Oberhausen. Alle paar Wochen säubert die Gruppe “Cleaning Green“ eine Dreckecke in Oberhausen. Warum sie die Vermüllung der Stadt nicht mit ansehen kann.

Was sie am Samstag bei Nieselregen auf und an der Knappenhalde an Unrat aufgesammelt haben, dürfte die Ladefläche eines kleinen Lkws einnehmen. 15 Frauen und Männer waren rund vier Stunden lang zugange. Das Ergebnis war eindrucksvoll: mehr als 480 Kilo Müll. "Cleaning Green" (englisch für "grün reinigen") heißt die offene Gruppe, die Wibke Maaß (46) aus Schmachtendorf im September 2022 ins Leben gerufen hat. Sie will Zeichen gegen die Vermüllung der Stadt setzen.

Etliche Müllsäcke mit den üblichen Abfällen aus Plastik, Blech oder Papier, eine große Wanne voller Flaschen, ein leerer Kanister, das Oberteil eines Kinderwagens, die Überreste eines Schaukelstuhls, ein Auspuff, der Rahmen eines Mopeds, ein zerbrochener Plastikstuhl und natürlich Autoreifen waren am Ende an der Lipperstraße abgestellt. Die Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO) werden alles abholen.

Man schafft halt in der Gruppe mehr

„Ich kann den Anblick des ganzen Mülls nicht mehr ertragen“, erklärte Sylvia (61) aus Sterkrade, eine der Teilnehmerinnen. Eines Tages habe sie selbst angefangen, Unrat aufzusammeln, habe dann aber die Gruppe gefunden.

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„Man schafft in der Gruppe mehr, hat anschließend das Gefühl, richtig etwas geschafft zu haben“, ergänzte Hannah (45), ebenfalls aus Sterkrade. Ute (62) aus Osterfeld hat die Gruppe beim Sammeln im Grafenbusch angetroffen. „Das fand ich toll“, sagte sie und ist seitdem dabei.

WBO liefern die Hilfsmittel

Auch Initiatorin Wibke Maaß hat viele Jahre allein Abfälle gesammelt. Sie hat als Müllpatin in ihrem Viertel begonnen. Eine Grundausstattung an Zangen, Müllsäcke, Handschuhe und Warnwesten haben die WBO ihr für die Gruppe nach Hause geliefert.

Zum Start nahm man sich beim World Cleanup Day (Weltaufräumtag) im September den Volkspark in Sterkrade vor. „Es kamen etwa sieben Personen“, erinnert sie sich. Seitdem würden es immer mehr. Die Aktivitäten sprachen sich herum, auch im Internet. Mittlerweile gibt es Kontakte zu Gleichgesinnten in Nachbarstädten. Samstag war Heiko Jäger aus Dortmund dabei. Er organisiert dort ebenfalls solche Aktionen.

Unbekümmertheit und fehlendes Unrechtsbewusstsein

Mittlerweile nimmt sich die Gruppe alle zwei bis drei Wochen eine Dreckecke in Oberhausen vor. „Am Kaisergarten-Parkplatz (Duisburger Straße) haben wir vor kurzem 360 Kilo Abfälle gesammelt“, berichtete Gerhard Maas (78) aus Sterkrade. „Ich habe den Eindruck, dass es mit dem Müll schlimmer wird“, sagte er. Unbekümmertheit und fehlendes Unrechtsbewusstsein würden dazu führen. „Wir reden alle über vermüllte Meere und Strände. Aber vor der eigenen Haustür fängt es an.“

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Eine Nachbarin wollte nicht mit Namen genannt werden. Sie berichtete aber, es sind meist Autofahrer, die die vielen kleinen Abfälle einfach aus dem Fenster werfen. Sie wunderte sich, dass die Knappenhalde nicht einfach eingezäunt wird.

Schon im Kindergarten anfangen

Nach Ansicht von Wibke Maaß muss schon im Kindergarten ein Bewusstsein für Vermüllung vermittelt werden. „Viele Eltern lehnen es ab, dass ihre Kinder den Abfall anderer Leute wegräumen“, glaubt sie. Dabei könne man dem Problem doch nur begegnen, wenn man die Kleinen für die Sache gewinnt. „Die Leute, die heute Müll wegwerfen, die kann man nicht mehr erreichen.“ Wibke Maaß hält eine leere Capri-Sonne hin, die sie unter dem Laub gefunden hat. Haltbarkeitsdatum: 8/1986. Sie wird sich auch in weiteren 37 Jahren nicht aufgelöst haben.

>>>Info: Am 18. März startet in Oberhausen der nächste Frühjahrsputz

Bei den Wirtschaftsbetrieben Oberhausen werden nach Angaben von Pressesprecher Jan Küppers keine Aufzeichnungen darüber geführt, welchen Beitrag einzelne Bürgergruppen im Kampf gegen die Vermüllung leisten. Aber man unterstütze solche Aktionen. In der Vergangenheit habe etwa eine solche Privataktion im Monat stattgefunden.

Wilde Ansammlungen von Müll sollten dem Beschwerdemanagement der Stadt unter Tel. 0208-825-7777 gemeldet werden. Sie würden dann beseitigt.

Vom 18. bis zum 25. März sind in Oberhausen wieder Bürgerinnen und Bürger dazu aufgerufen, am Frühjahrsputz mitzuwirken. Wo sich Einzelne oder Gruppen dafür anmelden können, wird noch bekanntgegeben.