Oberhausen. Bald schließt ein Oberhausener Seniorencafé. Der Betreiber, die Awo, begründet den Schritt mit Unwirtschaftlichkeit. Eine Tochter ist besorgt.

Das Café Klatsch wird Ende des Jahres schließen. Auf Nachfrage dieser Redaktion erklärt der Betreiber, die Arbeiterwohlfahrt Oberhausen, das Café sei aufgrund der Konkurrenzsituation vor Ort und der gestiegenen Preise insgesamt nicht mehr wirtschaftlich. Das Café wurde 2015 eröffnet und sollte durch seine zentrale Lage ein Treffpunkt für Jung und Alt sein. Nach sieben Jahren wird der Betrieb allerdings eingestellt. Die Entscheidung wurde in den Gremien der Awo getroffen, aber noch nicht öffentlich kommuniziert.

Die gute Nachricht für Awo-Mitglieder: Das Service-Center an der Elsässer Straße 17 bleibt zunächst bestehen. Zwar erwägt die Awo auch einen Umzug, sollte es dazu kommen, würde jedoch das Service-Center in der Nähe bleiben. „Wir respektieren geltende Mietverträge“, sagt Awo-Geschäftsführer Gerrit Plein. Zunächst bleibt der Standort also erhalten.

Die schlechte Nachricht: Ältere Menschen verlieren ein Café mit bezahlbaren Preisen und womöglich einen Ort, an dem sie sich mit anderen austauschen können. Die Awo legt zwar Wert darauf, dass jegliche Treffen von Awo-Mitgliedern weiterhin möglich seien. Die Teeküche bleibt bestehen. Die Tochter einer Besucherin drückte gegenüber dieser Redaktion aber auch ihre Befürchtungen aus.

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„Weiß die Awo, was sie damit anrichtet?“

Ihrer 83-jährigen Mutter sei mitgeteilt worden, dass eine 14-tägliche Runde für Senioren aufgelöst werde. „Gerade die alten Menschen haben sehr unter der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen gelitten, für meine Mutter und Ihre Bekannten waren diese zwei Tage im Monat das Highlight“, schreibt Bettina Marquardt. „Ich frage mich wirklich, ob die Verantwortlichen der Awo wissen, was sie damit anrichten.“ Ihre Mutter habe während der Pandemie kaum soziale Kontakte: „Und gerade jetzt, wo alles besser läuft, fällt diese Entscheidung?“

Awo-Geschäftsführer Gerrit Plein zeichnet im Gespräch mit dieser Redaktion ein differenziertes Bild. Die Entscheidung sei mit Blick auf die Konkurrenzsituation vor Ort getroffen worden. Fußläufig sind weitere Cafés zu erreichen, die teilweise ähnliche Getränke und Speisen anbieten. Das Café Klatsch habe deshalb viele Kunden verloren. In der Vergangenheit sei es nur noch spärlich besucht gewesen.

Energiekrise und Inflation sorgen für Minus-Geschäft

Und dann ist da noch die Preissteigerung: Gestiegene Energiekosten und die allgemeine Inflation machten das Café mit bis zu 100 Plätzen unwirtschaftlich. Dies sei für die Awo schon vor den Krisen ein Zuschuss-Geschäft gewesen. Doch durch die Preissteigerungen habe sich die Situation verschlechtert. Der Erwartungshaltung an geringe Preise für Kaffee und Kuchen könne die Awo so nicht gerecht werden.

Die Folge: Das Café Klatsch schließt Ende Dezember. Jenes Café, das sogar die frühere Ministerpräsidentin Hannelore Kraft besuchte, um mit Awo-Mitgliedern zu diskutieren. „Ich hoffe, dass die Awo zu einer anderen Lösung kommt und die Senioren nicht im Stich lässt“, schreibt Bettina Marquardt. Die Awo will weiterhin Ansprechpartner im Europahaus sein. Plein betont, dass lediglich das Café eingestellt werde. Dies war unter der Woche täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet, freitags bis 13 Uhr. Das öffentliche Café im Hermann-und-Luise-Albertz-Wohndorf in Sterkrade-Nord bleibt erhalten. Eine Neueröffnung an einem anderen Ort in der Innenstadt ist derzeit kein Thema.