Oberhausen. Inspiriert vom Drama „Der lange Schlaf“ gibt’s vom 15. bis 17. Juni Debatten, Konzert, Performance und das Parlament der Lebewesen.
Die letzte Premiere einer erfolgreichen ersten Spielzeit für das Team um Intendantin Kathrin Mädler spielt mit einer steilen These: In „Der lange Schlaf“ schickt der deutsch-irische Australier Finegan Kruckemeyer die Menschheit für ein volles Jahr in den „Winterschlaf“, damit der Planet sich erholen möge. Die Folgen sind schon in diesem Kolportage-Drama schauerlich. Doch wie lässt sich die bedrohte Biosphäre tatsächlich retten?
Inspiriert von den Denkanstößen, die auch die Inszenierungen des „Schimmelreiter“ und des Kinderstücks „Der neugierige Garten“ dem Publikum mitgeben wollen, steigt nun – kurz vor den Theaterferien – das Mini-Festival „Biosphäre Oberhausen“ von Donnerstag, 15., bis Samstag, 17. Juni. Im „künstlerischen Labor“ arbeitete daran Stefanie Aehnelt, keine Klimaforscherin oder Naturwissenschaftlerin, sondern Regisseurin und Co-Leiterin des Theater Aufbau Kreuzberg (tak). Sie stellte für die drei „Biosphären“-Tage nicht nur ein fachlich kompetent besetztes Diskussionspodium zusammen, sondern sorgt auch für einen szenisch-musikalischen Abend – und entdeckte im nahen Gelsenkirchen die am Consol Theater heimische „Organismendemokratie“. Viel Programm in nur drei Tagen, die man keineswegs „lange verschlafen“ sollte.
Los geht’s unter dem wohl nur mit einer Prise Sarkasmus zu verstehenden Motto „Und Morgen früh ist alles wieder gut“ am Donnerstag, 15. Juni, um 19.30 Uhr in der Theater-Bar. Mit Jascha Fendel, dem Dramaturgen von „Der lange Schlaf“, fragt Stefanie Aehnelt als Moderatorin nach realistischen Chancen angesichts der globalen ökologischen Krise. Zum Podium zählen die Philosophin Julia Weinheimer, Christina Seidensticker von der Landesanstalt für Natur und Umwelt (Lanuv) sowie Boris Dresen von Umsicht, dem in Oberhausen heimischen Fraunhofer-Institut.
Szenisches Konzert in der Marienkirche
Erst vor wenigen Tagen hatten einige Klimaforscher gewarnt, dass mehrere „Kipppunkte“ mit nicht mehr korrigierbaren Folgen für den Planeten bereits hinter uns lägen. „Dann wären wir ja handlungsunfähig.“ Stefanie Aehnelt widerspricht: Man sollte vielmehr – im kleinen wie im großen Maßstab – jede Chance nutzen, „um das Schlimmste zu verhindern“.
Anregungen im künstlerischen Sinne erwartet sie auch vom „szenischen Konzert“, gestaltet von der Flötistin Silvia Berchtold am Freitag, 16. Juni, um 21 Uhr in der dem Theater nahen Marienkirche, Elsa-Brändström-Straße 82. „Di(v)e“ heißt ihr Programm zum Thema Ressourcenverschwendung, bei dem ein per Handkurbel betriebener Kassettenrekorder ebenso zum Einsatz kommt wie meditativ zu bewegende Besen. Dieser Abend werde „erlebnisreich und wunderschön“, verspricht die „Biosphäre“-Kuratorin.
Für den ereignisreichen Samstag, 17. Juni, wird die Theater-Adresse Will-Quadflieg-Platz sogar zum „Platz der Biosphäre“: Eine Hauptrolle – nicht nur als Blickfang – spielt dabei der stattliche Bergahorn direkt vor dem Ebertbad. „Gesundheitlich ist er nicht so gut drauf“, hat Stefanie Aehnelt erfahren: Der Baum kann am mit Schotter gefüllten Ebertplatz nur flach wurzeln und sich entsprechend schlecht versorgen. Als „Tree Translator“ zeigt Nora Haakh von 17.30 bis 18.30 Uhr ihre Performance, die eine „vielstimmige Umwelt“ hörbar machen will.
Debatte im „Parlament der Lebewesen“
Bereits von 12 Uhr an informiert am „Platz der Biosphäre“ das Bündnis zum Erhalt des Sterkrader Waldes mit BUND und Nabu. Deren Vorsitzende Linda Trein spricht in der Theater-Bar über Wildbienen. Dass allen Lebewesen, vom Einzeller bis zum Mammutbaum, „die gleichen politischen Rechte“ zukommen sollten, ist das Anliegen der „Organismendemokratie“, die am Consol Theater im nahen Gelsenkirchen ihr Forum gefunden hat. Eine Abordnung der menschlichen Fürsprecher aus dem „Parlament der Lebewesen“ debattiert mit Georg Kentrup vom Consol Theater um 14 Uhr in der Theater-Bar.
„Es wäre schön, wenn sich auch in Oberhausen eine Gruppe findet“, meint Stefanie Aehnelt, um hier als Mandatsträger die Anliegen von Pilz oder Raupe zu vertreten. Dazu animieren könnte der Stadtspaziergang unter dem kecken Motto „Der Götterbaum muss weg“, der um 15.30 (bis 17 Uhr) startet. Die Kuratorin des Festivals bringt ihr Anliegen als „Tierrechtlerin“ so auf den Punkt: „Wir schulden eine gewisse Gerechtigkeit allen, denen wir das Leben schwer machen.“
Alle Angebote der drei „Biosphäre“-Tage sind kostenlos. Gratis-Karten, Programmflyer und Infos gibt’s an der Theaterkasse, 0208 8578 184, per Mail an service@theater-oberhausen.de.