Oberhausen. Anfang 2022 hat Ameos einen Großteil des Marienhospitals leergezogen – dort wohnen jetzt Flüchtlinge. Wird das Krankenhaus aufgegeben?
Die Unterbringung von Kriegsflüchtlingen bereitet den Städten im Ruhrgebiet so erhebliche Probleme, dass diese neben Turnhallen wie der Oberhausener Willy-Jürissen-Halle und Hotelzimmern wie in Essen das frühere Dorint-Hotel sogar auch Krankenhaus-Räume wie im Osterfelder Marienhospital belegt haben.
Die Sorge der Bürger, dass damit die Geschichte des Krankenhauses in Osterfeld endgültig zu den Akten gelegt wird, begegnet der Eigentümer, die Schweizer Ameos-Holding, mit der Zusicherung, dass das Gebäude an der Nürnberger Straße 10 auf jeden Fall in Zukunft als Hospital diene. Das Konzept von Ameos sieht aber nur eine abgespeckte Version vor. Das Marienhospital wird kein Vollversorger mehr, sondern nur ein „Zentrum für Schmerz- und Altersmedizin“.
Ende Februar verließ die Geriatrie das Marienhospital Richtung Sterkrade
Bereits vor Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hat der europäische Klinik-Betreiber Ameos beschlossen, die noch verbliebene gesamte Geriatrieabteilung im Osterfelder Marienhospital komplett leerzuziehen. Ende Februar 2022 erfolgte der Umzug des gesamten Personals und aller Patienten ins St.-Clemens-Krankenhaus Sterkrade.
„Nur vorübergehend“, versicherte im Februar noch die hiesige Ameos-Sprecherin Annette Kary. Grund sei ein akuter Ärztemangel, aufgrund dessen die medizinische Versorgung der Patienten in Osterfeld nicht mehr gesichert werden könne. „Im Clemens-Hospital kann man in der aktuellen Situation disziplinübergreifend mehr Ressourcen und Kapazitäten schaffen, um die geriatrischen Patienten gut versorgen zu können.“ Bis heute vor Ort in Osterfeld geblieben sind die Schmerzklinik, die Geriatrische Tagesklinik, die Kurzzeitpflege und Therapie- wie Reha-Angebote im Reha-Zentrum.
Bereits im März 2022 nutzte die Stadt die Chance und mietete für über 150 Flüchtlinge die leeren Krankenzimmer als Wohn- und Schlafort von Ameos an – zunächst bis Ende des Jahres, der Vertrag wird aber verlängert.
Ameos will gleichwohl sein Versprechen aus der Zeit des Kaufs von drei Oberhausener Kliniken von der katholischen KKO-Gruppe im Jahre 2019 halten, das Marienhospital als Krankenhaus weiterzubetreiben. „Die Planungen für den Ausbau des Ameos Klinikums St. Marien Oberhausen zu einem Zentrum für Schmerz- und Altersmedizin sind weiterhin auf einem guten Weg“, versichert Kary auf Anfrage der Redaktion. „Sobald die organisatorischen und personellen Rahmenbedingungen gegeben sind, kehrt die Altersmedizin wieder ins Marienhospital zurück.“
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Allerdings: Einen Zeitplan haben die Krankenhaus-Profis für den Rückzug der Geriatrie noch nicht entwickelt. Die Lage ist offenbar noch zu unübersichtlich – durchaus auch mit dem Blick auf die Flüchtlingswellen aus der Ukraine. Ebbte der Zustrom von Menschen in Not aus der Ukraine noch im Sommer ab, machten sich mit der Dauer des Krieges immer mehr Ukrainer auf den Weg in den Westen – nach Polen, nach Italien, nach Frankreich, nach Deutschland. „Wann die Voraussetzungen für den Umzug der Geriatrie nach Osterfeld geschaffen sind, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen“, meint auch aus diesem Grund die Ameos-Sprecherin.
Oberhausen hat bisher bereits 3800 Ukraine-Flüchtlinge aufgenommen
Oberhausen hat bisher bereits 3800 Ukraine-Flüchtlinge aufgenommen, von denen ein Teil aus unterschiedlichen Gründen in andere Städte umgezogen oder in ihr Heimatland zurückgekehrt ist. Offiziell sind in Oberhausen 3150 Ukrainer neu in der Stadt gemeldet (Stand: Ende Oktober 2022). Die Kosten für die Stadt sind enorm: Für Unterbringung, Betreuung, Unterricht, Erzieherische Hilfen und Essen in Flüchtlingsheimen bringt Oberhausen bis Ende des Jahres über 22 Millionen Euro auf, die zum Teil mit 17,6 Millionen Euro vom Land erstattet werden.