Oberhausen. Wie will die SPD mehr Menschen für die Parteiarbeit gewinnen? Wie läuft die Arbeit in Berlin? Der Oberhausener SPD-Chef Dirk Vöpel im Interview.
Der Oberhausener SPD-Chef und Bundestagsabgeordnete Dirk Vöpel (51) äußert sich im Interview mit unserer Redaktion zum Krisenjahr 2022 und zu den Chancen einer besseren SPD-Parteiarbeit im Jahr 2023.
Herr Vöpel, die SPD Oberhausen hat angekündigt, mehr Menschen zum Mitmachen in der Partei bewegen zu wollen. Aufbruchstimmung hat den jüngsten Parteitag in Oberhausen im September 2022 geprägt – ist davon zur Jahreswende noch etwas übrig geblieben?
Vöpel: Na klar ist da etwas übrig geblieben. Wir haben auf dem Parteitag im September die entsprechenden Beschlüsse gefasst. Derzeit geht es an die konkrete Umsetzung, die das Jahr 2023 prägen wird.
Sie haben drei große Mitmach-Themenwerkstätten beim Parteitag angekündigt: Neben „Stadtentwicklung, Klimaschutz, Mobilität und Digitalisierung“ gehören „Soziales und Senioren“ sowie „Bildung und Sport“ dazu. Haben die Themenwerkstätten bereits getagt?
Ja, diese Themenwerkstätten haben ihre Arbeit aufgenommen. Im Arbeitskreis „Soziales“ hatten wir zum Beispiel einen EVO-Mitarbeiter zu Gast, um die Folgen der Energiepreiskrise für die Menschen in Oberhausen im Detail zu besprechen. Wir setzen also auch auf externe Experten als Gesprächspartner, um die Parteiarbeit in Oberhausen inhaltlich besser zu gestalten. Im neuen Jahr werden wir dann alle Bürgerinnen und Bürger zu den einzelnen Themenwerkstätten einladen. Das wird sowohl über Pressemitteilungen als auch über die sozialen Netzwerke geschehen. Auch unseren digitalen Auftritt wollen wir ja verbessern.
Die Zahl der Oberhausener SPD-Mitglieder (aktuell etwa: 1200) sinkt kontinuierlich, der Mitgliederbestand wird zudem im Schnitt immer älter – was wollen Sie konkret dagegen tun?
Wir wollen Themen aufgreifen, die möglichst nahe an den Menschen sind, etwa wenn es um die konkrete Situation im Wohnviertel geht, zum Beispiel um den Parkplatzmangel und mögliche Quartiersparkhäuser oder um E-Mobilität und die fehlende Ladeinfrastruktur. Wir setzen auf eine Sogwirkung: Menschen, die bei solchen Themen als Bürgerinnen und Bürger mitdiskutieren, werden später vielleicht als Mitglieder den Weg in die SPD finden. Aufregen tun sich viele, mit anpacken will kaum einer. Das wollen wir ändern.
Auf Bundesebene spüren Bundeskanzler Olaf Scholz und die SPD in Umfragen rauen Gegenwind, dagegen erhalten die Grünen als Teil der Ampelkoalition eher positive Bewertungen – was machen die Sozialdemokraten falsch?
Ich glaube, dass sich mittel- und langfristig die solide Arbeit des Bundeskanzlers bei den Wählerinnen und Wählern auszahlen wird. Unter dem Strich ist das ruhige Agieren des Regierungschefs nicht falsch. Ein besseres Erklären des Regierungshandelns wäre vielleicht manchmal angebracht, aber das ist einem Hanseaten wie Olaf Scholz nicht unbedingt gegeben.
Ist aus Ihrer Sicht Ihre persönliche Präsenz im Wahlkreis wichtig?
Ja, denn für mich ist es seit meinem Einzug in den Bundestag im Jahr 2013 sehr wichtig, immer wieder Termine im Wahlkreis, also in Oberhausen und Dinslaken, wahrzunehmen. Das erdet meine Arbeit als Abgeordneter in Berlin, weil man hier in Oberhausen von den Menschen Klartext hört.
Welcher fraktionsinternen Gruppierung gehören Sie an – dem eher konservativen Seeheimer Kreis oder der Parlamentarischen Linken?
Ich gehöre seit dem Jahr 2013 zum Seeheimer Kreis, vor allem, weil ich dort sofort konkrete Hilfe und Unterstützung erhalten habe, als ich erstmals in den Bundestag eingezogen bin. Früher nannte man die Seeheimer ja auch „Kanalarbeiter“. Wer aus Oberhausen und dem Ruhrgebiet kommt, ist eher an praktischen Lösungen interessiert als an endlos langen Theoriedebatten. Da stehen einem die eher pragmatischen Seeheimer schon näher als die oft noch sehr theoriegeprägten SPD-Linken.