Oberhausen. Das Oberhausener Centro hat Besucher verloren – der Konkurrenzkampf ist hart. Centro-Manager Ulmer sieht aber fünf Gründe für eine gute Zukunft.
Der immer noch boomende Online-Handel, die durch hohe Inflationsraten schwindende Kaufkraft in der breiten Bevölkerung und die beliebten Outlet-Center wie Roermond bringen nicht nur die klassischen Geschäfte in den Innenstädten unter Druck, sondern auch Einkaufszentren. Schon vor der Pandemie leerten sich in den USA die berühmten Shopping-Center, weil Mieter nicht mehr genug Umsatz machten; die ersten sind bereits abgerissen worden. Dort gibt es für die trostlos-verwaisten Einkaufszentren sogar einen eigenen Fachbegriff „Dead Mall“.
Auch das Oberhausener Westfield Centro mit seinen 250 Geschäften ist unter Druck – auch wenn das Besucherinnen und Besucher nicht auf den ersten Blick bemerken. Doch im Vergleich zu den ersten Jahren des 26 Jahre alten Einkaufszentrums ist die Zahl der Besucher stark zurückgegangen – von 22 Millionen auf 15 Millionen. Überlebt das Centro den Konkurrenzkampf um Geld, Zeit und Aufmerksamkeit der Bevölkerung? Andreas Ulmer, seit Oktober 2022 neuer Manager des Centros, ist sich im Interview mit der Redaktion sehr sicher: „Ein ganz klares Ja, das Westfield Centro wird nicht nur überleben, es wird seine Erfolgsgeschichte noch ausbauen.“
Centro-Manager nennt fünf Gründe für eine erfolgreiche Centro-Zukunft
Der 34-Jährige hält seinen Optimismus aus fünf Gründen für sehr realistisch: Einzigartigkeit, Bekanntheit, Investitionshöhen, Kundenorientierung, Organisationsvorteile. „Wir bieten den Kunden eben nicht nur ein reines Shopping-Erlebnis, sondern die Chance auf tolle Freizeiterlebnisse: in den Restaurants, Cafés und bei den Freizeitanbietern der Promenade, in den Kinosälen oder in der Arena. Wir sind froh über jeden, der sich in der Neuen Mitte mit einem attraktiven Angebot ansiedelt.“
Entscheidend für den Erfolg eines Einkaufszentrums ist nach Ansicht von Ulmer die ständige Bereitschaft der Eigentümer, sich nach den Interessen der Kunden zu richten – und für Neuerungen Geld in die Hand zu nehmen. „Gut ist, dass wir als Eigentümer stetig in den Standort investiert haben, denn die Erwartungen der Kunden steigen, sie werden immer anspruchsvoller, da darf man nicht stehenbleiben. Wir wollen stets Vorreiter sein, beim Markenmix, im Bereich Nachhaltigkeit, in ökologischer und sozialer Hinsicht, und auch bei den Services.“
So hat Unibail-Rodamco nach dem Kauf des Centros vom Briten Healey vor neun Jahren einiges erneuert: die Parkhäuser, die Coca-Cola-Oase, die neue Kinderbetreuung Centrolino, Veranstaltungsräume auf der Promenade. Einen großen Wert habe für das Centro die Entscheidung der Eigentümer Unibail-Rodamco-Westfield, die Shopping-Mall mit der international bekannten Marke „Westfield“ auszustatten, die für weltweit besondere Einkaufszentren steht. „Das Rebranding mit Westfield hilft dem Centro – es ist ein Flaggschiff der Shopping-Center in Europa.“ Probieren internationale Top-Marken aus dem amerikanisch-britischen Raum neue Handelskonzepte aus, steuern sie jetzt eher als früher das Centro an – weil ihnen Westfield als Markenname bekannt ist.
Centro-Manager Andreas Ulmer: Vielfalt der Freizeitgestaltung hat extrem zugenommen
Dass selbst Einkaufszentren wie das Centro mit seiner außergewöhnlichen Freizeitwelt drumherum um Besucher kämpfen müssen, erklärt sich Ulmer auch mit der gesellschaftlichen Entwicklung der Freizeitgestaltung. „Die Vielfalt an Möglichkeiten hat extrem zugenommen. Wir bieten hier schon sehr gute Erlebnisse, aber heutzutage kann jeder auch vieles in seinem Zuhause erleben, ohne unterwegs zu sein. Aber wir erleben auch, dass die Kunden nach Corona wieder zurückkommen, weil sie das Gesamterlebnis vor Ort zu schätzen wissen und nicht mehr alleine von der Couch aus Ware kaufen müssen. Wir sind jetzt nah an den Vorpandemiezahlen.“
Dass die alten Innenstädte wie die Oberhausener Marktstraße, die Sterkrader Bahnhofstraße, die Duisburger Königstraße oder die Essener Kettwiger Straße noch viel mehr gegen Besucherschwund zu kämpfen haben als die Einkaufszentren, liegt auf der Hand. Ihre Startposition ist auch aus dem Blick des versierten Leiters verschiedener Einkaufszentren äußerst ungünstig.
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„Shopping Center haben im Vergleich zu Innenstädten erhebliche Organisationsvorteile: Wir können als Eigentümer und Betreiber aus einer Hand einheitlich und schnell reagieren; die Städte müssen viele Immobilienbesitzer unter einen Hut bringen“, erläutert Ulmer. „Zudem ist der Standard eines solchen Shopping-Centers wie des Westfield Centros mit viel Investment verbunden – für Modernisierungen, bauliche Themen, Infrastruktur, Service, auch fürs Reinigungs- und Sicherheitspersonal, für die Grünpflege.“
Und genau dafür, für die Ausstattung und Lebensqualität ihrer Zentren, haben die hoch verschuldeten Kommunen im Ruhrgebiet meistens nicht ausreichend freies Kapital zur Verfügung.