Oberhausen. Die Frauenberatungsstelle Oberhausen stellt Videos ins Netz, die Opfern häuslicher Gewalt Auswege aus einem oft tödlichen Kreislauf aufzeigen.
Wenn Gewalt eskaliert, stehen die Opfer unter Schock. Die Mitarbeiterinnen der Frauenberatungsstelle Oberhausen wissen das. Sie begleiteten 2021 rund 400 Frauen in Krisensituationen. Knapp die Hälfte davon war von ihren Partnern misshandelt worden. Begriffe wie Polizeigesetz oder Gewaltschutzgesetz aber waren den meisten Betroffenen fremd. Die Unsicherheit, an wen sie sich wenden können, wo es Hilfe gibt, war groß. „Das muss sich ändern“, beschlossen die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle und fertigten mit der örtlichen Polizei, dem Amtsgericht, einer Anwältin und dem Frauenhaus fünf Videos an, die das genaue Vorgehen bei häuslicher Gewalt beschreiben.
„Gewalt gegen Frauen ist leider ein Dauerthema bei uns“, erzählt Sabrina Rees von der Oberhausener Frauenberatungsstelle. Viele der Betroffenen, die irgendwann dann doch den Weg in die Beratungsstelle an der Helmholtzstraße 48 finden, würden bereits seit Jahren von ihren Lebenspartnern geschlagen. „Die Dunkelziffer ist hoch“, weiß Rees. Die Gründe für dieses so lange Schweigen seien vielfältig. Scham ist das eine. Weil etwa bei einer erfolgreichen Bürochefin nicht sein kann, was nicht sein darf. Aber auch die Angst davor, in einem Sorgerechtsstreit die Kinder zu verlieren, spiele eine Rolle. Denn genau mit dieser Angstvorstellung setzten viele Partner die Frauen gerne unter Druck. So mancher Täter aber bereue auch selbst sofort nach seinem Gewaltausbruch, überzeuge die Partnerin zu bleiben und reißt sich dann zunächst tatsächlich zusammen. „Bis es dann doch wieder passiert.“
Selbst bei einem Gewaltausbruch seien es in vielen Fällen nicht einmal die Frauen selbst, die die Polizei einschalteten. „Manchmal sind es die Kinder, oft aber auch die Nachbarn.“ Dabei sei genau dieser Schritt der erste aus einer letztlich vielleicht sogar tödlichen Falle. „Denn dank des Polizeigesetzes NRW hat die Polizei die Möglichkeit, den Täter aus der Wohnung zu verweisen“, erläutert Rees. Stimmt die Frau zu, darf die Polizei die Frauenberatungsstelle einschalten. „Wir rufen dann sofort an und vereinbaren einen ersten Beratungstermin innerhalb dieser zehn Tage.“
Schritt für Schritt erläutern die Filme, wo es Hilfe gibt
Diese zeitliche Frist sei wichtig. „Denn in den meisten Fällen erfahren die Frauen nur so, dass sie selbst oder über eine Anwältin beim Amtsgericht in Oberhausen nach dem Gewaltschutzgesetz bereits innerhalb dieser zehn Tage anordnen lassen können, dass der Täter die gemeinsame Wohnung danach für zehn weitere Tage nicht betreten darf.“ Diese 20 Tage geben der Familie und ihrem Rechtsbeistand Luft, um weitere Schritte einzuleiten. „Dazu gehört beispielsweise ein Eilverfahren, um die Verweisung aus der Wohnung um bis zu sechs Monate zu verlängern.“
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All dies ist auch in den Videos zu sehen, die im Auftrag der Frauenberatungsstelle von einer professionellen Produktionsfirma angefertigt worden sind. Darüber hinaus aber noch viel mehr. Im ersten Video schildert eine Streifenwagenbesatzung der Polizei Oberhausen konkret, wie sie vorgeht, wenn sie zu einem Fall von häuslicher Gewalt gerufen wird. Mitarbeiter des Kriminalkommissariats 11 berichten, weshalb es so wichtig ist, dass sie die Opfer später noch einmal zu einer Befragung bitten und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der polizeilichen Opferschutzstelle stellen ebenfalls ihre Arbeit vor.
Untertitel für die Filme werden noch erstellt
Ganz abgeschlossen ist das Video-Projekt aber noch nicht. Zurzeit werden noch Untertitel erstellt, zunächst in Deutsch, später auch in weiteren Sprachen. Zu finden sind die fünf Videos unter diesem Link: https://frauenhelfenfrauen-oberhausen.de/infomaterial/info-videos/
Erstellt wurden die Filme im Auftrag der Frauenberatungsstelle von der Firma schaefer-film.com. Generelle Informationen zur Frauenberatungsstelle und Kontaktmöglichkeiten gibt es in unterschiedlichen Sprachen unter folgender Internet-Adresse: https://frauenhelfenfrauen-oberhausen.de/international/
Broschüren zum Thema Gewalt, auch in unterschiedlichen Sprachen, sind hier zu finden: https://frauenhelfenfrauen-oberhausen.de/infomaterial/broschueren/
Im zweiten Video erläutert eine Oberhausener Anwältin, welche umfangreichen Rechte die betroffenen Frauen haben. In den übrigen drei Filmen erklären die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amtsgerichts, des Frauenhauses und der Frauenberatungsstelle in Oberhausen, was sie für die Betroffenen tun können und wie sie ihnen zur Seite stehen. Die Videos sind ab sofort auf der Homepage der Frauenberatungsstelle Oberhausen zu finden und können dort kostenlos abgerufen werden.