinssatz, der mit aktuell 12,9 Prozent unter dem erlaubten Referenzzins von 14,4 Prozent liege.

Fairness – das ist nach eigenem Bekunden auch der Hauptgrund für den Sparkassenvorstand, nicht die Chance zu nutzen, mit einem Extra-Sonder-Sparzins Neukunden anzulocken und ihren Marktanteil zu vergrößern. „Das wäre gegenüber unseren Stammkunden nicht fair, wir würden unsere hunderttausend Kunden verärgern. Deshalb machen wir das nicht“, erläutert Oliver Mebus.