Oberhausen. Glückauf, der Steiger kommt! Eine Oberhausener Kohlenlore ist vor dem Untergang bewahrt worden. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Restauration.
Der bekannte Oberhausener Fotograf Carsten Walden hat mit Unterstützung von Katja Horstmann sowie vielen weiteren Helferinnen und Helfern eine historische Kohlen-Lore aus dem Osterfelder Olga-Park restauriert und attraktiv verziert. Sie war zuvor lange in Vergessenheit geraten – und im Grunde nur noch reif für den Schrottplatz.
Das gesamte Projekt hat sich in enger Abstimmung mit der Stadt vollzogen, denn: Die großdimensionierte Kohlen-Lore – 3,5 Meter lang und 1,5 Tonnen schwer – schmückte in den 1990er Jahren die Landesgartenschau im Olga-Park. Nach dem gärtnerischen Spektakel geriet das Zechen-Relikt allerdings in Vergessenheit, wucherte komplett zu und präsentiere sich zuletzt in einem völlig desolaten Zustand.
Carsten Walden ließ das nicht ruhen. Der Profi-Fotograf arbeitete einst selbst im Bergbau, erst auf der Zeche Osterfeld, dann auf der Zeche Prosper-Haniel an der Stadtgrenze von Oberhausen und Bottrop. Über zwölf Jahre hat Walden daheim in Schmachtendorf eine umfangreiche bergbauliche Sammlung zusammengestellt, dazu zählen zum Beispiel Grubenlampen, Bergbauschüppen, Hacken, sieben Loren und sogar eine Seilscheibe. Der Bergbau hat den Oberhausener also nach seinem Wechsel von dem bergmännischen zum fotografischen Handwerk nie so richtig losgelassen. Wer mit Carsten Walden dazu ins Gespräch kommt, spürt schnell, wie große seine Leidenschaft für Zechenhistorie und Zechenspuren sind.
Kalligraphie-Expertin setzt das i-Tüpfelchen auf das Projekt
Nun also das Loren-Projekt: Mit Hilfe von Freunden ist die Lore transportiert worden; sie wurde gesandstrahlt, geschweißt, neu grundiert und gestrichen. Doch damit war die Restaurierung noch nicht beendet. Katja Horstmann von der Sterkrader Druckerei Horstmann, ein Familienunternehmen in mittlerweile dritter Generation, hat sozusagen das i-Tüpfelchen auf das Loren-Projekt gesetzt.
Sie ist professionell in Kalligraphie, also in der Kunst des schönen Schreibens, geschult und hat in wunderbarer Schrift den Text aller sieben Strophen des Steigerliedes auf die Lore aufgetragen. „Mit einem feinen Pinsel Wort für Wort“, wie sie erklärt. Zuvor sei das gesamte Schriftbild mit Feder und Tusche vorgezeichnet worden: „Glückauf, Glückauf, der Steiger kommt, und er hat sein helles Licht bei der Nacht, und er hat sein helles Licht bei der Nacht; schon angezünd’t, schon angezünd’t . . .“
Das kalligraphische Ergebnis kann sich sehen lassen – die Lore ist in dieser Form ziemlich einzigartig in Oberhausen, ja wohl im ganzen Ruhrgebiet. Sie steht auf einem eigens neu angelegten, vier Meter langem Gleis daheim bei Carsten Walden. Sie ergänzt nun die bergbauliche Sammlung des Oberhauseners, der bald auch öffentliche Rundgänge durch seine ungewöhnliche private Zechen-Kollektion anbieten will. Zudem sucht er weiterhin Bergbau-Relikte, um seine Sammlung noch aufzustocken. Zu dieser Sammlung zählt sogar ein Ein-Personen-Förderkorb, der seinerzeit als Rettungskorb diente, um Bergmänner im Falle des Falles schnell von unter Tage nach über Tage holen zu können.
Die wunderbar restaurierte Steigerlied-Lore ist wohl längst noch nicht das Finale dieser Oberhausener Zechen-Ausstellung.