Oberhausen. Das drohende Verbot, Gas- und Ölheizungen in Altbauten einzubauen, kostet Städte viel Geld. Oberhausen schlägt Alarm – und gibt dem Bund Tipps.
Das von der Bundesregierung geplante Einbauverbot neuer Gas- und Ölheizungen trifft auch die Kommunen hart – vor allem diejenigen mit hoher Schulden- und Ausgabenlast. Denn auch diese müssen alle öffentlichen Gebäude so ertüchtigen, dass sie die künftigen harten Heizregeln erfüllen. Sie müssen ihre Immobilien bei einer Havarie des alten Heizsystems zu mindestens zwei Dritteln mit regenerativen Energien Luft, Sonne, Wind erwärmen. Diese Investitionen gehen für ganz Deutschland in die Milliarden, wenn man nur die kommunalen Gebäude betrachtet.
„Das ist ein riesiger finanzieller Kraftakt. Aus eigener Kraft schaffen wir das nicht, wir benötigen auf jeden Fall eine starke Unterstützung des Bundes“, fordert Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) im Gespräch mit der Redaktion. „Das ist auch im Sinne des Konnexitätsprinzips: Die oberen staatlichen Ebenen möchten das Gesetz – dann müssen diese auch die Kommunen in die Lage versetzen, dass diese das Ziel auch erfüllen können.“
Oberhausen heizt viele Gebäude bereits mit regenerativ eingestufter Fernwärme
Oberhausen hat nach einer Aufstellung der städtischen Fachbeamten (41 Prozent) einen hohen Prozentsatz seiner Gebäude mit Fernwärme der Energieversorgung EVO ausgestattet, die als regenerativ eingestuft wird. Doch für die anderen verbleibenden Immobilien in städtischer Hand wird es teuer: 146 Hallen, Schulen, Bürogebäude, Werkshäuser oder Kitas werden noch mit Gas oder Heizöl erwärmt. Diese müssen mittelfristig mit neuer Heiztechnik aufgerüstet werden. Betrachtet man dabei die Umrüstung auf die vom Bund bevorzugte Wärmepumpentechnik plus Photovoltaik auf Schuldächern, dann kommen auf die Stadt Oberhausen geschätzt 26 Millionen Euro Kosten zu.
„Doch damit ist es oft nicht getan, denn viele Altbauten können in ihrem jetzigen Zustand nur sehr teuer mit Wärmepumpen beheizt werden. Oft müssen die Altbauten zuvor gedämmt, mit Lüftungstechnik und Fußbodenheizung ausgestattet werden – und dann kostet das Ganze noch viel, viel mehr“, analysiert Schranz. Den heutigen Stand der Technik zur energetischen Sanierung findet das Oberhausener Stadtoberhaupt für viele ältere Gebäude nicht überzeugend. „Eine Dämmung ist nicht überall möglich. Wir müssen gerade bei den schönen alten Gebäuden aufpassen, dass diese nicht unter einer dicken Styropor-Dämmschicht verschwinden.“
Als Negativbeispiel nennt Schranz ein ehemals schönes Backstein-Krankenhaus einer Nachbarstadt, dessen historische Außenfassade unter einer Dämmschicht versackt ist. Beim Oberhausener Bert-Brecht-Haus in der Innenstadt habe man immerhin die Fenster energietechnisch auf neuestem Stand nach Denkmalschutz-Vorgaben austauschen können. Das hatte einen hohen Preis: Die neuen Fenster kosteten über eine Million Euro.
Oberhausener Oberbürgermeister: So ein Gesetz darf nicht übers Knie gebrochen werden
Sein Rat an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD): „Man sollte so ein einschneidendes Gesetz nicht übers Knie brechen. Für die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes, das bereits Anfang 2024 in Kraft treten soll, hatten die kommunalen Spitzenverbände nur sechs Tage Zeit, eine Stellungnahme abzugeben.“ Entscheidend sei für die Bezahlbarkeit der Wärmewende, dass das Gebäudeenergiegesetz der Ampelkoalition so technologieoffen wie möglich formuliert werde. Denn: „Die vorgesehenen Wärmepumpen für Gebäude sind nicht für jede Immobilie die ideale Lösung.“
Insgesamt betreiben die Servicebetriebe Oberhausen (SBO) für die Stadt 250 Heizungsanlagen. Die Hälfte von ihnen wird mit Gas betrieben, nur sechs Prozent mit Heizöl. 41 Prozent sind an die Fernwärmeleitungen angeschlossen.