Oberhausen. Gemüse schneiden, richtig würzen, nachhaltig portionieren und vor allem viel lachen: Ein Oberhausener TV-Koch mischt einen Herren-Kochkurs auf.
Die silberne Pfanne wird heiß. Und TV-Koch Stefan Opgen-Rhein zieht erwartungsfroh die Augenbraun nach oben: „Wenn Butter und Gemüse verschmelzen, dann ist das für mich der größte Moment der Küchen-Erotik!“ Zwölf Männer ab 50 Jahren staunen, schmunzeln - und wollen es genauer wissen. Warum? „Das liegt an den Duftstoffen. Riecht mal - ganz wunderbar!“ Aus den hinteren Reihe schallt es: „Stimmt, ich werde schon ganz nervös!“ In dieser Küche wird heute viel gelacht!
Der Kochkurs in der Großküche des Martha-Grillo-Seniorenzentrums an der Gustavstraße hat es in sich: Die Herren bleiben nämlich unter sich. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) möchte bislang unerfahrene Küchenbrutzler mit Anregungen versorgen, sich selbstständig mit leckeren Gerichten zu versorgen.
„Einige Männer leben im höheren Alter alleine - und essen zu viel ungesundes Fast Food. Dabei lassen sich mit den richtigen Griffen einfache und preisgünstige Speisen selbst kochen“, sagt Stefan Opgen-Rhein, der bereits das Sparkassen-Casino an der Wörthstraße führte und bei TV-Shows wie „Abenteuer Leben“ (Kabel 1) mitwirkte.
TV-Koch Stefan Opgen-Rhein: Anfänger salzen die Gerichte oft zu stark
Auch diesmal filmen Fernsehkameras des WDR die dampfenden Töpfe mit selbst veredelter Erbsen-, Hühner-, Möhren- und Tomatensuppe mit. Opgen-Rhein würzt das wuselige Ausprobieren mit seinen Anekdoten. Was machen Küchen-Novizen häufig falsch? „Anfänger nehmen viel zu viel Salz. Dann ist man hoffnungslos verloren. Besser ist es, behutsam und regelmäßig abzuschmecken.“
Opgen-Rhein wirbelt zwischen den Töpfen mit Suppen und Eintöpfen aus der Revier- und Bergmannsküche hin und her. Sagt aber auch mit einem Augenzwinkern: „Lasst euch Zeit! Ich habe heute nichts mehr vor.“ Aber auch: „Putzen nicht vergessen. Alles muss sauber sein!“
Seine lockere Art kommt an. „Schaut mal hier, meine Tomaten!“, schallt es von der anderen Küchenhälfte herüber. Die Männer schneiden, würfeln und zerkleinern in einer Tour. Sie tragen aus hygienischen Gründen durchsichtige (und ziemlich wärmende) Plastik-Mäntel. In kleinen Dreier-Gruppen lässt Opgen-Rhein die zwölf Männer machen - greift aber mit vielen Tipps ein.
Und siehe da. Selbst banale Kochvorbereitungen, wie das feine Zwiebelschneiden, sind eine Wissenschaft für sich. „Schneidet mit Gefühl, aus der Schulter heraus, die Messer sind scharf.“ Der Star-Koch kennt die Technik: „Erst die Zwiebel halbieren, den Strunk dran lassen, das Messer nicht bis zum Ende durch die Zwiebel schneiden, sondern sauber ziehen. Fertig!“
TV-Koch Stefan Opgen-Rhein: Männer holen sich gesunde Anregungen
Was hilft gegen tränenden Zwiebel-Augen, Herr Star-Koch? Manche würde einen Schluck Wasser im Mund behalten und durch die Nase atmen. Andere sich eine Taucherbrille aufsetzen. Doch Opgen-Rhein zeigt sich eher als Purist: „Männer, da müsst ihr heute einfach durch!“
Die Koch-Anfänger haben ihren Spaß - und sind aus unterschiedlichen Gründen dabei. Jürgen Schlieper (67) hat vom Kurs aus der Zeitung erfahren. „Ich bin Rentner, meine Frau arbeitet noch und ich suche eine Beschäftigung. Ich freue mich, hier mit Gleichgesinnten in Kontakt zu kommen. Den Koch fand ich gleich interessant.“
Schlieper kocht schon etwas daheim, möchte sein Wissen aber verfeinern. Sein bisheriger Favorit: „Linseneintopf mit Blutwurst!“ Andere Teilnehmer haben noch keinerlei Kochlöffel-Erfahrung. So wie Uwe Hetkamp (60). „Meine Frau kocht immer, die hole ich nicht mehr ein. Aber ich befinde mich in der Altersteilzeit und suche nach sinnvollen Hobbys.“ Hetkamp interessiert sich auch für den nachhaltigen Umgang mit den Zutaten. Und ja: Die ersten Handgriffe klappen schon ganz gut.
TV-Koch Stefan Opgen-Rhein: Lachende Gesichter bei Erbsen-Erzählerei
Opgen-Rhein empfiehlt mit Blick auf das Haushaltsgeld: „Größere Portionen kochen und diese dann einfrieren!“ Das lohne sich schnell und schone den Geldbeutel. Kein Wunder, dass die Töpfe beim Kurs groß sind. Dort schwimmen Porree, Möhren, Kartoffeln, Zwiebeln, Lorbeerblätter und Bauchspeck. Die Feinabstimmung läuft. Die Hauptzutat wird gekostet: „Zu weich?“, „Nein, genau richtig!“ „Es ist immer gut, wenn die Erbse noch etwas Biss hat und nicht zu weich und matschig ist“, sagt der erfahrene Koch. Erbsen-Erzählerei!
Natürlich werden die Revier-Gerichte hinterher in der Gruppe gemeinsam verspeist - doch schon während der Zubereitung kommen die Männer untereinander ins Palavern. Scheu müssen Löffel-Legastheniker wirklich nicht sein. Opgen-Rhein (sein erstes eigenes Gericht war ein Garnelen-Cocktail) beruhigt: „Wer Bock hat zu kochen, wird es auch lernen.“
>>> Große Küche im Martha-Grillo-Seniorenzentrum
Die Mitarbeiter in der großen Küche des Martha-Grillo-Seniorenzentrums kümmern sich sonst um die Gerichte für drei Seniorenresidenzen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) - und versorgen samt der Tagespflege fast 300 Personen. Die Einrichtungen befinden sich an der Gustavstraße hinter dem Hauptbahnhof sowie an der Grenzstraße und Wernerstraße.
Paul Timm von der Fleischerei Timm begleitete mit Stefan Opgen-Rhein den Kochkurs für Männer ab 50 Jahren und konnte beim Kurs einige Tipps aus der Praxis ergänzen. Es gibt noch vier Folgetermine. Der Kurs ist ausgebucht, soll aber wiederholt werden.