Oberhausen. Die Geldinstitute sahen sich gezwungen, die Negativzinsen der Europäischen Zentralbank an ihre Kunden weiterzugeben. Jetzt ändert sich das.
Schritt für Schritt lösen sich die Banken und Sparkassen von den Strafzinsen für ihre Kunden, die ein wenig mehr Geld als 25.000 Euro auf der hohen Kante haben. Die Sparda-Bank West hat bereits im Juni angekündigt, ihre zum 1. April 2021 eingeführten Negativzinsen, vornehm „Verwahrentgelt“ getauft, ab 1. Juli 2022 mindestens für ein Jahr auszusetzen.
Die Volksbank Rhein-Ruhr schafft die Strafzinsen nach einer Pressemitteilung von Montag ab 1. August 2022 komplett ab. Und die Oberhausener Stadtsparkasse handelt ebenfalls – und das punktgenau: Ab Mittwoch, 27. Juli, wird die Europäische Zentralbank für die Gelder, die die Banken bei ihr hinterlegen, keine Minuszinsen mehr berechnen – und deshalb bestraft die Sparkasse Oberhausen ihre vermögenden Kunden exakt ab diesem Tag ebenfalls nicht mehr mit einem Zinsabzug.
Wie andere Geldinstitute begrüßt die Sparkasse Oberhausen die weltweite Zinswende. Die Europäische Zentralbank (EZB) habe jetzt als letzte große Notenbank nach den USA und Großbritannien mit einer Anhebung der Zinsen das nachvollzogen, was an den Kapitalmärkten bereits seit Wochen mit steigenden Zinsen vorweggenommen worden sei: Nach der deutlichen Zinserhöhung liege der Hauptrefinanzierungssatz der EZB bei 0,50 Prozent und der Einlagenzins bei 0,00 Prozent.
Der Oberhausener Stadtsparkassen-Vorstandschef Oliver Mebus lobt diese Entscheidung der EZB: „Nach über einem Jahrzehnt einer zerstörerischen und die Inflation begünstigenden Negativzinspolitik ist diese Zinsanhebung ein erstes, wichtiges Signal zur Bekämpfung der Inflation und für eine bevorstehende Normalisierung der Verhältnisse.“
Setze die Europäische Zentralbank ihren Kurs konsequent fort, würden Sparerinnen und Sparer wieder Zinsen für ihr Geld erhalten, erklärt der Sparkassenvorstand weiter. Auch Verwahrentgelte seien mit dieser Zinsanhebung passé, „da Banken für das Parken von Geld bei der EZB künftig keine Kosten mehr entstehen“.
Der Sparkassenvorstand führt weiter aus: „Tragisch dabei ist jedoch, dass Sparer und Anleger durch die sehr hohe Inflation zur Zeit höhere Realverluste erleiden als in den letzten Jahren. Bis der Zinsanstieg auch auf dem klassischen Sparbuch in einer nennenswerten Größenordnung ankommt, wird es noch eine ganze Weile dauern.“
Bauvorhaben: Das noch relativ niedrige Zins-Niveau am besten sichern
Was die Sparer in Zukunft noch freuen mag, bedrückt allerdings viele Kreditnehmer. Die Zinsanhebung wirkt sich natürlich mittelbar auch auf bestehende und künftige Finanzierungsvorhaben aus. Der Sparkassen-Vorstand empfiehlt seinen Kundinnen und Kunden mit einer laufenden Baufinanzierung, sich mit Blick auf die Anschlussfinanzierung das heute noch relativ niedrige Zinsniveau zu sichern, etwa über einen Bausparvertrag. So könne man teure Überraschungen bei der Anschlussfinanzierung nach Ablauf der Zinsbindung vermeiden. Ein Bausparvertrag biete sich ebenfalls als Vorbereitung für künftige Kauf- und Bauvorhaben von Immobilien an, ist Sparkassenvorstandsvize Thomas Gäng überzeugt.