Oberhausen. Ukraine-Krieg und Corona-Lockdowns in China – Oberhausener Händler und ihre Kunden ärgern sich über massive Lieferprobleme wichtiger Produkte.
Der Kühlschrank ist defekt, der Föhn kaputt und die Spülmaschine macht die Teller nicht mehr richtig sauber: Solche Unannehmlichkeiten können Oberhausenern momentan wochenlange Probleme bescheren. Denn selbst übliche marktgängige Produkte können Fachhändler in diesen Tagen nicht mehr nachbestellen – und die Wartezeiten, bis das gewünschte Gerät endlich wieder lieferbar ist, werden nach Beobachtung der Kaufleute immer länger: Wie so viele andere Branchen, sind auch die Elektronikgeschäfte und ihre Kunden in diesen Monaten von Lieferproblemen und fehlender Warenversorgung geplagt.
Besonders Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen und Kühlschränke sind momentan schwierig zu bekommen, erlebt der langjährige bekannte Elektronikfachhändler „Radio Radtke“ in Oberhausen. Vor allem bei Kühlschränken und Spülmaschinen beobachtet Geschäftsführer Holger Radtke bemerkenswert lange Lieferzeiten. Als Beispiel nennt er einen Kühlschrank, den er bereits im November 2021 bestellt hatte: Ausgeliefert wurde dieser erst im März 2022 – rund vier Monate später. „Bei den Spülmaschinen sind die Lieferzeiten derzeit besonders schlimm“, gibt Radtke an. Bis zu acht Monate müssen Kunden auf eine ganz gewöhnliche Spülmaschine warten. Auch Hifi-Geräte sind von den Problemen in der Lieferkette stark betroffen.
Fachhändler können gewünschte Waren nicht schnell verkaufen
Ob Waschmaschinen, Kühlschränke oder Toaster – auch Hans Dieter Weppelmann vom Innenstadt-Fachgeschäft „Audioland“ an der Marktstraße ärgert sich darüber, dass er Produkte, die er an Kunden verkaufen könnte, nicht schnell genug erhält. Die genauen, konkreten Ursachen für die Probleme bei den einzelnen Produktarten erfahren die Elektronik-Kaufleute von ihren Großhändlern nach eigenen Angaben nicht. „Man kann nur Vermutungen anstellen“, meint Weppelmann – und spekuliert: Vielleicht gebe die Industrie vermehrt Produkte nur an bestimmte Händler weiter und vernachlässige kleinere Unternehmen. Sein Branchenkollege Radkte meint: „Jeder erzählt einem was anderes.“
Aber natürlich sind verschiedene Branchen in ganz Deutschland im Wesentlichen durch zwei Faktoren gebeutelt: China verhängt im Kampf gegen die Corona-Seuche immer wieder monatelange Lockdowns, die ganze Fabriken lahmlegen und den Transport fertiger Waren aus seinen Großhäfen blockieren. Und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat übliche Lieferwege und die Produktion von Vorprodukten abgeschnitten. „Das ist alles so vertrackt, das wird bestimmt noch lange andauern“, vermutet deshalb auch Holger Radtke – und glaubt nicht, dass Lösungen der Probleme schnell erfolgen werden.
Selbst große Händler der Elektronikketten kämpfen mit Problemen
Denn selbst große Technik-Händler wie Mediamarkt und Saturn können Waren nicht mehr so an Kunden verkaufen wie früher – weil die Produkte einfach nicht mehr verfügbar sind. Seien es Hightech-Receiver oder Beamer für Heimkino-Ausstattungen oder auch simple Waren wie Smartphones und Tablets bestimmter Marken und Modelle. „Bei ganz bestimmten Produkten in einzelnen Kategorien lassen sich Lücken derzeit nicht vollständig vermeiden“, beschreibt eine Sprecherin von MediaMarktSaturn die Lage betont undramatisch – und lobt das Unternehmen selbst: „Es gelingt uns bisher gut, eine hohe Produktverfügbarkeit sicherzustellen.“
Ein Blick auf den Online-Shop von Saturn verrät allerdings, dass überraschend häufig die Zeile auftaucht: „Leider keine Lieferung möglich.“ Das ist besonders oft bei Heimkino-Receivern und Haushaltsgeräten wie Spülmaschinen, Gefriertruhen und Kühlschränken zu beobachten.
Angesichts dieser enormen Alltagsprobleme von Händlern ist es da ziemlich erstaunlich, dass der Geschäftsführer von „Radio Radtke“ eine Erfolgsgeschichte vermelden kann: Fernseher aller möglichen Modellvarianten gibt es in den Fachgeschäften in Hülle und Fülle. „Mit Fernsehern kann ich um mich werfen.“ Und noch besser für Kunden: „Die Preise sind gefallen.“