Oberhausen. Sie tauchen plötzlich an Straßenmündungen auf – die grauen Kästen aus Hartplastik wirken so unauffällig, dass Bürger sie verdächtig finden.
Merkwürdige graue Kästen sind in diesen Tagen Spaziergängern in Oberhausen aufgefallen: Sie hängen gerade mal in Hüfthöhe an den Masten der Verkehrsschilder und sehen aus, als ob jemand dort einen Werkzeugkoffer aus Hartplastik angeschraubt hätte. Ein schwarzer, recht robust wirkender Griff zum schnellen und leichten Abtransport ist bereits angebracht. Aber damit dies niemand missversteht, riegeln zwei dicke Eisenschlösser den Kofferinhalt ab und die Aufhängung wirkt sehr robust. Wozu dienen diese geheimnisvollen Kästen, fragen sich Oberhausener beispielsweise an der Ecke Rolandstraße/ Seilerstraße im Schladviertel, nördlich der Danziger Straße?
Zum Glück wissen die Fachleute im Oberhausener Rathaus, was in den Straßen alles so hängt und herumliegt: Die grauen Kästen dienen nicht dem beliebten „Geocaching“-Spiel, bei dem man mit GPS-Satelliten-Ortung und Mobiltelefon extra verborgene Schätze suchen soll, wie manche vermuten. Sondern in den Kästen sind sensible elektronische Anlagen verborgen, die den Verkehr auf den jeweiligen Straßen zählen.
Berührungslos erfassen die grauen Kästen sogar das Tempo der Autofahrer
Die Stadtplaner im Rathaus lassen die bisher drei städtischen Geräte in den grauen Kästen, sogenannte Seitenradarmesssysteme, installieren, um genaue Daten über das Fahrzeug-Aufkommen zu erhalten. Früher hat Oberhausen hierfür grobe Mess-Matten auf der Straße verwendet; seit 2012 werden diese Anlagen durch die neuen Mess-Kästen ersetzt, die die Daten im Unterschied zu den Matten berührungslos ermitteln. Diese Systeme erfassen nach Angaben der Stadt-Pressestelle sogar die verschiedenen Fahrzeugarten, etwa Pkw, Lkw oder Autos mit Anhängern. Und Autofahrer aufgepasst: Die Radarsysteme sind so gut, dass sie auch unauffällig die Geschwindigkeit der Autos erkennen können.
Aber keine Sorge: Die Stadt versichert der Redaktion schriftlich, dass Raser mit diesen Seitenradarmesssystemen nicht erwischt werden können. Denn personenbezogene Daten werden nicht erfasst, Beweisfotos sind nicht möglich: Wer also zu schnell gefahren und erfasst worden ist, der bleibt anonym in den Messziffern verborgen.
Für die Verkehrs- und Stadtplaner sind solche Messungen wichtig, da die Daten entscheidend sind, um Vorhaben umzusetzen: Ist eine Tempo-30-Zone notwendig? Benötigt man neue Ampeln? Oder fährt Schwerlastverkehr durch Straßen, die Lkw eigentlich nicht befahren sollen? Deshalb wechseln Fachleute regelmäßig den Standort der Geräte – und verlegen sie im wöchentlichen Rhythmus.