Oberhausen. Wegen Grünschnitt-Arbeiten galt auf einem Parkplatz in Oberhausen ein Halteverbot. Doch etliche Autofahrer bekamen davon überhaupt nichts mit.

Irgendjemand hat unrecht in dieser Geschichte: Entweder die Stadt oder 88 Autofahrerinnen und Autofahrer, die Bußgeld-Verwarnungen vom Ordnungsamt erhalten haben. Ereignet hat sich die Sache an einem Wochenende im August. Die Servicebetriebe Oberhausen (SBO) wollten Pflegearbeiten am Pendlerparkplatz Hansastraße hinter dem Hauptbahnhof durchführen. Hierfür wurden von den Wirtschaftsbetrieben Oberhausen (WBO) bereits drei Tage vorher Halteverbotsschilder aufgestellt. Das Problem: Ein Leser unserer Zeitung (Name der Redaktion bekannt), berichtet, dass diese absolut nicht zu erkennen waren. Dies weist ein Sprecher der WBO weit von sich: Alles sei ordnungsgemäß ausgeschildert gewesen. Und doch gab es am Ende 88 Knöllchen. Wie kann das sein?

Schlechte Sicht am frühen Morgen: Wo sind all die Schilder hin?

Es war am Samstag, den 20. August, als unser Leser – ein junger Mann, der in Düsseldorf arbeitet – auf den Parkplatz unweit des Zentrum Altenberg fuhr, so wie er es regelmäßig seit zwei Jahren tut. Die Uhr zeigte 5.58 Uhr, daran kann er sich erinnern, und dass bereits fünf bis sechs weitere Fahrzeuge auf der Fläche standen. Um diese Uhrzeit sei es draußen noch „stockduster“ gewesen. Beim Befahren des Parkplatzes, aus dem Kreisverkehr von Stadtmitte aus kommend, habe er wie immer auf Radfahrer geachtet, die hier den Weg kreuzen können, und auf Autos, die ihm an dieser Stelle häufig vom Parkplatz heraus entgegenkommen. Parkverbotsschilder seien ihm nirgends ins Auge gefallen.

Bei der WBO ist man sich keiner Schuld bewusst. Der Einsatz mit Reinigungs- und Grünschnittarbeiten war einer von vielen, von langer Hand geplant und durchgeführt – trotz aller Widrigkeiten. Schließlich standen ja offensichtlich 88 Fahrzeuge im Weg, wie die Stadt uns auf Nachfrage mitteilte. Das Prozedere lief so ab:„Erst geht der Antrag ans Baustellenmanagement der Stadt“, erklärt WBO-Sprecher Jan Küppers, „dann werden 72 Stunden vorher die Schilder aufgestellt“. Zum Beweis schickt er uns ein Foto per E-Mail, das in der Tat zwei große runde Parkverbotsschilder zeigt, die links und rechts die Zufahrt zum Parkplatz flankieren. Zusätzlich sind sogar noch ein Absperrzaun und zwei Pylonen zu sehen. Zu welcher Uhrzeit genau die Aufnahme gemacht wurde, ist für uns nicht ersichtlich. Doch eins ist klar: Nur ein Depp würde bei einem solchen Aufgebot an Schildern, Absperrung und Pylonen (die ja hätten umgefahren werden müssen) diese Parkfläche befahren. Warum haben es dennoch 88 Männer und Frauen getan?

Knöllchen über 50 Euro – und der Feierabend ist dahin

„Ich hätte mir auf jeden Fall woanders einen Parkplatz gesucht“, sagt auch unser Leser, „wenn ich das Verbot bemerkt hätte.“ Nach einem langen Arbeitstag sei er um 17.45 Uhr zu seinem Wagen zurückgekehrt. „Ich hatte mich schon so auf eine Pizza und ein Bier gefreut.“ An seiner Windschutzscheibe erwartet ihn „Post“ vom Ordnungsamt, welche die Feierabendstimmung sofort senkt: 50 Euro Bußgeld wegen des Parkens im absoluten Halteverbot. „Ich habe mich um die eigene Achse gedreht und überall nach einem Verbotsschild gesucht“, berichtet er. „Dann habe ich in der Ferne etwas erspäht.“ Er lief hin und da seien sie tatsächlich gewesen, die zwei Schilder am Eingang. Standen sie am Morgen schon da? Hätte man sie im Dunkeln sehen können?

Vermutlich ist es mit den 50 Euro nicht getan. „Die würde ich ja einfach kommentarlos überweisen“, sagt unser Leser, „damit die Sache schnell erledigt ist.“ Zwei Wochen danach sei aber noch ein Brief bei ihm eingetrudelt. Es käme demnächst noch eine Rechnung von einer Autowerkstatt auf ihn zu, in unbekannter Höhe. Wie sich herausstellte, hatten die falsch parkenden Fahrzeuge einzeln angehoben werden müssen, um den Heckenschnitt durchführen zu können.

Noch wartet der unfreiwillige Falsch-Parker auf die angedrohte Strafe, doch spätestens als er von den 87 anderen erfahren hat, die verbotenerweise auf dem Parkplatz Hansastraße standen, besteht für ihn kein Zweifel: „Das kann nur völlige Blödheit oder ziemlich dreiste Abzocke sein.“