Oberhausen. Für guten Spargel sind gerade rund 17 Euro pro Kilo fällig. Das liegt zum einen am frühen Erntezeitpunkt. Aber es gibt noch andere Gründe.
- Wer guten Spargel kaufen will, muss derzeit rund 17 Euro pro Kilo bezahlen
- Der Preis wird in den nächsten Wochen fallen, je mehr geerntet wird
- Der Oberhausener Landwirt Christoph Köster rechnet aber mit einem hohen Preisniveau
- Ein Grund ist der gestiegene Mindestlohn in Deutschland
Die Deutschen sind verrückt nach Spargel. Und wer verrückt nach dem Gewächs ist, wird diesen Anblick lieben: Wie Erntehelfer Ardian Luzi mit seinen Händen die braune Erde verstreicht und ein kleiner weißer Kopf aus dem Damm lugt. Ein routinierter Griff mit dem Erntewerkzeug und der Spargel ist raus: Weiß, lang und gerade, wie ihn die Deutschen mögen.
Die Spargelsaison läuft auf dem Köstershof in Oberhausen an. „In diesem Jahr begann sie etwas langsamer“, sagt Landwirt Christoph Köster, der mit schweren Schuhen zwischen weißen Planen steht. Der April sei ungewöhnlich kalt gewesen, und da sich das königliche Gemüse an der Erdtemperatur orientiert, braucht es etwas länger, bis die Spargelstangen die Köpfe rausstrecken. Täglich laufen die Erntehelfer die Reihen an der Gabelstraße im Stadtteil Walsumermark ab. In den nächsten Wochen werden sie Tausende Stangen aus der Erde stechen.
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Der gemächliche Einstieg in die Spargelsaison hat keine Auswirkungen auf die Erntedauer. Am 24. Juni, am Johannistag, ist Schluss, damit die Nährstoffe im Boden bleiben und es auch im nächsten Jahr wieder frischen Spargel gibt. Das verkürzte Erntefenster ist auch nicht das große Problem für Christoph Köster. Der Landwirt hat andere Sorgen: den Mindestlohn und das Kaufverhalten der Kundinnen und Kunden.
Mindestlohn bereitet Oberhausener Landwirt Sorgen
Seit dem 1. Oktober gilt in Deutschland ein Mindestlohn von zwölf Euro. Die Erntehelfer vom Köstershof sind fest angestellt, so dass Landwirt Christoph Köster noch Sozialabgaben leistet. Der Lohnanstieg tut den Erntehelfern gut, Köster bereitet er Sorgen. „Durch den gestiegenen Mindestlohn wird der Spargel-Preis in diesem Jahr höher sein.“ Der Haken für den Bauern: Zwar gibt es aus seiner Sicht ein großes Interesse an nachhaltigen Lebensmitteln, allerdings wollen Kundinnen und Kunden dafür nicht unbedingt mehr Geld ausgeben. Er nennt das ein „konträreres Verbraucherverhalten“: „Kunden wollen regionale Produkte mit hohen Standards, entscheiden sich aber für günstige Lebensmittel.“
Nach Angaben des Verbandes Süddeutscher Spargel- und Erdbeerbauern steht Deutschland mit einem Mindestlohn von zwölf Euro auf Platz zwei hinter Luxemburg. Das ist für Erntehelfer attraktiv, sorgt aber dafür, dass Lebensmittel in anderen EU-Ländern billiger produziert werden können. Kunden können also in Supermärkten bares Geld sparen, gerade in Krisenzeiten. Köster fürchtet, dass die deutsche Landwirtschaft nicht wettbewerbsfähig ist – erst recht, wenn der Mindestlohn weiter angehoben wird. „Deshalb plädieren wir Landwirte dafür, den Mindestlohn in unserer Branche auszusetzen.“
Köstershof Oberhausen: Geschälte Stangen kosten genau so viel wie ungeschälte
Christoph Köster will nicht „jammern“. Es gibt ja auch Grund zur Freude: Die Corona-Pandemie scheint bewältigt zu sein, im Hofladen kann wieder ohne Maske und Abstände eingekauft werden. „Das war schon eine Herausforderung für uns“, sagt er. Der Spargel präsentiert sich im Laden in guter Nachbarschaft mit Kartoffeln, Eiern und Erdbeeren. Die Schälarbeit übernimmt eine Maschine in einem anderen Raum – kostenlos. Ungeschält oder geschält – im Köstershofs kostet der Spargel genau so viel. Am Dienstag waren rund 17 Euro pro Kilo fällig. Erwartungsgemäß wird der Spargel im Verlauf der nächsten Wochen günstiger, wenn die Ernte auf Hochtouren läuft.
Die Spargelernte bleibt aber Handarbeit. Auch wenn es bei Ardian Luzi so aussieht, als könnte er das im Schlaf machen. Die Maschine, die die Folie vom Damm hochnimmt, fährt leise weiter. Luzi gräbt die nächsten Köpfe aus. Die Reihe ist noch lange nicht zu Ende.