Oberhausen. Das Jazzkarussell hat zum dritten Konzert der Saison eingeladen. Gitarrist Klaus Spencker ließ ansprechende Melodien durch das Gdanska schweben.
Mal ehrlich: Dass der Hannoveraner Gitarrist Klaus Spencker jetzt fünfzig Prozent mehr Zuhörer anzog als der Start des Jazzkarussells in die neue Saison vor vier Wochen, ist doch ein Erfolg und Grund zum Jubel, oder? Klingt toll, beweist aber nur, dass man sich von großen Zahlen nicht blenden lassen sollte.
Denn es war gerade mal ein Dutzend aufrechter Jazzfans, die den heimeligen Saal des Gdanska alles andere als füllten. Man hätte sich gewünscht, dass auch NRW-Kulturministerin Ina Brandes dabei gewesen wäre, die gerade erst vollmundig von einer Mindestgage für Musiker schwadroniert hatte. Eine Forderung, die seit langem durch die Szene geistert, aber selbst in (natürlich auch nicht guten) Vor-Corona-Zeiten völlig unrealistisch war; weil die im Raum stehenden 250 Euro pro Nase die Produktionskosten für ein Konzert in derart schwindelerregende Höhen treiben würden, dass dreistellige Eintrittspreise (statt moderater 15 Euro etwa beim Jazzkarussell) erst die Folge und dann der Ruin aller engagierten Clubs wären. Diese Clubs bedürfen gegenwärtig mehr denn je zuvor einer strukturellen Förderung und des teilhabenden Zuspruchs des Publikums, weil es sonst nur noch eine Frage der Zeit ist, wann für das Kulturleben endgültig Schicht im Schacht ist.
Dezente Eleganz und luzide Tonalität
Sehen wir es mal positiv: Bei fünf Musikern auf der Bühne und zwölf Zuhörern davor war die Betreuungsintensität jetzt im Gdanska verdammt hoch – und das musikalische Erlebnis nicht minder. Spiegelt Klaus Spenckers Gitarre doch in schöner Farbigkeit die Jazzgeschichte, aber ganz unaufdringlich fein in dezenter Eleganz und luzider Tonalität.
Sauber angetrieben von dem Bostoner Drummer Bertram Lehmann, der nicht nur seine Sticks, sondern auch Filzklöppel auf Toms und Cymbals tanzen ließ, grundsolide geerdet von Peter Schwebs mit entspannten Basslines, schwebten ansprechende Melodien durch Zeit und Raum; Melodien, die der Saxophonist Felix Petry, der weiland schon mit Kuro das Gdanska rockte – äh … sie wissen schon – in fabelhafter Geschmeidigkeit bereicherte und dabei von Eike Wulfmeier am Flügel mit packenden Harmoniegerüsten begleitet wurde.
Jazzmusik – „ein Leben mit Wasser und Brot“
Was sich zu erfrischender Modernität addierte, einfach nur Spaß machte und entsprechend lautstark gefeiert wurde. Ihre gemeinsame Zugabe mit der Gastgeberin Eva Kurowski brachte schließlich das gegenwärtige Elend trefflich auf den Punkt. Sang sie doch über dem famosen Standard „Body & Soul“ mit dem ihr eigenen Humor: „Jazz ist unser Leben. Ein Leben mit Wasser und Brot.“ Wie lange es dafür noch reicht, bleibt angesichts des gegenwärtigen Desinteresses an Kulturereignissen jedweder Art die große Frage. Nina Hagens „Ich glotz TV“ ist jedenfalls keine gute Antwort.