Oberhausen. Die Krankenquote der Stadt Oberhausen lag Ende 2022 so hoch wie fast nie in den Pandemie-Jahren. Sie ist viel höher als in privaten Betrieben.
Wenn sich Oberhausenerinnen und Oberhausener wundern, warum die eine oder andere Sache in ihrer Heimatstadt so langsam vorangeht oder man üppige Wartezeiten auf einen Vorsprech-Termin hinnehmen muss, lohnt sich ein Blick auf den Krankenstand der Stadtbediensteten. Dieser lag im Dezember 2022 mit 11,7 Prozent fast auf einem Negativrekord aller Monate während der dreijährigen Pandemiezeit. Nur im März 2020 maßen die Statistiker mit 13,8 Prozent eine höhere Fehlquote an erkrankten Beamten und Angestellten der Stadt.
Das geht aus dem neuesten Personal- und Organisationsbericht der Rathaus-Spitze hervor, den sie dem Rat einmal im Quartal vorlegen muss. Ein Krankenstand von 11,7 Prozent bedeutet: Von derzeit knapp 3000 Beschäftigten der Stadt Oberhausen für die Kernverwaltung, Feuerwehr, Kindergärten und den offenen Ganztag an Grundschulen waren 345 wichtige Personalkräfte im Durchschnitt des Monats Dezember so sehr erkrankt, dass sie zu Hause bleiben mussten. Betrachtet man die Krankheitsausfälle über das gesamte Jahr, so blieben stets rund zehn Prozent der Stadtbediensteten der Arbeit aus gesundheitlichen Gründen fern – also fast 300 Kräfte Monat für Monat.
Stadt Oberhausen hat schon seit vielen Jahren ein Problem mit hohen Krankenständen
Oberhausen hat allerdings auch außerhalb von Pandemiezeiten ein Problem mit hohen Krankenständen. So betrug bereits im Frühjahr 2018 der Krankenstand der Stadtbediensteten 12,4 Prozent (Februar) bzw. 11,8 Prozent (März). Immer wieder von der Stadt überlegte Maßnahmen, mit mehr Reha, Gesundheitskursen und Reduzierung von Arbeitsspitzen in belasteten Ämtern die Krankheitsrate zu drücken, fruchten offenbar nicht.
Schon vor über zehn Jahren blickte der damalige Personaldezernent Jürgen Schmidt besorgt auf die hohen Fehlzeiten. In den Jahren 2011 und 2012 bezifferte die Stadt den Krankenstand im Schnitt auf etwa 7,6 Prozent, während die private Wirtschaft nur eine Fehlquote wegen Krankheit zwischen drei und vier Prozent meldete, also halb soviel. Die Stadt zählt allerdings bei ihren Fehltagen jeden einzelnen Krankentag mit; Privatunternehmen erfassen Kurzkrankheiten von einem bis zwei Tagen dagegen in der Regel nicht.

Die hohen Krankheitsquoten in der Stadtverwaltung sind auch deshalb verblüffend, weil in diese Statistik der Stadt der Gesundheitszustand von Mitarbeitern der Müllabfuhr und Straßenreinigung nicht einfließt, die schließlich nicht in warmen Büros sitzen, sondern Kälte, Regen, Sturm und Schnee trotzen müssen. Denn diese sind bei der halb privaten, halb städtischen Gesellschaft Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO) beschäftigt. Auffällig ist auch: Große Abteilungen neigen bei der Stadt Oberhausen zu höheren Krankenständen als kleinere, stellten die Personalfachleute bereits vor zehn Jahren fest. Schmidt erklärt sich das damals mit einem größeren Verantwortungsgefühl des Einzelnen gegenüber Kollegen und Kolleginnen in einem kleinen Team. Jeder Ausfall lässt allerdings die Belastung der anderen steigen.

Und wie sah es bei Privatbetrieben in Deutschland in den vergangenen Jahren aus? Nach einer aktuellen Statistik der Techniker Krankenkasse waren im vergangenen Jahr mit über fünf Prozent der gesetzlich Krankenversicherten so viele Menschen krank wie im gesamten Jahrzehnt davor nicht. Am Arbeitsplatz fehlten wegen gesundheitlicher Ursachen im Jahre 2021 nur 3,98 Prozent. Bisheriger „Rekordhalter“ war das Jahr 2018 mit einem Krankenstand von 4,25 Prozent. Auch nach den Daten der Krankenkasse DAK stieg die Fehlquote wegen Erkrankung im vergangenen Jahr um 1,5 Punkte auf 5,4 Prozent stark an – dies ist nach den DAK-Daten der höchste Wert seit Beginn der Analysen vor 25 Jahren. Wie dem auch sei: Die Durchschnittswerte aus der Privatwirtschaft liegen jedenfalls deutlich unter den Ausfallquoten im öffentlichen Dienst der Stadt Oberhausen.