Oberhausen. Die neueste Hitliste „Smart Citys“ von 81 Städten in Deutschland entlarvt die Schwächen des Standorts Oberhausen – aber zeigt auch Stärken.

Dass Oberhausen die digitalste Kommune Deutschlands wird und wie Hamburg vier Jahre hintereinander den Titel „bundesweit smarteste Großstadt“ erringt – davon ist die 210.000-Einwohner-Stadt noch ziemlich entfernt, aber nicht mehr wie früher meilenweit. Denn Oberhausen holt in der digitalen Hitliste des Unternehmerverbandes Bitkom kräftig auf und springt im Vergleich zum Vorjahr 13 Plätze im Gesamtranking nach vorne auf Rang 52 der 81 untersuchten Städte über 100.000 Einwohner.

Oberhausen liegt damit noch vor den Städten Herne, Moers, Recklinghausen, Bremen, Koblenz, Bottrop, Mülheim und Leverkusen. Das geht aus dem diesjährigen „Smart-City-Index 2022“ hervor, den Bitkom als Vertreter der digitalen Wirtschaft seit vier Jahren erstellt. Untersucht wurden fünf Bereiche: digitale Verwaltung, IT-Ausstattung im Stadtgebiet, intelligente Energie- und Umweltlösungen, umweltfreundliche Mobilität und digitale Gesellschaft (etwa für Bürger verfügbare öffentliche Daten und Beteiligungschancen). Erfasst werden 36 Indikatoren mit 133 Parametern und 11.000 Datenpunkten.

2019 lag Oberhausen nur auf Rang 77 von 81 Städten

In den vergangenen Jahren hat Oberhausen bei diesem Ranking schlecht abgeschnitten: So erhielt Oberhausen beim Smart-City-Index 2019 vor drei Jahren nur 29,3 von 100 möglichen Punkten – und landete auf Platz 77 von 81 Städten. Mit dem jetzigen Platz 52 hat sich Oberhausen vom Abstiegsplatz ins Mittelfeld nach oben gekrabbelt und 53,8 von 100 möglichen Punkten errungen. Doch noch immer lassen die größeren Ruhrgebietsstädte wie Gelsenkirchen (Platz 17), Dortmund (19.), Essen (29.) und Duisburg (41.) Oberhausen hinter sich.

Oberhausen will aufholen – und hat nach einigem Anlauf dafür Fördergelder für die nächsten fünf Jahre aus dem Bundeshaushalt gewonnen: Insgesamt fließen so bis 2027 rund zwölf Millionen Euro zusätzlich nach Oberhausen. Für eine schlagkräftige Digi-Truppe schafft das Rathaus dafür unter anderem insgesamt sechs Vollzeitstellen: Vier sind schon mit Fachkräften besetzt, zwei weitere werden nun in der Abteilung Stadtplanung/Stadtentwicklung geschaffen. Kosten: 220.000 Euro im Jahr, abgesegnet gegen die AfD-Stimme von der Politik im Hauptausschuss.

Rathaus-Arbeit in Oberhausen zu wenig digitalisiert

Nach der Bitkom-Studie ist im Vergleich zu den anderen Städten die Rathaus-Arbeit (Platz 64) in Oberhausen zu wenig digitalisiert. Gemeint sind beispielsweise bessere interne Prozesse mit elektronisch geführten Akten, mehr von Bürgern selbst zu erledigende Online-Dienste, eine informativere Webseite und leichte Ämter-Kontakte für Bürger über Chatbots, einheitliche Behördennummern und vielfältige Mängelmelder.

Durch den Ausbau des Glasfasernetzes, des 5G-Mobilfunks und des öffentlichen WLAN in Bussen und in der Innenstadt springt Oberhausen im Bereich der digitalen Infrastruktur im Stadtgebiet zwar um 20 Plätze nach oben auf Rang 54, doch beim tatsächlichen Breitband-Anschluss, dem LoRaWAN-Netz zwischen Geräten („Internet der Dinge“) und dem Datenplattform-Angebot hinkt Oberhausen hinterher.

So schnitten die Ruhrgebietsstädte bei der Bitkom-Studie ab

Beim diesjährigen Smartcity-Index des Digitalbranchenverbandes Bitkom gewinnt zum wiederholten Male in der Gesamtwertung mit 86,1 von 100 möglichen Punkten Hamburg vor München und Dresden. Die Hansestadt büßt aber stark an Vorsprung ein, weil die anderen Großstädte in Deutschland bei der Digitalisierung aufholen.

Neben Bochum (Rang 8) und Gelsenkirchen (Rang 17)landet im Ruhrgebiet nur noch Dortmund (19) unter den Top 20. Die weiteren Plätze an Ruhr und Rhein: Herne (54), Hagen (51), Essen (29), Oberhausen (52), Duisburg (41), Recklinghausen (60) und Düsseldorf (9).

Im Umweltbereich muss sich Oberhausen in mehreren Bereichen verbessern, landete nur auf Platz 65: Intelligent ist die Straßenbeleuchtung nur in wenigen Fällen, etwa wenn Bewegungsmelder die Lampen stromsparend in Nebenstraßen steuern. Der Anteil von Stromautos und emissionsarmen Busse ist geringer als in anderen Städten. Auch die Ladeinfrastruktur kann im Stadtgebiet einen deutlichen Schub vertragen.

Guter Platz im Bereich Mobilität für Oberhausen

Auf einem guten 33. Platz landet Oberhausen bei der Mobilitätsuntersuchung der digitalen Experten. Schließlich kann man Parkgebühren oft mit Karte bezahlen, werden Wegweiser wie am Centro und Verkehrsampeln nach aktuellen Verkehrsströmen geschaltet, existieren smarte Leih-Roller und -Räder, Handy-Apps für minutengenaue Stoag-Verbindungen und freies WLAN in Bussen und an einigen Haltestellen.

Nur halb so gut schneidet Oberhausen beim Blick auf die digitalen Gesellschaftsstrukturen ab. Hier wird nur Rang 62 erreicht, im Vergleich zum Vorjahr ging es sogar um zehn Plätze runter. Man steht hier zwar bei der digitalen Bürgerbeteiligung und der Bereitstellung städtischer Daten für alle noch ganz anständig da, aber es fehlt nach Beobachtung der Bitkom-Leute an Coworking-Plätzen für digital arbeitende Selbstständige, an einer größeren Digitalszene, Start-up-Hubs und digitalem Engagement des lokalen Einzelhandels.