Oberhausen. Die EVO darf ab sofort nach Erdwärme im Stadtgebiet suchen. Die Vision: Diese Wärme aus der Tiefe soll Häuser und Wohnungen in Oberhausen heizen.

Auf Island ist Geothermie die wichtigste Energiequelle – Vulkane und Geysire gibt es zwischen Walsumermark und Alstaden zwar nicht, aber trotzdem bietet die Geothermie auch in Oberhausen realistische Chancen. Die Energieversorgung Oberhausen (EVO) will das jetzt im Detail prüfen.

Der lokale Energieversorger darf nach aktuellen Angaben nun „ganz offiziell erkunden, wo genau Wärme in der Tiefe der Oberhausener Erdkruste vorhanden ist“. Diese Forschung soll für die Kundinnen und Kunden möglichst schnell nutzbar gemacht werden, heißt es weiter.

Fernwärme sei schon jetzt ein bedeutender Baustein der Energieversorgung in der Stadt. Bislang stammt die Fernwärme aber noch aus Kraftwerken, die fossile Energieträger wie etwa Gas nutzen. Die seit Jahren bewährte und vergleichsweise preiswerte Fernwärme will die EVO nun möglichst zügig „dekarbonisieren“, das heißt, auch in diesem Bereich soll der klimaschädliche Ausstoß an CO2 reduziert werden.

„Um das für den Klimaschutz so wichtige Ziel zu erreichen, müssen klimafreundliche Alternativen für die Erzeugung der Fernwärme gefunden werden“, unterstreicht EVO-Sprecherin Sabine Benter. Die Geothermie, die sogenannte „tiefe Geothermie“, solle dabei hier in Oberhausen künftig eine zentrale Rolle spielen.

Erste Studie weckt Optimismus: „Es sieht gut aus!“

Die EVO hat dazu bereits eine erste Studie von der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastruktur und Geothermie (IEG) vornehmen lassen. Das Fraunhofer IEG schätzte dabei ab, wie groß das Erdwärme-Potenzial in Oberhausen ist. Das Ergebnis verblüfft: „Es sieht gut aus!“ So lautet jedenfalls die Einschätzung der EVO-Fachleute.

Experten in NRW würden generell Potenzial für eine sogenannte hydrothermale Nutzung geeigneter Gesteinsformationen sehen. Dabei wird heißes Thermalwasser in einen Kreislauf gefördert, diesem Wasser wird jene Wärme entnommen, die dann – über Wärmeleitungen dorthin transportiert – Häuser und Wohnungen heizen soll. Nach der Wärmeentnahme wird das abgekühlte Wasser wieder in die Erde eingebracht.

Bis solche Projekte konkret in Oberhausen umgesetzt werden können und es das erste Geothermie-Kraftwerk im Stadtgebiet geben wird, sind allerdings weitere Untersuchungen nötig. Dazu hat die zuständige Bergbehörde, die Bezirksregierung Arnsberg, der EVO jetzt die sogenannte „bergrechtliche Erlaubnis“ zur Suche nach Erdwärme auf dem Stadtgebiet erteilt.

Christian Basler, technischer Vorstand der EVO „Geothermie in Oberhausen könnte mit Blick auf die Klimaziele einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der Fernwärme leisten.“
Christian Basler, technischer Vorstand der EVO „Geothermie in Oberhausen könnte mit Blick auf die Klimaziele einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der Fernwärme leisten.“ © FFS | Christoph Wojtyczka

„Geothermie in Oberhausen könnte mit Blick auf die Klimaziele einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der Fernwärme leisten“, wird Christian Basler, technischer Vorstand, in der EVO-Mitteilung zitiert. Die Fraunhofer-Einrichtung IEG (Bochum) und das Oberhausener Fraunhofer-Institut Umsicht sind dabei als Projektpartner vorgesehen. Beide Institute beraten die EVO bei dem Vorhaben.

Professor: „Große Chancen gerade für Städte wie Oberhausen“

„Geothermie bietet gerade für Städte wie Oberhausen, die auf ein gutes Fernwärmenetz setzen können, sehr große Chancen. Oberhausen kann sich damit beispielgebend mit kostengünstiger erneuerbarer Wärme versorgen, wenn sich die geologischen Randbedingungen so günstig erweisen wie erwartet“, unterstreicht Prof. Dr.-Ing. Görge Deerberg, Direktor für Transfer des Fraunhofer Instituts Umsicht.

Die EVO will die Oberhausener Bevölkerung in nächster Zeit fortlaufend über die Projektfortschritte informieren.