Oberhausen. Bei The Ash in Oberhausen steht veganes Steak auf der Karte. Clou: Das „Fleisch“ wird im 3D-Drucker hergestellt. Kann das schmecken? Ein Test.

Mit einem 3D-Drucker lässt sich Kunststoff dreidimensional formen. Plastikschicht für Plastikschicht entsteht ein Gebilde, das sicherlich schön anzusehen ist. Reinbeißen würden aber wohl die wenigsten. Um so erstaunlicher liest sich folgende Nachricht: Restaurant in Oberhausen serviert vegane Steaks aus dem 3D-Drucker. Veganes „Fleisch“ ist angesichts der vielen pflanzlichen Alternativen, die es mittlerweile sogar im Supermarkt und beim Discounter gibt, keine Sensation. Aber aus dem 3D-Drucker? Wir wagen den Geschmackstest: Im Steakhaus der Kette The Ash gegenüber dem Centro steht das besondere Steak auf der Karte.

Das Aussehen

Das kann sich sehen lassen. Auf einem Bett von Rosmarinkartoffeln und gegrillten Paprika und Zucchini liegt ein bereits in Häppchen geschnittenes scharf angebratenes Stück Fleisch – könnte man meinen, wenn man nicht explizit die vegane Variante bestellt hätte. Die Form erinnert tatsächlich an Steak, das dunkle Äußere macht Lust auf die typisch fleischigen Röstaromen.

Nur die Konsistenz erinnert rein äußerlich nicht wirklich an Steak. Die gedruckte Masse aus Kichererbsen, Sojaprotein und Kokosfett sieht definitiv aus wie Fleisch, ähnelt wegen der Faserigkeit aber eher länger Gegartem statt kurz Angebratenem. Erstaunlich ist die Farbe. Da haben die Produktentwickler des israelischen Unternehmens Redefine Meat (zu deutsch etwa: Definiere Fleisch neu) eine ziemlich gute Mischung aus Roter Bete und Cranberry-Saft hinbekommen.

Geschmack und Konsistenz

Es gibt vegane Produkte, die fühlen sich im Mund an wie gepresste Pampe aus Pappe und gemahlenen Sägespäne. Und genau so schmecken sie leider auch oft. Mit einer gewissen Zurückhaltung dürften Skeptiker also das vegane Steak auf die Gabel spießen und reinbeißen. Doch die Überraschung ist riesig. Die Konsistenz ist absolut fleischig – nicht so fest wie Steak, aber wer nicht weiß, was er da gerade isst, meint, er habe ein Stück Rind auf dem Teller.

Eine vegane Vorspeise: Fleischlose Hähnchen-Sticks.
Eine vegane Vorspeise: Fleischlose Hähnchen-Sticks. © WAZ Oberhausen | nage

Zweifel kommen eher beim Geschmack auf. Rindfleisch? Oder doch Lamm? Außergewöhnliche Gewürze? Nicht schlecht, aber doch etwas ungewohnt schmeckt das Steak aus dem 3D-Drucker. Im direkten Vergleich mit der „echten“ Filet-Variante auf dem Nachbarteller sind die Unterschiede zwar deutlich zu erschmecken. Aber lässt man sich drauf ein, würzt man eventuell auch noch etwas nach, geht man mit dem gesättigten Gefühl nach Hause, ein leckeres Stück Fleisch gegessen zu haben.

Der Preis

Das Redefine Meat Flanksteak mit Rosmarinkartoffeln, Grillgemüse und (selbstverständlich veganer) Portwein-Jus kostet bei The Ash in Oberhausen derzeit 22,50 Euro (Stand: April 2023). Die Portion ist ordentlich, das Gericht schön angerichtet. Zum Vergleich: „Echte“ Fleischgerichte in vergleichbarer Größe sind im Schnitt etwas teurer, wie zum Beispiel Rindfleisch-Medaillons mit Pilzen und Kartoffeln, die für 30,50 Euro auf der Karte stehen. Ein Rumpsteak ohne Beilagen kostet 30 Euro (250 Gramm). Wer einen gemütlichen Abend im The Ash verbringt, genügend Zeit und Appetit für Vor-, Haupt- und Nachspeise mitbringt, zahlt inklusive Getränken gut und gerne 120 Euro. Entscheidet man sich für besondere Steaks wie das Rib Eye für knapp 90 Euro wird’s dementsprechend teurer.

Nachtisch im The Ash Oberhausen: Warmer Apfel Crumble mit Vanille-Eis.
Nachtisch im The Ash Oberhausen: Warmer Apfel Crumble mit Vanille-Eis. © WAZ Oberhausen | nage

Das Drumherum

Veganes Steak ist nicht das einzige fleischlose Gericht im Ash-Angebot. Kommt die Rote-Bete-Falafel noch von sich aus ohne tierische Zutaten aus, gibt es die Chicken Strips mit vegetarischem Hühnchen-Ersatz. Die vegane Bolognese-Soße kommt wie das gedruckte Steak aus dem Hause Redefine Meat. Doch ein Steakhaus wäre kein Steakhaus, wenn nicht auch die Fleisch-Liebhaber auf ihre Kosten kämen. Gebratenen Speck serviert man am Brammenring als Vorspeise hochkant in einem Cocktail-Glas, Steaks aller Art stehen auf der Karte, ebenso Burger.

Ergattert man bei The Ash einen Fensterplatz, genießt man seine Getränke mit Blick auf den Gasometer.
Ergattert man bei The Ash einen Fensterplatz, genießt man seine Getränke mit Blick auf den Gasometer. © WAZ Oberhausen | nage

Apropos Cocktail: Wenn man im The Ash einen Fensterplatz ergattert, genießt man seine Getränke mit Blick aufs Centro und den Gasometer – die vielbefahrene Osterfelder Straße beflissentlich ignorierend. Und wer im Anschluss noch Platz im Magen findet, kann sich bei untergehender Sonne einen Cheesecake oder warmen Apfel-Crumble mit Vanille-Eis schmecken lassen.

Das Fazit

Die Zeiten, in denen veganes Essen geschmeckt hat wie eingeschlafene Füße, sind vorbei! Für Vegetarier oder Veganer, die aus moralischen Gründen keine tierischen Produkte essen möchten, den Fleisch-Geschmack aber mögen, werden bestimmt ihre Freude am veganen Steak aus dem 3D-Drucker haben. Doch auch alle anderen können ruhig einen Versuch wagen.

Der Test: anonym und ohne Vorankündigung

Für unseren Restaurant-Test haben wir The Ash als Gast besucht – anonym und ohne Voranmeldung beim Betreiber. Speisen und Getränke haben wir selbstverständlich selbst gezahlt.Unsere Erfahrungen und Erlebnisse sind subjektiv. Über Geschmack lässt sich immer streiten. Aber so ist nun mal das Leben.

The Ash Oberhausen am Brammenring 115 öffnet in der Regel von 11.30 bis 22.30 Uhr, freitags und samstags bis 23 Uhr, sonntags und montags ab 10 Uhr. Kontakt: 0208 98992599, the-ash.com/restaurants/oberhausen