Oberhausen. Schlager-Sängerin Vanessa Mai hat vor 1100 Fans ihr “Für immer“-Konzert gerockt. Zum Finale zeigt sie in Oberhausen die Regenbogen-Flagge.

Das Ding ist durch! Drei Viertel des Konzerts von Schlager- und Pop-Sängerin Vanessa Mai sind schon geschafft. Da wird es auf der Bühne unruhig. Solo-Musiker schauen sich gegenseitig an. Hinter den Kulissen wird gekramt. Die Sängerin blickt ungläubig zum Schlagzeuger herüber. „Hast du sie wirklich durchgehauen?“ Jau, die Trommel hat es hinter sich. Da müssen selbst Stars aus dem Musik-Geschäft schmunzeln.

Ihr Konzert hört sich nach Arena Oberhausen an - es ist aber tatsächlich die Luise-Albertz-Halle: Vanessa Mai hat sich bei ihrer „Für immer“-Tournee in kleinere Säle eingemietet. Das Konzert musste mehrfach verlegt werden. 1100 Fans meldet der Veranstalter - quasi oder zumindest fast ausverkauft.

Vanessa Mai: Bestuhlte Halle überrascht die Fans

Der bestuhlte Innenraum irritiert dann aber doch. Weder das Alter des Publikums, noch die Sängerin mit ihren wenig gebrechlichen 30 Jahren erfordern eigentlich eine Sitz-Party. Und so richtig Platz nehmen mochte in 105 Minuten auch kaum einer.

Immerhin praktisch: Vanessa Mai geht zwischendurch auf Tuchfühlung und nimmt von Anhängern in der ersten Reihen die Teddybären, selbstgebastelten Briefe und Luftballons in Empfang.

Ziemlich nett: Ganz junge Fans dürfen sich vor die Bühne hocken. Ziemlich nervig: Alle Fans müssen sich vor Konzert-Beginn auf der beeindruckenden LED-Leinwand durch eine beeindruckende Anzahl von Werbespots kämpfen.

Vanessa Mai: Bühnen-Prost auf alle Geburtstagskinder

Deutlich besser kommt da schon die Regenbogen-Flagge an, mit der Vanessa Mai während der Zugaben erscheint und so für die Freiheit aller sexuellen Orientierungen wirbt. „Es lohnt sich im Leben, für seine Haltung einzustehen.“ Dafür gibt’s viel Applaus.

Komplett synthetisch kommt die Schlager-Sängerin trotz ihrer dauernd im künstlichen Wind wehenden Haare auch nicht daher. Eine Fünf-Mann-und-eine-Frau-Band begleitet die Schwiegertochter von Genre-Ikone Andrea Berg („Du hast mich tausendmal belogen“). Neben einem Schlagzeuger mit Durchschlagskraft sind Gitarrist, Bassist, Keyboarder sowie Begleitsänger und -in dabei. Für das Schlager-Genre ist das schon ein recht großes Besteck.

Mit ihren zwei Co-Stimmen lässt sie sich zwischendurch auch ein Flaschen-Bier aus dem Backstage-Bereich reichen. „Wir trinken jetzt gemeinsam auf alle Geburtstagskinder!“ Zwei Arme gehen unter den Zuschauern nach oben. Prost! Auf einen Hauch von Mai im September!

Vanessa Mai: Maisterwerk - tiefer Griff in die Wortspiel-Kiste

Ansonsten gehören alle Pflicht-Hits der als Vanessa Mandekić im baden-württembergischen Backnang geborenen Sängerin zur Konzert-Dramaturgie: „Wolke sieben (ist noch frei)“, „Regenbogen“, „Ich sterb' für dich“ und „Meine größte Schwäche“.

Auch die Wortspiel-Schmiede wird bemüht, wenn „Maisterwerk“ erklingt und etliche Fans auf passenden Mini-Plakaten das neugeschöpfte Synonym für alle Sympathisanten der Sängerin in die Höhe halten.

Und dann hätten wir noch das Finale - ein Duett mit Rapper Sido. Der aber nur auf der Leinwand erscheint. Sie singt: „Das ist kein Happy End…“ Die Fans werden es anders sehen. Am Ende schreibt der Schlager-Star noch etliche Autogramme.

>> Vanessa Mai: Acht Alben landeten in deutschen Top 20

Innerhalb von acht Jahren hat Schlagersängerin Vanessa Mai acht Alben herausgebracht. Von „Endlos verliebt“ (2014) bis „Metamorphose“ (2020). Zwischen 2012 und 2015 fing alles mit der Aspacher Schlagerband Wolkenfrei los. Seit einiger Zeit wird über ein Comeback kokettiert.

Alle ihre Song-Sammler landeten in Deutschland in den Top 20. Die Alben „Regenbogen“ (2017) und „Schlager“ (2018) platzierten sich an der Hitparaden-Spitze. 2016 saß Vanessa Mai neben Dieter Bohlen in der Jury von „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS).